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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
Autoren: Jörg Maurer
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noch die Flucht durch den Lüftungsschacht. Und alles nur wegen dieser verdammten Autovervollständigungsfunktion, die keine Vorworte kennt.

Die Absolventen des Abiturjahrgangs  82 / 83
(und was aus ihnen geworden ist)

DR. JUR. BEPPO PRALLINGER
    Oberregierungsrat
    im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen
    »Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten?«
    J.W. von Goethe (übrigens auch ein Jurist)
    »Wenn ich es bedenke, so muss ich sagen, dass mir meine Erziehung in mancher Richtung sehr geschadet hat.«
    Franz Kafka (und noch ein Jurist)
    Liebe Absolventen des Abiturjahrgangs  82 / 83 ,
mit diesen kleinen literarischen Lesefrüchten möchte ich mich bei Euch ganz herzlich dafür bedanken, dass Ihr mich wieder eingeladen habt zum diesjährigen Klassentreffen! Aber selbstverständlich wird der Prallinger kommen! Der Prallinger hat sich die vier Tage schon freigehalten! Wie schön wird es sein, Euch alle wiederzusehen, Ihr Asse in Mathematik, Ihr Cracks in Deutsch, Ihr Koryphäen in Physik! Ihr habt es ja, wenn ich mir Eure Lebensläufe so anschaue, alle zu etwas gebracht – ich hingegen bin nur ein unscheinbarer Oberregierungsrat im Ministerium geworden, mit einem grauen Büro, einem Anspruch auf zwei Topfpflanzen und einigen kleineren, nicht sehr aufregenden Aufgabenbereichen. Nicht einmal eine Sekretärin habe ich. Aber ich bin’s zufrieden. Ein jeder dient unserem schönen Freistaat, wo er kann. Ich habe mein Auskommen. Wie sagt schon der Dichter:
    »Armut ist ohne Zweifel das Schrecklichste. Mir dürft’ einer zehn Millionen herlegen und sagen, ich soll arm sein dafür, ich nehmet’s nicht.«
    Johann Nestroy (auch der hat Jura studiert!)
    Ich bin gesund, ich habe viel Zeit für meine Familie, kann mich inzwischen auch an zwei Enkelkinderchen erfreuen, mit denen ich oft im Garten spiele. Sie heißen Aleksander (ja, so schreibt man das heutzutage!) und Lisa, und ich werde Bilder mitbringen, falls jemand einen Blick auf die übernächste Generation werfen will. Und Vorsicht! Ich werde auch meinen Fotoapparat mitbringen!
     
    Ich hoffe, dass von unseren alten, braven Lehrern nicht schon wieder welche weggestorben sind, aber so ist nun einmal der Lauf der Welt. Lebt unser Mathelehrer Schirmer noch – der die Schultheatergruppe
Die Rampensäue
geleitet hat? Shakespeares
Romeo und Julia
 – so lustig habe ich die Balkonszene nie mehr danach gesehen!
Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche …
Oder Musiklehrer Lorenzer mit seinem ewigen Tristanakkord?
    »Und Dideldumdei und Schnedderedeng!
    Der Lärm lockt aus den Tiefen
    Die Ungetüme der Wasserwelt,
    Die dort blödsinnig schliefen.«
    Heinrich Heine (auch der war Jurist!)
    Wie auch immer – der Prallinger Beppo freut sich jedenfalls schon wahnsinnig, und der Prallinger ist gespannt, was der eine oder andere von Euch lieben Mitschülern zu erzählen hat.
    Euer – ja, wer schon? – Beppo Prallinger (Jurist)

1

    Die silberglänzenden Kalksteinspitzen stachen wie Dolche in die klare Bergluft. Einige winzige Wolken scheuerten sich an ihnen und lösten sich in blauen Himmel auf. Die Augustsonne brannte unbarmherzig ins Tal. Doch oben auf einem der glitzernden Gipfel, in knapp zweitausend Meter Höhe, rupfte ein eisiger Wind an den ergrauten Haaren der kleinen, verstörten Schar von Bergwanderern, die mit gesenkten Köpfen am Boden hockten. Nur eine Gestalt saß hoch aufgerichtet auf einem Felsen. Der Mann trug eine graue Windjacke, sein Kopf war verhüllt von einer Skimütze mit Sehschlitzen und einer herausgeschnittenen Aussparung für den Mund. Er hatte gerade ein paar Worte in ein Megaphon gefaucht, die groben, militärisch kurzen Kommandos schienen noch in der Luft zu hängen. Die Wanderer waren starr vor Angst, niemand bewegte sich. Das weitläufige Gipfelplateau bot ihnen ausreichend Platz zum Sitzen, aber nur wenige Meter entfernt gähnte der Abgrund. Das machte die Situation noch bedrohlicher. Die Windböen ebbten langsam ab. Der Mann ließ das Megaphon sinken. Einige Mutige riskierten einen Blick. Unvermittelt riss sich der Megaphonmann die Sturmmaske vom Kopf. Viele der Wanderer schrien auf. Sie glaubten zu wissen, was es bedeutete, wenn ein Geiselnehmer sein Inkognito aufgab. Doch zu ihrer aller Überraschung erschien keine kantige Verbrechervisage, sondern ein längliches, glattes Gesicht mit einer sauber geschnittenen Pagenfrisur. Es war das Gesicht einer jungen Frau. Ihre Lippen waren grellrot geschminkt, die Frisur saß fest wie
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