Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Autoren: Lisa Graf-Riemann
Vom Netzwerk:
macht ein halbes, der Mann kann rechnen –, bestellt Tom kurzerhand das menú número uno (1) , das erspart ihm die beschwerliche Auswahl, und Lena nimmt menú número dos (2) . Die beiden lassen sich von den Gerichten, die sie bestellt haben, ohne sie zu kennen, einfach überraschen. Und die Überraschung ist durchaus angenehm. Das Essen ist lecker, ebenso der Wein. Tom isst seinen Teller bis auf den letzten Krümel leer, die Vorspeise, den Hauptgang und den Nachtisch, da pickt er sich sogar noch ein paar Rosinen aus Lenas Schälchen. So, alles aufgegessen, dann scheint morgen wenigstens die Sonne. Ob’s den Spruch hier im Sonnenstaat Spanien auch gibt? Egal, Tom ist endlich satt und bestellt zufrieden noch einen halben Liter Wein nach. Nur das Mineralwasser, das er bestellt hat, schmeckt ihm überhaupt nicht. Es hat aber auch jeden Rest von Kohlensäure eingebüßt und schmeckt schal und abgestanden. Aber sonst ist Tom mit der Welt nun wieder einigermaßen im Reinen.
    Was ist da schiefgelaufen?
    Der erste Fauxpas war, in einem gut gefüllten Lokal auf den letzten freien Tisch zuzurennen und ihn selbst zu erobern. Wenn Sie als Gast ein Lokal betreten, wird der Ober oder Kellner – in Spanien sind es meist Männer – Ihnen gern einen Tisch zuweisen, wenn Sie ihm sagen, wie viele Personen Sie sind. Im Fall von Tom und Lena: dos personas . Sind alle Tische belegt, und Sie rechnen damit, dass demnächst einer frei wird, weil die Herrschaften schon bei Eis und Karamellpudding sitzen, dann wäre es sehr unhöflich, sich neben diesen Tisch zu stellen und abzuwarten, bis er frei wird. Sie wissen ja jetzt, wie wichtig den Spaniern die Privatsphäre ist.
    Mit Fettnäpfchen Nummer zwei sorgte Tom im Restaurant zwar für Heiterkeit, erzielte aber nicht den erwünschten Effekt. ¡Hola! ist ein Gruß und sonst nichts. Einen Ober locken Sie damit nicht an den Tisch.
    Nummer drei: Teller leer essen, damit auch am nächsten Tag die Sonne scheint. In Spanien gibt es nicht nur kein ähnliches Sprichwort – wahrscheinlich, weil die Sonne sowieso öfter und kräftiger scheint, als von den meisten Spaniern gewünscht. Es ist auch keine Tugend, seinen Teller so spiegelglatt zu putzen wie eine Katze, die ihr Lieblingsfutter bekommen hat. Damit hinterlässt man in Spanien eher einen kleinlichen, pedantischen, leicht zwanghaften Eindruck.

    Ein menú del día (Tagesmenü) ...
    ... besteht aus einem ersten Gang ( Primero; 1 o ), z.B. einer Suppe, einem Salat, einer warmen oder kalten Vorspeise, einem Hauptgang ( Segundo; 2 o ) und einer Nachspeise ( Postre ). Achten Sie auch auf das Kleingedruckte am Ende der Karte. Das erklärt nämlich, was im Preis inbegriffen ist und was nicht. Wenn da steht: Incluye pan y vino , dann sind Brot und ein Glas Hauswein inklusive. Die All-inclusive-Variante heißt: Incluye bebida, pan, postre y café . Sie bekommen also ein Getränk Ihrer Wahl (Wasser, Limonade, Wein), Brot, Nachtisch und Kaffee zum Pauschalpreis.
    Apropos Kaffee: Mit café ist immer café solo , Espresso, gemeint. Wenn Sie etwas anderes haben wollen, cortado [kor ta do] etwa, Espresso mit Milch, oder den großen Milchkaffee, café con leche [ka fe kon le tsche], den Spanier nur morgens trinken, dann müssen Sie das dazusagen.
    Das menú del día wird meistens mittags angeboten und ist übrigens kein spezielles Touristenmenü, sondern das, was auch die Spanier in der Mittagspause gerne bestellen. Weil es einfacher und preiswerter ist, als à la carte zu essen, schneller geht und trotzdem schmeckt.

    Was können Sie besser machen?
    Statt wie Wilhelm der Eroberer einen Tisch zu kapern, an dem noch jemand sitzt oder den Belagerungszustand durch aufdringliches Warten neben dem Tisch zu demonstrieren: Setzen Sie sich lieber ganz entspannt an die Theke, nehmen Sie ein Getränk, einen aperitivo , zu sich oder warten Sie im Eingangsbereich des Lokals, wenn dort Platz ist. Nur keine Hektik. Es wird alles gut werden.
    Wie ruft man denn nun den Kellner? Mit ¡Hola! erntet man allenfalls einen Gegengruß, denn es heißt tatsächlich »Hallo« im Sinne von »Guten Tag«. ¡Camarero! zu rufen, wäre auch nicht sehr fein. Am besten Sie rufen: ¡Por favor! (Bitte!), dann ist klar, dass Sie auf sich aufmerksam machen möchten und offensichtlich einen Wunsch haben. Natürlich können Sie dem Kellner flankierend dazu noch ein Handzeichen geben, sollte er gerade in Ihre Richtung sehen. Wundern Sie sich auch nicht über Gezischel oder Pfeifen im Speiseraum,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher