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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Es war eine Morgendämmerung wie sonst auch, derselbe klare Himmel. Dieselbe Sonne zu jeder Jahreszeit, doch Lliane erwachte mit einem Gefühl der Leere im Herzen, mit dem intensiven Empfinden, dass etwas fehlte.
    Myrrdin schlief noch, eingehüllt in seinen Mantel. Wenn er die Augen geschlossen hatte, war sein Antlitz nicht mehr ganz so jugendlich. Er wirkte erschöpft, aufgerieben von den Wochen der Prüfungen, die sie durchgestanden hatten, nach dem Verlust all der Energie, die sie das Ganze gekostet hatte, und Lliane fragte sich, ob sie genauso ermattet aussah wie er. Rhi annon schrie nach ihr. Sie musste sich um sie kümmern, ihr ihre ersten Beeren füttern, Blaubeeren und Himbeeren. Sie fügte sich und streichelte zärtlich das Haar ihrer Tochter, das bereits lang und von einem hellen Kastanienbraun war und in der Sonne von Avalon jeden Tag ein wenig blonder wurde, als bemühe sich die Natur, Morgane dem Kind ihrer Träume ähnlich zu machen, dem Feenkind, das eine Krone aus Buchsbaum trug ... Sie lächelte ihr zu, doch jede ihrer Gesten hatte etwas Gezwungenes und war von ihrer Trauer durchdrungen. In dem ruhigen Blick Morganes lag eine Kälte, die sie bisweilen verstörte. Die Kälte des Eises, die der Rune Is, die für ihr gegenwärtiges Schicksal stand:

    Byth oferceald, ungemetum slidor,
    Glisnath glmaeshluttur, gimmum gelicust,
    Flor froste gewohruht, faeger ansyne.

    Kalt und spiegelglatt ist das Eis,
    Glänzend wie Glas, ja fast wie ein Juwel,
    Ein Boden aus gefrorenem Wasser, angenehm anzuschauen.

    Als »Rune des Wartens«, hatte Gwydion sie bezeichnet, die in sich den Keim für eine bessere Zukunft trug oder aber die Verheißung eines ewigen Winters. Und die Zukunft schien gegenwärtig so unbestimmt...
    Lliane bemerkte, dass Myrrdin erwacht war und sie schweigend betrachtete, wobei er ebenso verzweifelt dreinsah wie sie selbst. Da liefen der Königin die Tränen übers Gesicht.
    Sie spürte, wie Uther sich löste, wie er gleich einer Wolke zerstob und sie und die Liebe zu ihr aus seinem Herzen verbannte. Und, da sie selbst ebenfalls der Macht des Pendragon beraubt war, fühlte sie sich einsamer denn je, trotz Morgane, trotz Merlin.
    Es war vorbei.
    Uther hätte sie verlassen. Sie waren gescheitert.
     
     Einige Strahlen einer kalten Wintersonne drangen durch die Ritzen des Bettvorhangs und spielten bei jeder von Igraines Bewegungen auf den linnenen Betttüchern. Uther legte ihr die Hand auf die wohlgerundete nackte Hüfte, strich zärtlich und langsam über ihre schaudernde Haut, und sie begann zu stöhnen, als habe jede leise Berührung seiner Finger eine elektrisierende Wirkung. Sie schloss die Augen, doch er betrachtete sie mit einem verliebten Lächeln auf den Lippen und kostete jeden ihrer lustvollen Schauer, die sie in seinen Armen überkamen. Endlich packte er die vollen, festen Brüste seiner Geliebten, die so anders waren als die von Lliane. Vielleicht um diesen störenden Gedanken zu verscheuchen, vergrub er seinen Kopf in den angenehm warmen Schutz ihres Busens. Sie schlang die Arme um ihn, nahm ihn in diesem süßen Schraubstock gefangen und zwang ihn unvermittelt, sich auf den Rücken zu rollen. Auf ihm liegend stützte sie sich auf die Arme, um ihn zu betrachten, während ihr langes Haar einen geschlossenen goldenen Vorhang um sie herum bildete. So geschah es, dass ihre Körper sich zum ersten Mal vereinten.

    So gelobten der König und Igraine in jener Nacht einander ewigliche Treue, und in selbiger Nacht ward der große König Artus gezeugt.
     
     Ich danke Anne Quesemaud für die lateinischen Übersetzungen.
     
     

Quellen und Dank
      
    Die Bibel. Die heilige Schrift des Alten und Neuen Bundes. Deutsche Ausgabe mit den Erläuterungen der Jerusalemer Bibel. Hrsg. von Diego Arenhoevel, Alfons Deissler, Anton Vögtle, Herder, Freiburg/Basel/Wien 1968.
    >La Légende arthurienne<, Bouquins Laffont.
    Jean Markale, »Petite Encyclopédie du Graal«, Pygmalion.
    Jean Markale, >Paroles Celtes<, Albin Michel.
    Françoise Le Roux, Christian J. Guyonvarc’h, >Les Druides et le druidisme<, Ouest France.
    Françoise Le Roux, Christian J. Guyonvarc’h, >Les Légendes de Brocéliande et du roi Arthur<, Ouest France.
    Christian J. Guyonvarc’h, >Magie, médecine et divination chez les Celtes<, Bibliothèque scientifique, Payot.
    Robert Delort, >La Vie au Moyen Age«, Points Histoire.
    Geneviève d’Haucourt, >La Vie au Moyen Âge<, Presses Universitaires de France.
    Pierre Naudin, >Les
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