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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen
Autoren: Petra Kasch
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zwischen Mitleid und Ärger. Gleich wirft er die Tür wieder zu, dachte ich panisch. Doch Kubasch war meine letzte Rettung.
    »B-b-bitte!«, stammelte ich.
    Irgendwie gewann wohl das Mitleid. Er legte seine muskulöse Hand auf meine schmale Schulter und schaute mir tief in die Augen. »Und jetzt mal ganz in Ruhe, Sophie.«
    Ich gab mir Mühe und erzählte ihm von Mamas Angst in der Höhle und dass Zadek ihr dann diesen Keks gegeben hatte, damit es ihr besser ging. Was ja auch eine Weile geklappt hatte. Du Idiotin, dachte ich im selben Moment, als ich Kubaschs Gesicht entgleisen sah. All die gehauchten Wölfis und Umarmungen nur wirres Drogengesäusel.
    »Du meinst, es war bloß deswegen?«, sagte er traurig. »Sie mag mich eigentlich gar nicht?«
    »Doch, doch«, beteuerte ich. »Sie mag dich. Und wie!«
    Aber er glaubte mir kein Wort. Was machte ich denn jetzt? Wenn er mir nicht half, war ich total aufgeschmissen. Wahrscheinlich gab es in ihm aber doch noch irgendwo ein Fünkchen Hoffnung, denn schließlich sagte er: »Also los, suchen wir sie.«
    Quasimodo guckte noch einen Tick finsterer, als ich nun zusammen mit Kubasch die Treppe herunterkam.
    »Am Strand war ich schon«, sagte ich, während wir durch den Poolgarten liefen. Ich vermied es, Kubasch dabei anzusehen.
    »Gehen wir doch mal um das Hotel herum«, schlug er vor.
    Ich folgte ihm barfuß über den gesprengten Rasen. Oberhalb des Hotels liefen wir den kleinen Pfad entlang, den ich mit Nikos bei unserem ersten Date gegangen war. Die dornigen Sträucher schlugen mir jetzt gegen die nackten Beine. Kubasch machte riesige Schritte. Er hatte ganz offensichtlich nicht die geringste Lust, mit mir hier durch die Nacht zu latschen.
    Als wir einmal um das Hotel herumgelaufen waren, hatten wir Mama noch immer nicht gefunden. Nicht die kleinste Spur. Wir standen in der Auffahrt. Mir war zum Heulen zumute, denn ich wartete darauf, dass Kubasch jeden Moment »Gute Nacht« sagen würde und mich dann allein hier stehen ließ.
    Doch stattdessen fragte er plötzlich: »Riechst du das auch, Sophie?«
    »Wa-wa-was denn?«, stotterte ich.
    »Schnitzel!«
    Ich schnupperte in die laue Nacht. Tatsächlich, es roch nach Schnitzel, nach angebranntem Schnitzel, um genau zu sein. Wir schauten uns an. Hatte Mama jemanden überreden können, ihr mitten in der Nacht ein Schnitzel zu braten? Aber wen und vor allem wo?
    Quasimodo brummte irgendwas Unverständliches, als wir wieder das Hotel betraten und Richtung Küche verschwanden. Und da hatten wir dann unseren Schnitzelgeruch. Auf dem Gemüseputztisch hockte kichernd meine Mutter mit einem Glas Rotwein in der Hand, während sich ein Mann eifrig am Herd zu schaffen machte. Meinen großen, sportlichen Mathelehrer im karierten Pyjama hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Was tut man in so einem Moment?
    »Mama!«, rief ich schließlich durch den Dunst. »Was machst du denn hier?«
    »Hallo, Sophie«, rief sie erfreut und fuchtelte sich freie Sicht. »Hast du auch Hunger? Ist noch genug da.«
    Ich schaute zu Kubasch, der wie hypnotisiert Zadeks Rücken anstarrte.
    »Na, ich werde hier ja nicht mehr gebraucht«, knurrte er und wollte sich wieder aus der Küche verdrücken.
    Da entdeckte Mama ihn und starrte mich entsetzt an.
    »Sag was!«, raunte ich ihr zu. »Aber schnell!«
    »Ähm«, stotterte Mama, »Johannes konnte auch nicht schlafen und da …«
    Als Zadek seinen Namen hörte, drehte er sich um.
    »Hi, Wolfgang«, sagte er erfreut, »magst du mitessen?«
    »Um die Zeit ess ich nicht«, quetschte Kubasch zwischen seinen Zähnen hervor.
    Mama stand kurz vor einer Ohnmacht. Ihr war schon klar, dass Kubasch ihr trautes Schnitzelstündchen mit Zadek ganz anders deuten musste. Aber sie war plötzlich stumm wie eine Auster und schaute zu Boden.
    »Dann wünsche ich allen noch einen guten Appetit«, rang Kubasch sich schließlich ab und stampfte aus der Küche.
    »Was hat er denn?«, fragte Zadek verwundert.
    »Nichts!« Ich rannte Kubasch hinterher und erwischte ihn noch auf dem Treppenabsatz.
    »Es ist doch … alles ganz anders!«, stammelte ich.
    »Das habe ich gesehen. Gute Nacht, Sophie«, und damit ließ er mich stehen.
    Keine Ahnung, warum ich mich für Mama so ins Zeug legte. Gebracht hatte es jedenfalls nichts. Im Gegenteil. Jetzt dachte Kubasch, Mama hätte was mit Zadek. Dabei träumte der doch nur von seiner Carola. Und ich träumte von Nikos, wenn man mich ließ. Müde kroch ich unter meine Bettdecke zurück.

Am anderen
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