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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
Autoren: Jörg Maurer
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Spurensicherer Hansjochen Becker dazwischen. Er hielt einen Korb Steinpilze in der Hand. »Jupiter hat das 318 -fache der Erdmasse, der Hochsprungrekord der Männer liegt bei 2 , 45  Meter. Javier Sotomayor, der ihn 1982 aufgestellt hat, käme also auf dem Jupiter gerademal sieben, acht Millimeter hoch!«
    »Richtig«, sagte Jennerwein. »Es war aber gerade Föhn, und ich hatte an dem Tag meinen Rebellischen. Ich habe also geschrieben, dass es auf dem Jupiter so arschkalt ist (wie man hört: – 100 °), dass man eh keine Lust und gar keine Kraft zum Hochspringen hat. Und: Wie soll man auf dem Jupiter abspringen, der doch nur aus Gasen besteht? Meine Antwort war also nicht
0 , 77  Zentimeter
, sondern meine Antwort war:
Blöde Frage.
Ergebnis: Verweis.«
     
    Man entschloss sich, den hochpreisigen Biostand zu verlassen. Man schlenderte an den Buden entlang, da trat eine weitere skurrile Gestalt zu der Polizistengruppe. Es war ein Mann in einem weiten, dicken Lodenmantel und einem zerfaserten Rauschebart. Es war der Wolzmüller Michl. Wortlos reichte er Jennerwein ein Blatt mit einer Zeichnung. Der Wolzmüller Michl war ein genialer Zeichner, und niemand anderer als er war es, der die Karikaturen für das Polizeirevier angefertigt hatte. Dieses Blatt zeigte Franz Hölleisen als Cowboy, dem zwei Weißwürste im Holster steckten. Die Silhouette des Wettersteingebirges im Hintergrund war ebenfalls aus Weißwürsten gebildet …
    Wenn du wüsstest, dachte Hölleisen.

    Am Stand des grantigen Gemüsemanns hielt der ehrenamtliche Heimatpfleger Eugen Mahlbrandt ein kleines Schwätzchen mit den Graseggers.
    »Haben Sie denn inzwischen gefunden, was Sie gesucht haben?«, fragte Mahlbrandt neugierig.
    »Ja, das und noch viel mehr«, antwortete Ursel Grasegger geheimnisvoll und suchte nach einem schönen Radi.
    »Sie haben uns wirklich sehr geholfen«, ergänzte Ignaz. »Das alles werden wir für unsere Bürgermeisterkandidatur gut brauchen können.«
    »Ich habe noch was Interessantes entdeckt«, sagte Mahlbrandt eifrig. »Von wegen Bürgermeister. Rein etymologisch scheint mir die bayrische Bezeichnung
moar
oder
obermoar
für Bürgermeister nicht vom lateinischen
major
zu kommen, sondern von
Mohr
als die alte Bezeichnung für einen Dunkelhäutigen. Bislang war es für die Heimatforschung völlig unklar, warum das Wappen des Landkreises einen Mohren zeigt. Ich glaube, ich habe jetzt die Erklärung. Alles deutet darauf hin, dass dem kleinen Örtchen Germareskauue Ende des dreizehnten Jahrhunderts, so um 1295 herum, ein dunkelhäutiger Bürgermeister vorstand, wahrscheinlich war es ein Einwanderer aus dem nordafrikanischen Raum, der sich in der Grafschaft Werdenfels angesiedelt hat. Wir wissen seinen Namen nicht, aber er scheint sehr beliebt bei der Bevölkerung gewesen zu sein. Er wird als lebhafter Geschichtenerzähler geschildert. Die Bezeichnung ›Mohrenplatz‹ deutet darauf hin, das Wappen kann man sich auch nicht anders erklären.«
    »Da schau her! Das passt zu der Nachricht, die ich heute im Radio gehört habe«, sagte Ursel. »Eine sensationelle Sache. Auf der Burg Werdenfels ist letzte Woche ein Dokument aufgetaucht, aus dem angeblich hervorgeht, dass das Nibelungenlied, das wir für
das
deutsche Kulturgut gehalten haben, abessinischen Ursprungs ist.«
    »Wir haben den Fund sogar mitbekommen«, sagte Ignaz. »Wir waren zufällig da. Wir haben bloß nicht gewusst, dass es um das Nibelungenlied gegangen ist.«

    Festspiele Bayreuth, Projekt für eine neue Ring-Inszenierung
    Der neue ›Ring‹ spielt an den sumpfigen Ufern des Niger. Das vierminütige Vorspiel verzichtet auf Geigen, Bratschen und Posaunen, eine Perkussions-Gruppe tritt an deren Stelle. Die Töchter des Niger (M’Hilda, M’Gunda und M’Linda) reiten auf zahmen Krokodilen herein. Sie hüten einen zauberhaften Schatz in der Tiefe des Flusses, das Gold des Niger. Der moskitogeplagte Alberich …

    »Aus Ihnen ist also doch noch etwas geworden, Jennerwein!«, rief ein Mann vom Fischstand herüber. Jennerwein erkannte ihn sofort. Es war Schirmer, der alte Mathelehrer und Leiter der Theatergruppe
Die Rampensäue
.
    »Schön, Sie zu sehen«, antwortete Jennerwein. »Da haben Sie aber ziemlich Glück gehabt, dass Sie letzten Freitag auf Ihre Kramertour verzichtet haben. Warum eigentlich? In der Klassenzeitung haben Sie sie doch ankündigt.«
    »Habe ich das?«
    »Wir hatten Sie deswegen sogar ganz kurz in Verdacht.«
    »Ich wusste, dass ein Gewitter
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