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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Autoren: Die Nacht der Elfen
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über und über mit feinen, verschlungenen Ziselierungen versehen. Trotz seiner Schönheit, trotz der Rubine und Smaragde, die das Stichblatt am Ende des Griffes schmückten, und trotz der geflochtenen Goldfäden, die den Fingerbügel formten, war es eine Furcht erregende Waffe, die Waffe eines Gottes ...
    »Auf die Knie, Sergeant.«
    Antor trat vor und verneigte sich vor ihm. Jetzt war keinerlei Raunen mehr zu hören, nicht mehr ein einziger Laut außer dem Prasseln des Feuers und dem Pfeifen der Windböen draußen. Uther hob langsam das Schwert und berührte den jungen Mann mit dem flachen Teil der Klinge an den Schultern. Dann legte er Excalibur auf seinen eigenen Arm, und, da Antor sich bückte, um tapfer den Ritterschlag über sich ergehen zu lassen, hieb er ihm mit voller Wucht die flache Hand in den Nacken, so fest, dass er ihn zu Boden schleuderte unter dem Gelächter und den Spottrufen der plötzlich gelösten Truppe.
    »Dieser Schlag, Messire Antor, ist der letzte, den ihr empfangen werdet, ohne ihn zu erwidern«, sagte Uther, während er ihm auf die Füße half.
    Er küsste ihn auf beide Wangen und auf den Mund, so wie es Sitte war, dann sah er zu, wie der junge Mann vor der Königin niederkniete und ihr voller Inbrunst die Hand küsste.
    »Meine Königin, ich bin Euch ergeben. Mein Leben und mein Schwert liegen auf immer in Euren Händen.«
    »So möge es geschehen’«, rief Illtud aus, und sämdiche Männer bekreuzigten sich, während sie den Segen des Abtes nachsprachen.
    »Messire Antor«, sagte Igraine, »vergangene Nacht sind Mönche aus dieser Burg verjagt worden. Schickt Eure Leute aus, damit sie sie suchen. Seht zu, dass Ihr sie wieder findet, und bringt sie hierher zurück, gebt ihnen zu trinken und zu essen.«
    »Zu Befehl, meine Königin.«
    »Und man schicke Bedienstete«, fuhr sie fort. »Warmes Wasser, Kleider und Wein. Der König muss sich umziehen und ausruhen.«
    Uther lächelte und sah wieder den nackten, an seinen eigenen Körper gepressten Leib der Königin vor seinen Augen. Sie musste gefroren haben ...
    »Messire Uther«, sagte Illtud, der mit der Scheide Excaliburs auf ihn zukam. »Was gedenkt Ihr mit diesem Schwert zu tun?«
    Der junge Mann packte die kunstvoll gearbeitete Hülle mit einer ungehaltenen Geste und schob die goldene Klinge langsam hinein. Die Frage war zu unvermittelt gekommen, es war eine Frage, die er, so gut er irgend vermochte, in den hintersten Winkel seines Herzens zu verbannen suchte. Und er würde sie sicherlich nicht ausgerechnet diesem traurigen Mönch mit dem langen Gesicht beantworten.
    »Mein Vater, erlaubt, dass ich zunächst dem Befehl der Königin nachkomme«, antwortete er. »Mir ist kalt, ich bin hungrig und müde ... Und mir scheint, dass Ihr ebenfalls dringend ein wenig Ruhe und einen Schluck Wein nötig habt.«
    Illtud öffnete den Mund, denn so leicht wollte er sich nicht abwiegeln lassen, doch er bemerkte die Ungeduld der Königin, und in gewisser Hinsicht hatte er die Antwort auf seine Frage ja erhalten, da Uther bei ihr blieb und sie allesamt noch am Leben waren ...
    »Du wirst dich an mich nicht erinnern«, fuhr er in einem gänzlich veränderten Ton fort, der plötzlich leutselig und freundschaftlich war, »aber ich bin derjenige, der gekommen ist, um die Kapelle deines Vaters in Cystennin einzuweihen, damals als du noch ein Kind warst... Es tut mir leid.«
    Er hielt inne, schenkte Uther ein flüchtiges Lächeln und steuerte auf die Tür zu.
    »Ich wünsche dir eine gute Nacht, oder zumindest das, was davon noch übrig ist... Und ich werde zu Gott beten, damit er mir eine letzte Gnade erweist.«
    »Und die wäre?«, konnte Uther sich nicht zurückhalten zu fragen.
    »Morgen, wenn Gott mich erlöst, werden die Soldaten die Mönche, die mich begleitet haben, hierher zurückbringen. Und falls er noch unter den Lebenden sein sollte, werde ich dich mit einem von ihnen zusammenbringen, den du gut kennst. Einen, der dir vielleicht bei deiner Entscheidung behilflich sein wird.«
    »Mein Vater«, erwiderte Uther in einem fast schon an Unhöflichkeit grenzenden Ton, »ich habe zu viele Prüfungen durchgestanden, um jetzt noch Rätselraten zu spielen. Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt, so sprecht es aus.«
    »Nicht ich bin es, der mit dir sprechen muss«, sagte Illtud, »sondern ein Mönch, der mir und dir lieb und teuer ist. Sein Name ist Elad. Er war dabei, als dein Vater starb, und er weiß, wer ihn getötet hat.«

    Über Avalon ging die Sonne auf.
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