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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Grundverständnisses keinen Ressentiments mehr begegnen, wenn Sie das Gespräch mit Ihrem Gegenüber dann doch lieber auf Spanisch oder Englisch fortsetzen wollen. Man erwartet von Ausländern nicht, dass sie Katalanisch oder gar Baskisch sprechen. Man möchte lediglich in seiner eigenen kulturellen Identität wahrgenommen werden.

2. Tom spricht kein Spanisch. Wozu auch?
    oder: »Ist hier noch frei?«
    Mit Englisch kommt man auf der ganzen Welt gut zurecht. Das haben die Spanier bestimmt auch schon gemerkt, denkt Tom. Er hat sich vor ein paar Wochen einen Spanischkurs als MP3 heruntergeladen und kurz reingehört. Und dann gedacht, dass das sowieso nicht nötig sein wird. Er ist Programmierer und die Computerleute verständigen sich überall auf Englisch. Problemlos. Das wird in Madrid nicht anders sein, wo er in einer Woche seinen neuen Job bei einer Softwarefirma antreten wird.
    Im Augenblick bummelt er durch Nerja, einen Küstenort in der Nähe von Málaga, wo er noch eine Woche Urlaub macht. Madrid ist so weit weg vom Meer, und so schnell wird er an seiner neuen Stelle auch keinen Urlaub bekommen.
    Gestern Abend hat er Lena kennengelernt, eine sympathische Frankfurterin, die schon etwas spanisch spricht und ihm an der Hotelrezeption geholfen hat, als sich herausstellte, dass seine Reservierung per Internet nirgendwo auffindbar war. Lena ist nett und sie haben sich für nachmittags in einem Café verabredet.
    Ah, da ist sie ja! Mist! Alle Tische in dem Straßencafé sind belegt. Drinnen sitzt kein Mensch, ist ja auch viel zu heiß und stickig.
    »Na, dann suchen wir uns eben ein anderes Café«, schlägt Lena vor. »Quatsch«, meint Tom. »Ich bin jetzt schon genug in der Hitze herumgelaufen. Schau, da vorne am Tisch sind doch noch zwei Stühle frei, wir setzen uns einfach mit dazu. Du kannst doch Spanisch. Du fragst einfach nett, ob da noch frei ist, und schon haben wir unseren Platz.« »Meinst du wirklich? Ich weiß nicht, ob das so eine tolle Idee ist.« Aber Tom sagt, sie solle sich nicht so anstellen. »Das weiß man doch, dass Spanier kommunikative Menschen sind, wie alle Südländer. Gastfreundlich und immer zu einem Schwätzchen aufgelegt.« Tom sieht Lena an, dass er sie nicht überzeugt hat. »Was heißt denn frei ?«, will er wissen. Und als Lena libre sagt, beschließt er, ihr zu zeigen, wie man das macht. Dass Frauen immer so kompliziert sein müssen!
    Mit dem charmantesten Lächeln, zu dem er imstande ist, fragt er das einheimische Paar am Tisch etwas, was wie ¿está libre? klingt. Die beiden sehen Tom und Lena betreten an. Haben sie nicht verstanden, was Tom von ihnen will? Doch, sie haben verstanden und zeigen auf die beiden freien Stühle, allerdings eher verlegen als richtig begeistert. Tom scheint es nicht zu bemerken und setzt sich mit einem lauten thank you, äh gracias . Keine Getränkekarte auf dem Tisch. Tom hat großen Durst und springt rasch zum Nebentisch, schnappt sich, wieder freundlich lächelnd und sich mit excuse me entschuldigend, die dort vorhandene Karte, um sie gleich an Lena weiterzureichen. Lena sagt, sie wisse schon, was sie nehme, nämlich zuerst einmal einen Kaffee. Tom schließt sich an, und als der Kellner kommt, bestellt Lena dos cafés . Das Paar an ihrem Tisch, das aufgehört hat, sich zu unterhalten, seit Tom und Lena mit am Tisch sitzen, gibt dem Kellner ein Zeichen. Nanu, wollen die etwa schon gehen? Der Mann hat doch sein Glas Bier noch gar nicht ausgetrunken und die merkwürdige aufgeschäumte Milch, die seine hübsche Freundin trinkt, ist auch noch halb voll.
    Als der Kellner ihren Kaffee bringt, ist Tom enttäuscht. Er hat Kaffee bestellt, aber nur einen Espresso bekommen, klein, stark und bitter, von der Menge her nicht mehr als ein Fingerhut voll. Er studiert noch einmal die Karte. Währenddessen bezahlt das Paar nebenan, lässt die halb vollen Gläser stehen und verabschiedet sich mit einem unterkühlten Nicken. Und das sind nun die kontaktfreudigen Spanier? Die beiden sahen eher aus, als seien sie auf der Flucht. Na, vielleicht hatten sie Streit.
    »Was heißt denn hielo ?«, fragt Tom Lena. Sie meint: »Eis«. Also bestellt Tom sich einen café con hielo . Er braucht einfach mehr Flüssigkeit und auch mehr Kalorien. Langsam bekommt er Hunger. Er hatte mittags nur ein Sandwich. Tom traut seinen Augen nicht, als der Kellner den »Eiskaffee« bringt: ein Glas, höchstens zu einem Drittel gefüllt mit schwarzem Espresso, Zucker und dazu ein Extraglas, in dem
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