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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan
Autoren: Astrid Lindgren
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gewohnt, nehme ich an, die Schreinerkinder sind wohl auch nicht rücksichtsvoll gewesen, oder? Diejenige, die deine Fenster putzt und deine Fußböden mit Liebe und mit ihren Händen scheuert, die nach und nach immer rissiger werden, das dürfte wohl die Unterzeichnete sein, Mann. Du kannst dich aber darauf verlassen, ich stelle die anderen zum Helfen an! O ja! Wir werden unser Bestes tun, um hier Ordnung zu halten. Gute Nacht, liebes Schreinerhaus, nun werden wir wohl schlafen. Ein kaltes Bodenkämmerchen wartet auch auf mich, aber ich bleibe hier unten so lange, wie ich kann, in deiner ländlichen Küche und an deinem glühenden Herd, denn hier habe ich das Gefühl, als hättest du mich an dein warmes klopfendes Herz genommen.
    So schrieb Malin, und dann merkte sie plötzlich, wie spät es geworden war. Ein neuer Tag nahte schon, einer, der hell und klar werden würde, das sah sie, als sie zum Fenster lief. Hier blieb sie stehen. »Von allen Küchenfenstern auf Erden«, murmelte sie und wußte, noch nie hatte sie etwas gesehen, das ihr besser gefiel, als was sie dort draußen sah. Das stille Wasser in der Morgendämmerung, der Steg, die grauen Steine am Ufer, alles. Sie machte das Fenster auf und hörte den Gesang der Vögel, der wie ein Jubel über sie hinströmte. Der kam aus vielen kleinen Kehlen, aber lauter als alle hörte sie die Amsel im Mehlbeerbaum singen. Sie war gerade aufgewacht, munter und voller Lebensfreude.
    Und der arme Melcher in der Mädchenkammer war noch nicht mal eingeschlafen. Aber Malin hörte, wie er gähnte, obgleich er unverdrossen und mit lauter Stimme deklamierte:
    »Herz, öffne dich dem Tag, freu dich der Morgenstunde. Noch glitzert Tau im Hag, noch schimmern blaß die Sunde. Der Morgen atmet Ewigkeit wie erster Tag uralter Zeit.«
    »Ja, genau so ist es«, sagte Malin.

Rudern, rudern zur Fischerinse l
    Es ist ein Gefühl, als hätten wir immer auf Saltkrokan gelebt, schrieb Malin eine Woche später. Ich kenne die Menschen, die hier leben. Ich weiß ungefähr, was von ihnen zu halten ist. Nisse und Märta, ich weiß, sie sind die nettesten Menschen der Welt – besonders er – und die tüchtigsten der Welt – besonders sie. Er kümmert sich um das Geschäft. Sie kümmert sich auch um das Geschäft, außerdem aber um die Telefonvermittlung, die Post, die Kinder, den Hund und den Haushalt, und außerdem springt sie jedesmal ein, wenn jemand anders auf der Insel Hilfe braucht. Es ist typisch für Märta, daß sie gleich mit Gulasch bei uns angestürzt gekommen ist. »Nur weil ihr so verloren ausgesehen habt«, sagt sie.
    Was weiß ich sonst noch? Daß es im Bauch vom alten Söderman »ganz unverantwortlich knurrt«, das hat er mir selbst anvertraut, und er werde wohl an einem der nächsten Tage nach Norrtälje fahren und den Doktor aufsuchen.
    Ferner weiß ich, daß Vesterman seinen landwirtschaftlichen Betrieb nicht so führt, wie er müßte, sondern immer nur fischt, auf die Jagd geht und »überhaupt von nichts das Geringste versteht«, das hat Frau Vesterman mir anvertraut.
    Märta und Nisse, der alte Söderman, Vestermans, gibt es noch mehr? O ja, Janssons natürlich. Sie haben auch einen Hof, und dort holen wir unsere Milch. Es gehört zu unserem ländlichen Vergnügen, abends durchs Gehölz zu wandern und bei Janssons Milch zu holen.
    Die Insel hat auch einen Volksschullehrer, einen jungen, der Björn Sjöblom heißt. Ihn hab ich kennengelernt, als ich Mittwoch abend Milch holte, und es schien, als ob … ja, es ist zwar einerlei, aber er war kein »Quadratekel«, wie Johann es nennt, sondern machte einen sehr angenehmen und rechtschaffenen Eindruck. Irgendwie treuherzig.
    Und dann die Kinder hier, dem Himmel sei Dank dafür! Pelle spielt intensiv mit Tjorven und Stina, vor allem mit Tjorven. Ich glaube, da findet ein kleiner Machtkampf um ihn statt, so etwa im Stil wie: »Rühr den Goldklumpen nicht an, ich hab ihn zuerst gesehen!« Aber Tjorven hat die Oberhand. Und wie sollte es anders sein? Sie ist ein merkwürdiges Kind, eins von denen, die immer der Liebling von allen werden, ohne daß man so recht weiß, weshalb. Es wird nur irgendwie heller, wo immer ihr gutmütiges Gesicht auftaucht. Papa behauptet, sie habe etwas von der ewigen, kindlichen Sicherheit an sich, von dem Warmen und Sonnigen, das nach Gottes Absicht eigentlich alle Kinder haben sollten, wenn die Wirklichkeit auch leider ein bißchen anders aussieht. Tjorven gehört allen auf Saltkrokan, frei streift sie
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