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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
Autoren: Jörg Maurer
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zelebrieren. Und vielleicht – vielleicht – käme auch das abendliche Treffen zwischen Jennerwein und Maria Schmalfuß noch zustande. Ein Termin bei
Hairbert
wäre ja schnell gemacht. Momentan hatte sich das Team jedoch vor dem hochpreisigen Gemüsestand der beiden biokostorientierten Verkaufskanonen eingefunden.
    »Eines lässt mir keine Ruhe«, sagte Maria Schmalfuß in die Runde, während sie in das Probehäppchen Mango biss. »Ich frage mich, wer von den Klassenkameraden dieser geheimnisvolle N.N. war.«
    »Ja, das würde mich ebenfalls interessieren«, stimmte Nicole Schwattke papayaschlürfend zu. »Wir haben den Mordfall gelöst. Wir haben das Dokument sichergestellt. Aber die Identität von N.N. haben wir nicht geknackt. Ich persönlich habe immer noch Harry Fichtl in Verdacht. Aber er schwört ja hoch und heilig, den Text nicht geschrieben zu haben.«
    »Alle haben es bestritten«, sagte Maria.
    »Wie schaut es mit Gunnar Viskacz aus?«, fragte Stengele. Er hatte gerade einen neugezüchteten apulischen Pfirsich des Biotandlers abgelehnt. Er hielt nicht viel von Obst. Er wollte später beim derben Allgäuer Käsemann zugreifen.
    »Das wäre durchaus möglich«, sagte Jennerwein. »Aber was hätte ihm das für seinen Erpressungsplan gebracht? Nein, ich habe eine ganz andere Vermutung.«
    Er drehte sich um und blickte hinüber zu einer Gruppe von Jugendlichen, die den Stand vom Würschtlmo umringten. Die volleyballbegeisterten Abkömmlinge des Jahrgangs  82 / 83 waren wohl ebenfalls auf die Idee gekommen, sich hier und heute zu treffen. Joey (
ohne
Gitarre), Tom (
ohne
Ball), Jeanette (
ohne
Schorsch Meyer), auch Motte und Bastian und all die anderen warteten plaudernd und lachend auf die Köstlichkeiten des sagenumwobenen Grilleurs. Vor allem Mona Gudrian (inzwischen
ohne
Gipsarm) fiel Jennerwein ins Auge. Er trat zu ihr und begrüßte sie.
    »Mona, mal ganz ehrlich: Hast
du
den anonymen Klassenzeitungsbeitrag geschrieben?«
    »Dachte ich mir doch, dass Sie damit zu mir kommen, Kommissar! Sie haben sicher nachgeforscht und rausbekommen, dass ich in der Schule eine echt krasse Mobberin war. Ja, ich gebe es zu, ich habe mit sechzehn solchen Scheiß gebaut. Jeder hat so seine Vergangenheit, oder? Ich war beim Psychologen deswegen, ich bin drüber weg. Und jetzt graben
Sie
das wieder aus.«
    »Nein, davon wusste ich gar nichts. So weit reicht der Arm der Polizei auch wieder nicht. Aber wenn du es nicht warst, hast du eine Ahnung, wer dann?«
    »Weiß nicht so recht. Es muss einer sein, der einen Riesenhass auf die Klasse geschoben hat. Und einer, der wusste, wie er die Leute verletzen kann. Und schließlich einer, der munter aus der zweiten Reihe schießt. Auch eine Kunst, finden Sie nicht? Na, Herr Kommissar? Kombinieren Sie!«
    »Riesenhass plus Detailkenntnis plus Heckenschütze, das ist doch typisch für –«
    »Volltreffer: Hinter N.N. verbirgt sich kein Schüler, sondern ein Lehrer.«
    »Und welcher Lehrer?«
    Monas Augen funkelten. »Wenn ich da mal eine Textanalyse machen darf: Der Stil des Beitrags ist ausgefeilt, flüssig zu lesen, dramaturgisch gut gesetzt. Meine Vermutung: Es ist der alte Schirmer. Er war ein endsliberaler, antiautoritärer, engagierter Pauker. Ist echt anstrengend, auf die Dauer so gut drauf zu sein. Er wollte
einmal
im Leben richtig abätzen.«
    »Hast du Beweise?«
    »Oh, ich sehe – meine Käsekrainer sind endlich fertig! Auf Wiedersehen, Herr Kommissar.«
    Und weg war sie. Jennerwein tippte trotzdem auf Mona.
     
    Oben am zwetschgenblauen Himmel waren die ersten Drachenflieger zu sehen. Sie taumelten und torkelten, als wollten sie sich jeden Moment herunterstürzen auf die reifen Früchte des Morgens. Sie kreisten und kurvten, als wären sie Alpensteinadler, die Ausschau hielten nach den größten fleischlichen Leckerbissen.
    »Es ist wirklich wahr!«, flunkerte der Würschtlmo gerade. »Ich habe einmal eine
Regensburger
in die Luft geworfen. Im selben Moment ist ein Raubvogel heruntergeschossen und hat sie sich geschnappt.«
    Der Schreihals von Gemüsetandler brüllte sich langsam ein. An vielen Stellen bildeten sich ratschende Grüppchen, unter ihnen die allergrößte Ratschkathl, die Grustmannsdorfer Hermi, die am Honigstand ihr süßes Gift der Unterstellung, üblen Nachrede und Verleumdung verspritzte. Sie war einmal um acht Uhr früh auf den Markt gekommen, um eins ist sie mit dem leeren Einkaufskorb immer noch an der derselben Stelle gestanden. Sie musste dann
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