Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Autoren: Lisa Graf-Riemann
Vom Netzwerk:
sich aber kein Vanilleeis, keine Sahne, nur Eiswürfel befinden. Lena sieht, wie dem Sonnyboy Tom das Lächeln gefriert. Da fällt ihr ein, dass sie da etwas verwechselt hat, nämlich hielo [ je lo], gefrorenes Wasser, und helado [e la do], Speiseeis. »Sieht aber sehr erfrischend aus, dein eisgekühlter Kaffee!«, versucht Lena Tom aufzumuntern. »Ist doch eigentlich genau das Richtige bei dieser Hitze, oder?« Ein bisschen frustriert und mit kaltem, saurem Magen bezahlt Tom, und die beiden flanieren über die Strandpromenade. Ein kleiner Spaziergang vor dem Abendessen, mit knurrendem Magen. Es ist angenehm warm, vom Meer her weht eine leichte Brise. Lena stößt Tom ihren Ellenbogen in die Seite. Ein Déja-vu-Erlebnis! Sind das nicht die beiden, die vorher im Café bei ihnen am Tisch saßen? Der Mann trinkt Bier und die Frau ein Glas Milch, genau wie zuvor.

    Was wie Milch aussieht, ist ein erfrischendes, rein pflanzliches Sommergetränk und heißt horchata [or tscha ta]. Das ist der Extrakt der Knolle einer Riedgraspflanze, die Erdmandel ( chufa [ tschu fa]) heißt und wie eine schrumpelige Mandel aussieht. Der Geschmack lässt sich nicht beschreiben. Die horchata muss man einfach probiert haben. Aber immer frisch zubereitet und gut gekühlt. Pasteurisierte horchata aus dem Supermarkt schmeckt nicht.

    Hm, ziemlich unhöflich, diese Spanier, denkt Tom. Wollten die etwa nicht mit uns zusammen am Tisch sitzen? Lena sieht seine krause Stirn und zieht ihn rasch weiter. »Schau, dort gibt es helado , wie du es von zu Hause kennst: vainilla [bai ni ja], chocolate [tschoko la te], was du willst. Una bola = 1 euro . Komm, ich lade dich ein!«

    Kleine Kaffeekunde
    Wenn Sie in Spanien café bestellen, bekommen Sie einen Espresso serviert. Er heißt auch café solo , weil er schwarz, ohne Milch, serviert wird. Ein cortado [kor ta do] ist ein Espresso, der mit einem Schuss Milch »verschnitten« wird. Café con leche [ka fe kon le tsche] ist Milchkaffee, zubereitet aus Espresso mit Milch. Er wird im Glas oder in einer großen Tasse serviert.
    Die süße Variante des cortado ist der café bombón [ka fe bom bon ], die spanische »Kaffee-Praline«. Er ist unten weiß und oben schwarz: Unten im Glas befindet sich gesüßte Kondensmilch, oben ein Espresso. Beide Schichten werden mit dem Löffel vermischt. Diese Variante gibt es vor allem in Andalusien.
    Die Kanaren setzen mit ihrem café cortado leche y leche noch eins drauf. Er besteht aus Espresso, heißer normaler Milch plus gesüßter Kondensmilch.
    Die eisigen Kaffees: Beim café con hielo wird warmer Espresso gezuckert und dann in ein separat gereichtes Glas mit Eiswürfeln gekippt. Der granizado de café ist Kaffee mit gecrashtem (Wasser-)Eis, beim café del tiempo in Valencia kommt noch Zitrone mit ins Glas. Eiskaffee mit Speiseeis ( café con helado ), wie wir ihn kennen, gibt es in Spanien eigentlich nur in Touristenorten.
    Der berühmte carajillo [kara chi jo] ist ein Espresso mit einem Schuss Brandy, Rum, Whiskey oder Anislikör. Der Alkohol wird dabei manchmal flambiert und der Espresso direkt in die brennende Tasse gebrüht. In Spanien wird er von seinen Fans zu jeder Tageszeit getrunken, sogar zum Frühstück.
    Möchten Sie Filterkaffee, dann verlangen Sie café americano oder café filtrado . Entkoffeiniert heißt descafeinado [deskafe_i na do].

    Was ist da schiefgelaufen?
    Dass ein café con hielo kein Eiskaffee, wie wir ihn aus der Eisdiele kennen, ist, das weiß Tom nun. Damit ist er schon um eine Erfahrung reicher. Das dicke Fettnäpfchen, in das er an seinem ersten Tag in Spanien getreten ist, war, dass er sich zu Unbekannten an einen Tisch gesetzt hat. Für die sehr deutsche Frage »Ist hier noch frei?« brauchen Sie gar keine spanische Übersetzung zu lernen. Denn Sie sollten es einfach nicht tun. In Spanien setzt man sich nicht zu Leuten, die man nicht kennt, an einen Tisch. Das gehört sich nicht. Warum? Weil man die Privatsphäre der Menschen, in unserem Beispiel die des Paars am Cafétisch, nicht stören will. Sie wollen sich unterhalten und dabei für sich sein. Sie wollen nicht von anderen am Tisch beobachtet oder belauscht werden.
    Und wieso sagen sie nicht einfach Nein, wenn so ein deutscher Tourist fragt, ob er sich dazusetzen darf? Dazu sind Spanier viel zu höflich. Einfach Nein zu sagen, den anderen mit seinem Wunsch oder Begehren ins Leere laufen zu lassen, das gehört sich nicht. Und Fremden gegenüber schon dreimal nicht. Spaniern kommt ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher