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Ferien, Flirten & Flamingos

Ferien, Flirten & Flamingos

Titel: Ferien, Flirten & Flamingos
Autoren: Jochen Till
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die beiden vergossen haben, hätte man locker ein Aquarium füllen können. Dabei sehen sie sich morgen schon wieder. Ach, stimmt ja, das habe ich noch gar nicht erzählt! Das ist ja der größte Hammer überhaupt! Die beiden wohnen nämlich in derselben Stadt! In Koblenz, um genau zu sein. Wahnsinn, oder? Da kann man schon fast nicht mehr an Zufall glauben. Da muss Amor seine Finger im Spiel gehabt haben – also der echte, nicht der ätzende.

    â€žTeam Frohwein hat Anstoß“, kommentiert Matthias meinen nächsten Angriffsversuch. „Schweinsteiger passt auf Müller. Müller zurück zu Schweinsteiger. Schweinsteiger verliert den Ball. Er ist heute wirklich nicht in Form. Iniesta leitet den Konter ein. Ein Traumpass auf …“
    Meine Zimmertür öffnet sich. Mein Vater streckt den Kopf herein. „Jungs, es ist so weit“, sagt er mit einem breiten Grinsen. „Sie sind gerade vorgefahren.“
    Matthias und ich lassen alles stehen und liegen und hetzen hinter meinem Vater die Treppe runter.
    Tamara wartet schon auf uns. Es klingelt an der Tür.
    â€žWohin?“, frage ich meinen Vater hektisch.
    â€žKüche“, antwortet er.
    Ich ziehe Matthias hinter mir her in die Küche.
    â€žHalt, stopp!“, zischt Tamara. „Die Brille!“
    Matthias gibt ihr seine Brille. Ich schließe die Tür hinter uns. Das Küchenfenster steht offen, der Rollladen ist bis auf einen schmalen Spalt heruntergelassen. Wir postieren uns am Fenster und schauen nach draußen. Dort stehen Matthias’ Eltern. Wir hören, wie mein Vater die Tür öffnet.
    â€žAh, Herr und Frau Dengler!“, sagt er. „Welche Freude, Sie zu sehen!“ Er geht auf sie zu, stellt Matthias’ Taschen ab und schüttelt seinen Eltern die Hand. „Das ist übrigens meine Lebensgefährtin Tamara“, sagt er. Tamara tritt vor und begrüßt die beiden ebenfalls.
    â€žWie war der Verkehr?“, fragt sie. „Gut durchgekommen?“
    â€žWären wir“, brummt Herr Dengler. „Wenn meine Frau nicht alle zehn Minuten auf Toilette gemusst hätte.“
    â€žJa, schieb’s nur auf mich“, erwidert Frau Dengler schnippisch. „Wer hat denn diesen neuen Tee angeschleppt?“
    â€žDen dein Ernährungsberater dringend empfohlen hat“, knurrt Herr Dengler.
    â€žWeil du deinen Ballaststoffhaushalt nicht im Griff hast“, setzt Frau Dengler nach.
    â€žLass uns das in der nächsten Sitzung ausdiskutieren“, zischt Herr Dengler und wendet sich an meinen Vater. „Ist Matthias denn fertig?“
    â€žJa“, sagt mein Vater, dreht sich um und ruft ins Haus. „Matthias? Kommst du?“
    Und dann kommt er. Ich muss mir fest die Hand auf den Mund pressen, damit ich nicht laut loslache. Der sieht aber auch wirklich zu geil aus!
    Matthias krallt sich in meine Schulter und beißt auf seine Faust, um sein Lachen zu unterdrücken. Okay, ich glaube, ich muss da was erklären. Der Junge da draußen ist nicht Matthias, sondern Emil, der Sohn unserer Nachbarn.
    Das Ganze war die Idee meines Vaters. Emil ist ungefähr genauso groß wie Matthias und hat eine ähnliche Haarfarbe, wiegt aber geschätzte zwanzig Kilo mehr. Wir haben ihn in Matthias’ Klamotten gezwängt, ihm Matthias’ Frisur verpasst und ihm seine Brille aufgesetzt. Und jetzt sehe ich gerade, dass mein Vater ihm noch eine Eiswaffel in die eine und eine Tafel Schokolade in die andere Hand gedrückt hat. Sein Mund ist total mit Eis und Schokolade verschmiert – ich mache mir gleich in die Hose vor Lachen!
    â€žGuten Tag, Vater. Guten Tag, Mutter“, sagt er und versucht dabei wie Matthias zu klingen – das haben wir vorhin extra noch geübt. Ich habe ja schon einige dumme Gesichter gesehen, aber diese beiden schlagen wirklich alles, das ist unbezahlbar.
    Matthias schiebt mich ein Stück zur Seite und schießt leise glucksend ein paar Fotos.
    â€žDas … das ist nicht unser Kind!“, quiekt Frau Dengler hysterisch. „Was haben Sie mit unserem Kind gemacht?“
    â€žJa, ich weiß“, sagt mein Vater schuldbewusst. „Ich habe es etwas schleifen lassen mit den Süßigkeiten, dem Fastfood und dem Bier. Aber keine Sorge, als Ausgleich habe ich ihm immer die doppelte Dosis seiner Medikamente gegeben.“
    Emil rülpst einmal laut und ausgiebig.
    â€žScheiße,
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