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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan
Autoren: Astrid Lindgren
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der ganzen Küche eine wunderbare Wärme verbreitete.
    »Das heilige Feuer des Hauses«, sagte Melcher. »Der Mensch hatte kein Zuhause, bis er das Feuer entdeckte.«
    »Und bis er das Gulasch erfand«, sagte Niklas und stopfte sich so viel auf einmal in den Mund, daß er nicht mehr reden konnte.
    Sie saßen um den Küchentisch herum und aßen, und es war ein Augenblick tiefer und warmer Traulichkeit. Das Feuer prasselte im Herd, und draußen prasselte der Regen.
    Als die Jungen zu Bett gehen wollten, regnete es noch schlimmer. Widerwillig verließen sie die Wärme der Küche und zogen sich in ihre Bodenkammer zurück, die kalt und feucht und richtig ungemütlich war, obwohl ein Feuer im Kachelofen brannte. Aber Pelle schlief schon, von Malin in Wolljacken eingemummelt und mit einer wollenen Mütze auf dem Kopf.
    Johann stand fröstelnd am Fenster und versuchte, zu Grankvists hinüberzuschauen, aber der Regen klatschte gegen die Scheiben, so daß man alles nur durch einen Vorhang rinnenden Wassers sah. Den Kaufmannsladen – Johann sah das Schild. Und das Haus – es war rot, genau wie das Schreinerhaus. Und den Garten – er fiel zum Wasser hin ab, und dort unten hatten Grankvists einen Bootssteg, der ähnlich war wie der vom Schreinerhaus.
    »Morgen können wir mal sehen, ob wir diese Jungs finden, die …« sagte Johann, stockte aber plötzlich. Denn drüben auf dem Nachbargrundstück ging etwas vor sich. Eine Tür wurde geöffnet, und jemand rannte in den Regen hinaus. Es war ein Mädchen. Sie trug einen Badeanzug, und die hellen Haare flatterten um sie herum, als sie zum Bootssteg hinuntergaloppierte.
    »Komm mal her, Niklas, da kannst du etwas Interess …« begann Johann, stockte aber von neuem. Denn die Tür drüben ging abermals auf, und in den Regen hinaus kam ein zweites Mädchen, auch sie im Badeanzug, auch ihr wehte das Haar um den Kopf, als sie zum Steg hinuntertrabte. Die erste war schon unten angekommen. Jetzt sprang sie ins Wasser. Als sie mit der Nase wieder über Wasser war, rief sie: »Freddy, hast du die Seife?« Niklas und Johann schauten sich schweigend an.
    »Da hast du die Jungs, die du morgen suchen wolltest«, sagte Niklas endlich.
    »Oh«, sagte Johann.
    Sie lagen an diesem Abend lange wach.
    »Man kann nicht einschlafen, solange die Füße nicht einigermaßen aufgetaut sind«, versicherte Niklas.
    Johann mußte ihm recht geben. Dann schwiegen sie eine ganze Weile.
    »Jetzt hat's wenigstens aufgehört zu regnen«, sagte Johann schließlich. »Im Gegenteil«, sagte Niklas. »Hier in meinem Bett fängt es erst richtig an.«
    Entweder mag man es, wenn es durchs Dach regnet, oder man mag es nicht …
    Niklas mochte es nicht so unbedingt, daß es auf sein Bett tröpfelte, aber so viel machte es ihm nun auch wieder nicht aus, denn er war erst zwölf Jahre alt und von Natur aus sorglos. Doch sahen sie beide ein, er und auch Johann, daß Malin eine schlaflose Nacht haben würde, wenn sie ihr über das Elend gleich jetzt Bericht erstatteten. Und da sie ihre Schwester liebten und ihr Bestes wollten, rückten sie Niklas' Bett ganz leise beiseite und stellten einen Eimer unter das Getröpfel vom Dach.
    »Von diesem Geräusch wird man richtig schläfrig«, murmelte Johann, als er wieder ins Bett gekrochen war. »Blupp, blupp!«
    Aber Malin saß, ohne eine Ahnung von all dem Blupp, unten in der warmen Küche und schrieb emsig in ihr Tagebuch, denn sie wollte die Erinnerung an ihren ersten Tag auf Saltkrokan festhalten.
    Ich sitze hier allein, schrieb sie zuletzt. Aber ich hab das Gefühl, als schaute mir einer zu. Nicht ein Mensch! Vielmehr das Haus … das Schreinerhaus. Liebes Schreinerhaus, bitte finde uns nett. Am besten, du entscheidest dich gleich, denn du mußt dich ja ohnehin jetzt mit uns herumschlagen. Du weißt noch nicht, wer wir sind, sagst du? Das kann ich dir erzählen. Dieses lange Ende von einem Mann, der da drinnen in der kleinen Mädchenkammer liegt und laut vor sich hin Gedichte aufsagt, um einschlafen zu können, das ist Melcher. Vor dem mußt du dich in acht nehmen, besonders wenn du siehst, daß er einen Hammer oder eine Säge oder sonst ein Werkzeug in Händen hat. Ansonsten ist er wirklich lieb und ungefährlich. Die drei mutwilligen kleinen Bengels oben in der einen Bodenkammer, von denen kann ich nur sagen, daß sie … Ja, du bist doch hoffentlich kinderlieb? Dann wirst du nämlich nicht so ärgerlich. Mehr brauche ich vielleicht nicht zu sagen? Und du bist ja einiges
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