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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Autoren: Die Nacht der Elfen
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»Aber sie kommt ihm sicherlich sehr gelegen. Je ärmer einer ist, desto eindringlicher versprechen die Mönche ihm, dass er nach dem Tode ins Paradies eingeht, was für den König ...«
    Baldwin unterbrach den Recken mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    »Warum hat er uns Caledfwch gestohlen?«, schrie er, und seine Stimme klang mit einem Mal heiser und brüchig vor Zorn. »Das ist es, was ich wissen will!«
    Uthers Lächeln erstarrte zu einem beklommenen Grinsen. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück und warf einen Blick auf die Wache des Königs unter dem Roten Berg. Die Augen der Zwergenkrieger funkelten vor Hass, und ihre Hände waren um ihre Streitäxte geklammert.
    »Warum hat er uns bestohlen, wenn er keinen Glauben hat?«, brüllte Baldwin. »Es gibt so viele andere Schätze, warum ausgerechnet das Schwert?«
    Der alte König blickte die beiden Männer eine ganze Weile herausfordernd an, dann ließ er sich wie ein Stein in seinen Thron zurückfallen.
    »Uther hat Recht gehabt«, fuhr er mit dumpfer Stimme, wie zu sich selbst gewandt, fort. »Euer König hat uns von Beginn an zum Narren gehalten, wobei er sich unseren alten Hass auf die Elfen zu Nutze gemacht hat... Ich für meine Person wollte nur, dass man uns Gerechtigkeit widerfahren lässt. Dass der Tod Troins gerächt wird. Das war eine Frage der Ehre, versteht ihr?«
    Ulfin und Uther nickten, aber sie begriffen es nicht.
    »Eigentlich glaubte ich, dass das alles nur eine Legende sei, die Göttin, der Talisman ... Hübsche Märchen, gerade recht für die Elfen! Und das ist der Grund, warum der Talisman uns zum Verhängnis wurde. Doch Pellehun, der wusste es ...«
    Baldwin sah auf, um Ulfin eingehend zu mustern. Er war groß (auch wenn in den Augen der Zwerge alle Menschen groß wirkten], größer als Uther und imposanter, in seinem Plattenharnisch, über dem er einen Waffenrock aus rotem Tuch trug, der mit den Runen des Berges versehen war. Sein blonder Bart war allerdings ebenso kurz wie der eines Zwerges von nicht einmal fünfzig Jahren. Wie der Großteil der menschlichen Ritter trug er das lange Haar zu mehreren Zöpfen geflochten, die seine Ohren und seinen Nacken vor Schwerthieben schützten und dank derer zugleich sein Gesicht frei war. Darin konnte man bereits die Spuren der Zeit erkennen, Falten und Narben. Wie alt mochte er wohl sein? Fünfzig? Sechzig? Nein, nein, nein ... Die Menschen wurden nicht so alt. Vermutlich allenfalls halb so alt. Ein lächerliches Alter unter dem Berg. Aber so war das menschliche Leben, sie starben jung, unablässig wurden welche geboren, scharenweise, das ganze Jahr über, und sie verbreiteten sich über die ganze Erde, wie Würmer, die ein Stück Holz zerfressen.
    »Warum hast du mich in jener Nacht gerettet, Ulfin?«
    »Weil das eine Schändlichkeit war«, antwortete der Ritter, ohne zu überlegen. [Wozu noch überlegen? Er hatte seit jener albtraumhaften Nacht unablässig darüber nachgedacht.) »Indem er Euch innerhalb der Mauern des Großen Rats angegriffen hat, hat sich König Pellehun der schlimmsten Form von Treuebruch schuldig gemacht, und es war eine Ehre, ihn zu verraten.«
    Baldwin wurde von einem jähen Zucken geschüttelt, er stieß ein asthmatisches Grunzen aus, das, wenn man es recht bedachte, durchaus als Lachanfall zu deuten war.
    »Eine Ehre, die schwer zu ertragen ist, was, Ritter? Und doch liegst du richtig. Du bist im Recht gegenüber allen anderen, das heißt, du befindest dich im Unrecht. Ihr irrt alle beide ... Zwei Verrückte ... Du hättest mich töten müssen in jener Nacht, Ulfin. Mir im Schlaf die Gurgel durchschneiden sollen. Dann wärest du heute Abend im Lager der Sieger ...«
    Der Ritter schüttelte den Kopf. Wie oft hatte er eben diese Idee in Gedanken durchgespielt!
    »Zumindest werdet ihr am Leben bleiben«, bemerkte Baldwin, während er sich zu den beiden Männern hinunterbeugte. »Hier zu sterben bringt gar nichts. Geht fort von hier, seht zu, dass ihr Lliane wiederfindet, erzählt ihr, was geschehen ist... Und nehmt Bran mit euch mit. Wir müssen wissen, ob euer König das Schwert vielleicht nur mit dem Ziel gestohlen hat, einen Krieg zwischen Elfen und Zwergen auszulösen, oder ob er tatsächlich an die Macht der Talismane glaubt. Richtet Lliane aus, dass wir euch erwarten, unter dem Berg ...«
    Uther hörte den Rest des Satzes nicht mehr. Lliane wiederfinden, endlich ...
    »Hast du mich richtig verstanden?«
    Uthers Augen weiteten sich vor Schreck, und er riss sich
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