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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Logres entstanden. Für jeden Baum gab es ein Ogam-Symbol, eine pflanzliche Rune, wodurch ein heiliges Alphabet entstand, auf dass die Wälder bis in alle Ewigkeit zu denen sprächen, die sie zu lesen vermochten.
    Dort, im Herzen des kleinen Haines, hatten die Elfen auch ihren Talisman versteckt, den Kessel von Dagda, den Gral des göttlichen Wissens. Und an diesem Ort pflanzte sich die Lehre der Göttin fort, dort wurden die Eingeweihten zu Drud Wid, Gelehrten der Bäume ...
    Doch das lag lange zurück, und der Wald war nach und nach verschwunden, immer weiter zerstört von den rodenden Bauern, durchsetzt von kahlen Stellen und immer größeren Schneisen, die bald bis zum Meer führten. Zu Beginn war es eine langsame und harmlose Entwicklung gewesen, beinahe lächerlich, so machtlos wirkten die Menschen mit ihren Äxten und Sägen gegenüber diesem riesigen, unendlichen Ozean aus Bäumen. Und doch überzog nun das flache Land der Menschen die Erde, und es waren nur hier und da von Gestrüpp, dornigen Zweigen und in Regen und Wind vermodernden Baumstümpfen gesäumte Wälder übrig geblieben.
    Die Elfen hatten lernen müssen, außerhalb des Waldes zu leben. Einige hatten sich in den Sümpfen angesiedelt, in den Marken des Heidelandes, in dem die Monster ihr Unwesen trieben. Andere, die Grüne Elfen genannt wurden, lebten in den Wäldern und im Dickicht in der Nähe des kleinen Volkes. Die Küstenelfen hatten sich den Menschen in den Dünen angeschlossen und sich mit dem Meer vertraut gemacht.
    Von ihrem einstmaligen Gebiet blieb nur ein großer Wald bestehen, der letzte, für den die Elfen in die Schlacht gezogen waren und der sich um den Hain aus den sieben heiligen Bäumen herum erstreckte. Die Menschen nannten ihn Eliande, nicht ahnend, dass dies der Name war, mit dem die Elfen einst den ganzen Wald bezeichnet hatten; und mit der Zeit hatten die Elfen selbst ihm den Namen Brocéliande gegeben Land Eliandes. Jene, die noch dort lebten, wurden Hohe Elfen genannt, und Lliane war ihre Königin.

    Es war schon fast dunkel, als Lliane, gestützt von Blodeuwez, am Rande der Stadt anlangte. Ein mildes orangefarbenes Licht, glitzernd von Pollen, fiel blitzend durchs Laubwerk. Lliane musste lächeln, als sie bemerkte, dass die Bäume zu Ehren des Neugeborenen bemalt oder mit Girlanden behängen waren, und sie drückte Rhiannon, noch fester an sich. Als sie vorüberkam, verneigten die Elfen sich schweigend, zeichneten hier und da Glück bringende Runen in ihre Richtung Oferleof aetheling beam und formierten sich zu einem fröhlichen Zug, der der jungen Mutter folgte. Im Nu liefen ganze Heerscharen hinter Lliane und Blodeuwez her. Trotz ihrer stattlichen Zahl zogen sie so friedlich zwischen den Bäumen der Elfenstadt hindurch, dass sie nicht einmal den Gesang der Vögel störten.  
     Lliane, die mit den Tränen kämpfte und kaum noch Luft bekam vor Rührung, verlangsamte ihren Schritt. Hier war alles so ruhig ... Ihre Vorfahren hatten diesen Ort Kaer Sidhi getauft, Stadt des Friedens, und nie war ihr dieser vergessene Name passender erschienen als an diesem Tag. Um die Mundwinkel der Königin herum lief ein Zucken, und die Kehle schnürte sich ihr zusammen. Sie seufzte, um ihre Angst zu vertreiben, und warf ihr langes schwarzes Haar nach hinten, die Augen glänzend vor Tränen. Rhiannon war auf ihrem Arm eingeschlafen, das Gesicht halb hinter ihren kleinen feisten Händen verborgen. Ein Gesicht, das zu rund war, zu rosig ... Llandon würde die Situation auf Anhieb erfassen.
    Sie ging wieder weiter und bemühte sich zu lächeln, als brächte sie nicht jeder Schritt der Schande und dem Exil näher, weit entfernt von diesem Wald von Eliande, den sie so liebte. Blodeuwez löste sich, ohne es zu merken, von ihr. Schon boten ihre Arme keine Unterstützung mehr, ihre langen, fast weißen Hände glitten über das Kleid ihrer Freundin wie Geister, und Lliane machte sich mit einem Stoß in die Seite aus ihrer schlaffen Umarmung los.
    Es war gut so. So konnte sie Llandon allein gegenübertreten. Und keiner würde es bemerken, wie die Züge des Königs beim Anblick des Kindes versteinerten, keiner sähe den Zweifel und den Kummer in seinen Augen.
    Die Sonne war hinter dem Wald verschwunden und tauchte die obersten Zweige in schillerndes Gold und Silber, während das Unterholz langsam im Dunkel versank. Lliane empfand das als beruhigend, auch wenn die Finsternis jene Elfen mit den Katzenaugen nicht allzu stark beeinträchtigte. Das Baby
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