Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
vergaß er sämtliche Frösche über dem phantastischen Hund, den er vorhin auf dem Bootssteg gesehen hatte und der jetzt hier in ihrer Küche stand.
    Melcher machte ein gekränktes Gesicht.
    »Ein Frosch im Brunnen – ist das wahr? Angenehmes Sommerhaus, hat dieser Makler gesagt. Er hat nichts davon gesagt, daß es hier einen Tierpark gäbe mit Eulen im Schornstein, Fröschen im Brunnen und Riesenhunden in der Küche. Johann, geh und sieh nach, ob ein Elch im Schlafzimmer liegt.«
    Seine Kinder lachten so, wie es von ihnen erwartet wurde. Melcher wäre sonst beleidigt gewesen. Aber Malin sagte:
    »Uh, was für ein Rauch hier!«
    »Kein Wunder«, sagte Melcher. Er zeigte vorwurfsvoll auf den Herd. »Es ist eine Schmach für den Lieferanten. Ich werde hinschreiben und mich beschweren: Sie haben im April 1908 einen eisernen Herd geliefert. Weshalb in aller Welt haben Sie das getan?«
    Niemand hörte auf ihn außer Malin. Die anderen umdrängten Tjorven mit ihrem Hund und bestürmten sie mit Fragen.
    Und Tjorven erzählte freundlich, daß sie in dem Haus wohne, das dem Schreinerhaus am nächsten lag. Dort hatte ihr Papa einen Kaufmannsladen, aber das Haus war groß, so daß sie allesamt Platz darin hatten, »ich und Bootsmann und Mama und Papa und Teddy und Freddy«, sagte Tjorven.
    »Wie alt sind Teddy und Freddy?« fragte Johann eifrig.
    »Teddy ist dreizehn, und Freddy ist zwölf, und ich bin sechs Jahre alt, und Bootsmann ist zwei. Ich weiß nicht mehr, wie alt Mama und Papa sind, aber ich kann nach Hause gehen und fragen«, sagte sie bereitwillig.
    Johann versicherte ihr, das sei nicht nötig. Er und Niklas sahen sich zufrieden an. Zwei Jungen in ihrem eigenen Alter im Haus nebenan, das war fast zu schön, um wahr zu sein.
    »Was sollen wir bloß machen, wenn wir diesen Herd nicht ankriegen?« fragte Malin.
    Melcher raufte sich das Haar.
    »Ich muß wohl aufs Dach klettern und nachsehen, ob im Schornstein wirklich eine Eule liegt, wie dieses Kind da behauptet.«
    »Oje«, sagte Malin. »Dann sei bitte vorsichtig. Denk daran, wir haben nur einen Vater.«
    Melcher war jedoch schon zur Tür hinaus. Er hatte am Giebel eine Leiter stehen sehen, und für einen einigermaßen gelenkigen Kerl konnte es keine Kunst sein, aufs Dach hinaufzugelangen. Seine Jungen folgten ihm auf den Fersen, auch Pelle. Selbst der größte Hund der Welt konnte ihn nicht in der Küche zurückhalten, wenn Papa Eulen aus dem Schornstein holen wollte. Und Tjorven, die sich Pelle schon zum Freund und Begleiter auserkoren hatte, wenn Pelle auch nichts davon wußte, wanderte ebenfalls gemächlich nach draußen, um nachzusehen, ob hier etwas Lustiges passieren würde.
    Es fing gut an, fand sie. Herr Melcher hatte den Feuerhaken mitgenommen, um die Eule damit herauszuangeln, und den mußte er zwischen die Zähne nehmen, während er die Leiter hinaufkletterte. Genau wie Bootsmann, wenn er einen Knochen bringt, dachte Tjorven. Etwas noch Lustigeres begehrte sie nicht. Sie lachte still in sich hinein dort unter dem Apfelbaum. Dann brach eine Leitersprosse durch, als Herr Melcher darauf trat, und er rutschte ein ganzes Stück wieder nach unten. Pelle bekam Angst und schrie auf, aber Tjorven lachte wieder still vor sich hin. Dann lachte sie nicht mehr. Denn jetzt war Herr Melcher oben auf dem Dach, und das sah gefährlich aus.
    Melcher fand das auch.
    »Ein wirklich gutes Haus«, murmelte er. »Aber hoch.«
    Er fragte sich, ob es nicht im Grunde ein bißchen zu hoch sei, um darauf herumzubalancieren, wenn man bald fünfzig war.
    »Falls ich überhaupt so alt werde«, murmelte er und wankte auf dem Dachfirst entlang, die Augen starr auf den Schornstein geheftet. Aber dann warf er einen Blick zur Erde und wäre fast hinuntergefallen, als er die ängstlichen, nach oben gewandten Gesichter seiner Söhne so tief unter sich erblickte.
    »Halt dich fest, Papa!« schrie Johann.
    Melcher schwankte und wurde fast böse. Über ihm war nichts als der weite Weltenraum – woran sollte er sich festhalten? Da hörte er Tjorvens durchdringende Stimme: »Weißt du was? Halt dich am Feuerhaken fest, Herr Melcher. Mach das!«
    Aber jetzt war Melcher zum Glück in Sicherheit beim Schornstein.
    Er schaute hinein. Da drinnen war nichts als schwarze Finsternis.
    »Du, Tjorven, was redest du da von toten Eulen!« rief er vorwurfsvoll. »Hier sind keine Eulen.«
    »Ist es eine Waldeule?« schrie Niklas.
    Da donnerte Melcher in seinem Zorn: »Hier ist keine Eule, hab ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher