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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Autoren: Die Nacht der Elfen
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wahr?«
    Lliane erschauderte, aber sie vermied es, Blodeuwez in die Augen zu sehen.
    »Du kannst mit mir sprechen, weißt du ...«
    »Sie ist die Tochter eines Menschen«, sagte sie schließlich leise.
    »Kenne ich ihn?«
    Die Frage der Heilerin entlockte Lliane ein krampfartiges Lachen, und mit diesem Lachen kamen auch die Tränen zurück, wie ein Fluss, der seine Deichmauern durchbricht. Die Königin kam sich schmutzig, nichtswürdig und abscheulich vor. Dieses Kind, das sie hatte behalten wollen und das sie nicht einmal richtig anzusehen wagte, dieses Kind, das sie da gerade im Herzen des Elfenreiches auf die Welt gesetzt hatte, in der Nähe von Llandon, der nicht sein Vater war, weit fort von Uther, den sie verlassen hatte, dieses Kind war jetzt da, doch sie empfand nicht jenes Gefühl der Vollkommenheit, der Vollendung, auf das sie so sehr gewartet hatte.
    Blodeuwez hielt die Königin und ihre Tochter eng umschlungen, ihre weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere, bis Llianes Tränen versiegten. Die beiden Freundinnen blieben Stunden dort sitzen, versunken in ihre Träume. Lliane dachte an Uther, den sie Monate zuvor abgewiesen hatte, sobald ihr Bauch sich gerundet hatte. Wo hielt er sich jetzt auf? Es war ihr gelungen, ihn in Llandons Armen vollständig zu vergessen, als sich die Elfen vom Rand der baumlosen Ebenen zurückgezogen hatten, um sich in den Wald von Eliande zu verkriechen, weit fort von den Menschen, den Zwergen und dem Krieg. Der Krieg war allerdings nicht bis zu ihnen vorgedrungen, nur sein Echo war ab und an gleich einem obszönen Brausen zu vernehmen gewesen.
    Blodeuwez für ihren Teil dachte an Llandon und an all die Zeit, die verstrichen war seit der Rückkehr der Königin, die Tage und Monate des Schweigens, während alle um ihn herum sich über die Geburt eines Erben freuten. Sie versuchte, sich das Gesicht des Königs der Hohen Elfen wieder vor Augen zu rufen, seine Haltung gegenüber der Königin, aber keine ihrer Erinnerungen legte für sie nahe, dass er sein Unglück ahnte. Oh, natürlich, die Elfen kannten weder Eifersucht noch Schande, nicht einmal das, was die Menschen Liebe nannten. Paare bildeten sich selten für die Ewigkeit, und jedes Kind hatte mehrere Mütter. Doch dieses Kind war nicht einmal von einem Elf...
    »Sein Vater heißt Uther«, platzte die Königin jäh heraus. »Das ist einer der menschlichen Ritter, die mich auf der Suche nach Gael begleitet haben. Er ... Sie sind nicht wie wir, weißt du, sie haben dieses Verlangen, diese Hingabe, die sie Liebe nennen ... Ein solches Bedürfnis ...«
    Lliane hielt inne, und Blodeuwez respektierte ihr Schweigen. Zumindest für einige Sekunden.
    »Und du, hast du ihn auch geliebt?«, fragte sie schließlich.
    »Das habe ich geglaubt... Und dann habe ich Angst bekommen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was das heißt, geliebt zu werden. Die Frau eines Einzigen zu sein, keinen Cian mehr zu haben, zu zittern, sobald er fortgeht... Wir lebten im Wald des Nordens, bei den Barbaren.«
    Lliane lächelte und streckte ihrer Freundin einen Arm entgegen.
    »Hilf mir auf die Beine ...«
    Blodeuwez nahm das Kind, dann wickelte sie die Königin in ein langes Gewand von der Farbe der Blätter. Sie setzten sich in Bewegung und tippelten zu dem Bach, in dem sich traditionellerweise die frisch gebackenen Mütter und ihre neu geborenen Babys badeten, um sich zu reinigen, bevor sie wieder zu ihrem Volk zurückkehrten.
    »Eines Abends kehrte er verwundet zurück«, fuhr Lliane fort, die bereits nach wenigen Klaftern außer Atem war.
    Sie fasste sich an die Wange und wirkte so traurig dabei...
    »Er hatte eine Schnittwunde im Gesicht, vom Ohr bis zum Kinn hinunter. Und seine Haare waren voll von getrocknetem Blut. In jener Nacht bin ich fortgegangen. Ich weiß nicht, warum.«
    Diesmal versuchte Blodeuwez weder Lliane zum Reden zu bringen, noch sie zu verstehen (sie war nun einmal eine Elfe und wusste nicht, dass die Liebe Angst machen kann).
    Sie verließen die Lichtung auf demselben Weg, den auch Myrrdin eingeschlagen hatte, und wechselten keine einzige Silbe, bis sie über das Säuseln des Laubes und das Zwitschern der Vögel hinweg das ruhige Plätschern des Baches vernahmen. Lliane entledigte sich mit einer einfachen Schulterbewegung ihres Kleides, nahm der Heilerin vorsichtig ihr Baby aus den Armen und stieg in das fließende Wasser, in das sie rasch bis zur Taille eintauchte. Das Wasser hatte kaum seine Füße berührt, als das Baby zu
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