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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Autoren: Die Nacht der Elfen
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schreien begann.
    »Das ist seine menschliche Seite!«, bemerkte Blodeuwez lachend. »Sie frieren immer!«
    Lliane lächelte, verschwand aber vollständig im kühlen Nass und tauchte mit dem Kind auf den Grund des Baches. Um sie herum trübte sich das Wasser und spülte das Blut und die Sekrete fort, mit denen sie bedeckt waren. Das Baby fing an zu schwimmen, da es instinktiv das flüssige Element wiedererkannte, aus dem es gekommen war. Es war keine Elfe, doch es öffnete seine großen, grünen Augen und lächelte, als es gleich einer Nixe durch die Strömung glitt. Ein Menschenbaby hätte nicht diese Ruhe gehabt. Lliane streichelte zärtlich sein Gesicht, das rund war wie ein Apfel, und den Kranz aus feinem Haar, der sanft im strömenden Wasser wogte und von demselben Braun wie das Haar Uthers war ...
    Als sie den Fluten entstiegen, hatte das Kind, das eng an die Brust seiner Mutter geschmiegt lag, aufgehört zu weinen. Lliane legte es auf die Erde und rieb es mit einem Lächeln, aber zugleich den Tränen nahe, trocken, dann zog sie ihr Moirekleid wieder über, das Blodeuwez ihr reichte.
    »Wie wirst du sie nennen?«, fragte die Heilerin.
    Der Name Morgane schoss der Königin durch den Kopf. Muirgen ...»Dem Meer entstiegen ...« Eine Name, derihre menschlichen Wurzeln verriet. Lliane verwarf ihn sofort wieder.
    »Sie soll Rhiannon heißen«, sagte sie. »Rhiannon, die Königliche, damit niemand vergisst, dass sie die Tochter einer Königin ist.«

    Über die Ebene hallte ein dumpfes Grollen. Das unablässige Murmeln der Mönche, das Wehgeschrei der Verwundeten, Zwerge wie Menschen, das Gelächter der Überlebenden, sowie dann und wann der schrille Schrei einer Tränen lachenden Marketenderin, die von einem brutalen Haudegen gerempelt wurde. Das Rasseln der Waffen, die in rauen Mengen vom Schlachtfeld aufgelesen und auf Wagen geworfen wurden. Und über allem das Brummen der Fliegen in der drückenden Hitze, die flirrend über der Erde lag.
    Pellehun, dem unter seiner Rüstung der Schweiß hinunterrann, war all die Zeit über im Sattel sitzen geblieben und schweigend durch das immense Leichenfeld geritten. Und während sein Seneschall an der Spitze der Chevalerie Jagd auf die kläglichen Überreste der Zwergenarmee machte, ließ der König das ganze Grauen auf sich wirken. Blutlachen, zertrümmerte Schädel, Schwärme von Pfeilen, die die Erde spickten wie ein Nadelkissen. Keiner wagte ihn anzusprechen, seit sich Gorlois selbst, der im Galopp von den Linien der Sieger zurückgeritten kam, wie ein Stallknecht hatte anfahren lassen müssen. Die Vernichtung der Zwerge ließ keine Freude aufkommen. Nur würgenden Ekel.
    Pellehun gab seinem Pferd die Sporen, und es sprengte auf der Stelle im Galopp davon. Die Gardisten seiner Eskorte waren nur einen kurzen Moment verdutzt, dann stürmten sie hinter ihm her und trieben ihre schweren Streitrösser an, bis sie ihn eingeholt hatten.
    »Zurück!«, brüllte Pellehun. »Zwanzig Schritt zurück! So lasse man mich doch allein, zum Henker!«  
     Und der König beeilte sich, ihnen zu entkommen. Sein Pferd machte einen Satz, um der Leiche eines Zwergenkriegers auszuweichen, und kam mit solcher Wucht wieder auf, dass der König stöhnte, weil die scharfkantigen Verbindungsstücke seines Plattenharnischs am ganzen Körper in sein Fleisch schnitten. Pellehun zog die Zügel an, so dass sein Reittier in den Trott zurückfiel, doch das war noch schmerzhafter. Vor ihm standen einige Sträucher beieinander, die zwar kümmerlich waren und nur wenig Schatten boten, aber doch besser als gar nichts. Ligusterbüsche, behängen mit jenen schwarzen Beeren, die unter dem Namen Hundsbeeren bekannt waren. Selbst dort lagen Gefallene ... Wie waren sie wohl getötet worden, dort, jenseits der Reichweite der Pfeile? Der König zwang sein Pferd jetzt, im Schritt zu gehen, und ließ die Zügel los, um die eiserne Kettenhaube, die seinen Kopf bedeckte, in den Nacken zu schieben. Seine langen grauen Haare, die mit goldenen Kordeln durchflochten waren, troffen vor Schweiß, vor seinen Augen tanzten weiße Pünktchen. Mit weit offenem Mund schnappte er nach Luft; seine Hände zitterten, als er sich das Gesicht trocken wischen wollte. Pellehun schloss für einen Moment die Augen, und fast in derselben Sekunde ertönte ein entsetzlicher Schrei, ein Stoß, sein Ross, das sich aufbäumte und unter ihm zusammenbrach, als habe sich soeben ein Abgrund unter seinen Hufen aufgetan. Aus seinen Lungen entwich alle
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