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Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game

Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game

Titel: Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Autoren: Christine Feehan
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Ohr der Person in der Zentrale verschwendete. Saber trat gegen die Wand der Telefonzelle und brach sich dabei fast die Zehen. Aufjaulend sprang sie wie ein Idiot auf einem Fuß herum und schwor Larry ewige Rache.
    Sie hätte in dem Wagen sitzen bleiben und sich ihm überlegen zeigen sollen, statt ihn wegfahren zu lassen. Er war ein Wurm, der sich kriechend über die Erdoberfläche bewegte, aber er war kein Ungeheuer. Mit Ungeheuern hatte sie intime Bekanntschaft gemacht. Sie folgten ihr auf Schritt und Tritt, und schon bald – viel zu bald, wenn sie nicht fortging – würden sie sie wiederfinden. Im Vergleich dazu war ein Drecksack wie Larry ein Prinz. Larry hatte jedenfalls mit Sicherheit nicht das Monster in ihr erkannt. Wenn er sie angerührt hätte … Sie stieß den Gedanken von sich und zwang sich, normal zu denken. Sie hätte ihn trotzdem zusammenschlagen sollen, nur dieses eine Mal, stellvertretend für all die anderen Frauen, die er in dieselbe Situation bringen würde, weil er das Gefühl von Macht liebte. Sie war ziemlich sicher, dass die meisten Frauen den Wunsch verspürt hätten, dem Mistkerl wenigstens eine reinzuhauen.
    Saber seufzte leise und schüttelte den Kopf. Sie zögerte ja doch nur das Unvermeidliche hinaus. Sie würde nicht zu Fuß nach Hause laufen, und sie konnte nicht bleiben,
wo sie war. Sie würde gewaltig dafür bezahlen, aber was war schon eine weitere Strafpredigt neben mehreren hundert anderen? Mühsam holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen, bevor ihre Fingerspitze reichlich brutal auf die Tasten des unschuldigen Telefons einstach und sie die Nummer wählte.
     
    Jesse Calhoun lag ausgestreckt auf dem breiten Lederfuton, einer Sonderanfertigung, und starrte in der Dunkelheit die Decke an. Erdrückende Stille umgab ihn, hüllte ihn ein und lastete schwer auf ihm. Das Geräusch der tickenden Standuhr existierte nur in seinem Kopf. Endlose Sekunden, Minuten. Eine Ewigkeit. Wo war sie? Was zum Teufel hatte sie morgens um halb drei noch außer Haus zu suchen? Sie hatte diese Nacht frei. Sie war nicht im Funkhaus und arbeitete länger als sonst; das hatte er bereits überprüft. In einen Unfall war sie bestimmt nicht verwickelt. Jemand hätte ihn benachrichtigt. Er hatte jedes Krankenhaus im näheren Umkreis angerufen und konnte sich zumindest mit dem Wissen trösten, dass sie in keines von ihnen eingeliefert worden war.
    Seine Finger ballten sich langsam zur Faust und schlugen ohnmächtig auf das Leder, einmal, zweimal. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie ausgehen würde. Sie hatte noch nicht einmal angerufen, um zu sagen, dass sie spät zurückkommen würde. Es konnte nur noch eine Frage von Tagen sein, bis es die mysteriöse, flatterhafte Saber Wynter zu weit trieb und er sie schlicht und einfach erwürgen würde.
    Seine erste Erinnerung an sie stellte sich ungebeten ein und führte ihm wieder vor Augen, dass es seine eigene Torheit war, die ihn in eine derart unbehagliche Lage
gebracht hatte. Vor zehn Monaten hatte er die Tür geöffnet, und auf der Schwelle hatte das schönste Kind gestanden, das er jemals gesehen hatte, mit einem abgenutzten Koffer in der Hand. Das Mädchen war nicht größer als einen Meter siebenundfünfzig gewesen und hatte rabenschwarzes Haar, so tiefschwarz, dass in den wüsten Locken kleine blaue Glanzlichter funkelten. Ihr Gesicht war klein und zart, mit feinen, klassischen Zügen und einer leicht hochmütigen Nase. Zarte, makellose Haut, volle Lippen und riesige veilchenblaue Augen. Sie strahlte eine Unschuld aus, die in ihm den Wunsch – nein, das dringende Bedürfnis – weckte, sie zu beschützen. Sie zitterte unerträglich in der kalten Luft.
    Sie hatte ihm wortlos ein Stück Papier mit seiner Annonce gereicht. Sie wollte den Job bei dem Rundfunksender, der frei geworden war, als die Sprecherin, die immer die Nachtschichten schob, bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Der Unfall hatte alle tief erschüttert, und Jesse hatte sich viel Zeit gelassen, bevor er überhaupt auf den Gedanken gekommen war, den Posten wieder zu besetzen, aber schließlich hatte er eine Annonce aufgegeben.
    Was sie verraten hatte, waren ihre Augen und ihr Mund gewesen. Sie war kein Kind, in eine dünne Jeansjacke gewickelt, die etliche Nummern zu groß war, sondern eine junge, erschöpfte, exotische, beunruhigend schöne Frau. Diese Augen hatten Dinge gesehen, von denen zu wünschen gewesen wäre, sie hätte sie nicht sehen müssen, und er hatte die junge Frau mit
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