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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan
Autoren: Astrid Lindgren
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›dichten‹.«
    »Meinetwegen auch ›dichten‹«, sagte Malin. »Aber wie dem auch sei, vor langer Zeit müßte hier jedenfalls jemand gelebt haben, der über diese Möbel glücklich gewesen ist und sie abgestaubt und blank poliert und freitags das Haus geputzt
    hat. Wem gehört es eigentlich jetzt?«
    Melcher überlegte.
    »Irgendeiner Frau Sjöberg oder Frau Sjöblom oder so ähnlich. Eine alte Frau …«
    »Da hast du vielleicht deine Schreinersfrau«, sagte Malin und lachte. »Sie wohnt jetzt in Norrtälje«, sagte Melcher. »Ein Mann mit Namen Mattsson vermietet für sie den Besitz an Sommergäste – zumeist an Räuber mit abscheulichen kleinen Kindern, die Krallen an den Fingern haben, wie es scheint.«
    Er sah sich in dem Raum um, der früher einmal die gute Stube der Schreinerfamilie gewesen sein mochte. Jetzt war es keine ganz so gute Stube mehr, doch Melcher war zufrieden.
    »Hier«, sagte er, »hier soll unsere Wohnstube sein.«
    Er streichelte begeistert den weißgetünchten offenen Kamin.
    »Und hier sitzen wir dann abends vor dem Holzfeuer und hören das Meer draußen rauschen.«
    »Während die Ohren im Luftzug flattern«, sagte Malin und zeigte auf das Fenster, in dem eine Scheibe kaputt war.
    Sie hatte noch immer die kleine Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen, aber Melcher, der das Schreinerhaus schon in sein Herz geschlossen hatte, sorgte sich nicht um so etwas Bedeutungsloses wie eine zerbrochene Fensterscheibe.
    »Keine Sorge, mein Kind. Dein tüchtiger Vater setzt morgen eine neue Scheibe ein. Nur keine Sorge!«
    Malin war nicht ganz ohne Sorge, denn sie kannte Melcher, und sie dachte mit einer Mischung von Ungeduld und Zärtlichkeit: Er glaubt selber daran, der gute Kerl, tatsächlich, er vergißt es nämlich ein über das andere Mal. Wenn er aber eine neue Fensterscheibe einsetzt, so heißt das, daß er drei andere dabei kaputtmacht. Ich muß diesen Nisse Grankvist fragen, ob es hier jemanden gibt, der mir helfen kann.
    Laut sagte sie: »Ich glaube, nun müssen wir die Ärmel hochkrempeln. Wie war es doch, Papa, wolltest du nicht Feuer in der Küche machen?«
    Melcher rieb sich die Hände vor Tatendrang.
    »Ganz recht. Frauen und Kindern kann man so was nicht anvertrauen.«
    »Sehr schön«, sagte Malin. »Dann gehen Frauen und Kinder hinaus und sehen nach, wo der Brunnen ist. Denn hier gibt es doch hoffentlich einen?« Sie hörte die Jungen im oberen Stock herumtrampeln und rief: »Kommt, alle meine Brüder! Wir wollen Wasser holen!«
    Es hatte aufgehört zu regnen, jedenfalls im Augenblick. Die Abendsonne machte mehrmals einen tapferen, aber vergeblichen Versuch, durch die Wolken zu brechen, von der Amsel in dem alten Mehlbeerbaum lebhaft ermuntert. Der Vogel flötete unverdrossen, bis er die Melchersonschen Kinder mit ihren Wassereimern durch das nasse Gras stapfen sah. Da verstummte er.
    »Ist es nicht hübsch, daß das alte Schreinerhaus seinen eigenen Schutzbaum hat?« sagte Malin und streichelte im Vorübergehen den rissigen Stamm des Baumes.
    »Wofür hat man einen Schutzbaum?« fragte Pelle.
    »Um ihn gern zu haben«, entgegnete Malin.
    »Um darauf herumzuklettern, wie du siehst«, sagte Johann.
    »Und das wird so ungefähr das erste sein, was wir morgen früh tun«, verkündete Niklas. »Ich möchte wissen, ob Papa was extra zahlen mußte, weil es hier so einen feinen Kletterbaum gibt.«
    Malin lachte, aber die Jungen dachten sich noch mehr Sachen aus, von denen sie meinten, Melcher habe dafür extra zahlen müssen. Den Steg und den alten Kahn, der daran festgemacht lag. Den roten Schuppen, den sie näher untersuchen wollten, sobald sie Zeit hätten. Den Boden, den sie bereits durchstöbert hatten und der voller aufregender Dinge war.
    »Und den Brunnen, wenn er einigermaßen gutes Wasser hat«, schlug Malin vor.
    Aber Johann und Niklas fanden nicht, daß man für den extra zahlen müsse.
    »Dagegen könnten ein paar Groschen für den, der das Wasser reinschleppen muß, gar nicht schaden«, sagte Johann und hob den ersten Eimer an.
    Pelle schrie vor Begeisterung auf.
    »Guckt mal, ein kleiner Frosch, ganz unten drin!«
    Malin stieß einen Schreckensschrei aus, und Pelle sah sie erstaunt an. »Was ist denn mit dir? Magst du etwa keine süßen kleinen Frösche?«
    »Nicht im Trinkwasser«, sagte Malin.
    Pelle zappelte vor Eifer.
    »Oh, darf ich den nicht haben?«
    Dann wandte er sich an Johann.
    »Glaubst du, Papa hat was extra zahlen müssen, weil im Brunnen Frösche
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