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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
Autoren: Jörg Maurer
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Pergamentrollen, und zwar solche, wie wir sie in der Schatulle draußen am Fuß der Burgruine gefunden haben. Und eines ist klar: Das Dokument ist vermutlich gut versteckt. Aber es muss hier sein. Und noch eins: Was wir jetzt finden und was wir jetzt erfahren, das fällt unter das Dienstgeheimnis. Geheimhaltungsstufe Dunkelrot, empfindlichste Staatsinteressen.«
    Ostler führte Viskacz zum Auto.
    »Kompliment, Hubertus«, sagte Maria Schmalfuß. »Nur Sie mit Ihren Kenntnissen über die Klasse konnten den Täter überführen. Von wegen stummer Diener!«
    Jennerwein lächelte bescheiden.
     
    Alle machten sich unverzüglich auf die systematische Suche nach dem Dokument. Sie stellten das ganze Haus auf den Kopf. Viskacz schien sich mit dem Versteck große Mühe gegeben zu haben. Nach zwei Stunden hatten Jennerwein und sein Team jede Schublade herausgezogen und umgedreht, jede Bodendiele angehoben, jeden Bilderrahmen auseinandergenommen, da erschien ein hochrangig aussehender Mann vor dem Haus. Er sprach französisch, er wurde an Stengele verwiesen, der diese Sprache fließend beherrschte. Es war inzwischen kein Geheimnis mehr, dass Stengele zumindest Beziehungen zur
Légion étrangère
hatte. Der Allgäuer wechselte mit dem Mann ein paar Worte, ehe dieser wieder in der Dunkelheit verschwand.
    »Ein Kollege«, sagte Stengele knapp. Mehr nicht. Stengele wusste, wie man Geheimnisse bewahrte.
     
    Alle fuhren mit der Suche fort. Bücher wurden durchgeblättert, Kommoden verrückt, Matratzen aufgeschlitzt, da ertönte aus dem Keller ein Schrei.
    »Ich habs! Ich habs!«, rief Nicole.
    Alle stürmten die Treppe hinunter. Im bis an die Decke mit technischen Geräten vollgestopften Tonstudio kniete Nicole mit einem Schraubenzieher in der Hand vor einer riesigen alten Lautsprecherbox. Sie hatte die vordere Abdeckung entfernt, das Dämmmaterial lag zerpflückt am Boden. An der inneren Rückwand des Gehäuses steckte der FAVOR CONTRACTUS .
     
    Jennerwein trat hinaus ins Freie. Der Mond schlüpfte aus seinem Wolkenröckchen und zog weiter Richtung Österreich. Jennerwein schüttelte den Kopf. Ablösung des Werdenfelser Landes vom Rest Deutschlands, dachte er. Wie gut, dass Ursel und Ignaz Grasegger nichts davon wussten.

Nachwurf

    Epischer Duft erfüllte den Kurort. Wabernd und ständig das Thema wechselnd erzählte er von satten Wiesen, festfleischigen Ochsen und prallen Milchkühen. Die Einwohner erschnupperten ihn schon von Ferne. Bis nach Tirol hinüber roch man es: Es war wieder Wochenmarkt. Beißend scharfes Steckerlfischaroma mischte sich mit den tausend exotischen Nasenkitzlern des Gewürztandlers, Salbei focht mit Rosmarin, Knoblauch kämpfte Pfeffer nieder, Ras el Hanout schickte einen speziell sandigen Gruß aus der Wüste. Die feinen floristischen Schnupperstreichler von Akeleien und Schnittrosen gingen unter im schweren, dumpfen Dampf einer Wagenladung Kartoffeln, die gleich nebenan aufs Holz geschüttet worden war. Sogar die unergründlichen dunklen Wälder Niederbayerns waren vertreten, mit einer olfaktorischen Kaskade aus frischen Schwammerln und schwerblütigem Speck. Dann aber kam das, worauf alle gewartet hatten: Der Würschtlmo warf seinen Grill an, eine unbeschreibliche Verheißung von schweinedarmumspanntem, prallglitzerndem Glück wehte durch die kleine Einkaufsmeile. Die Herzen der Kunden, die von allen Seiten zum Markt strömten, öffneten sich weit, manche ließen sogar einen Juchzer steigen.
    »Heut riechts wieder, mein lieber Schwan!«, sagte der Kaulmann Peter zu seiner Frau.
    »Wir teilen uns
ein
Würschtl«, erwiderte diese.
»Wir wollen doch abnehmen.«

     
    Der Marktplatz füllte sich. Es war Freitag, die Geiselnahme auf der Kramerspitze war gerade einmal eine Woche her, und das marktgemeindliche Leben nahm seinen geschäftigen Gang. Immer noch feierten die Zeitungen den Helden Hubertus Jennerwein, der diesen brenzligen Kriminalfall schnell und sauber gelöst hatte. Wegen Ge SD r ES (Geheimhaltungsstufe Dunkelrot, empfindlichste Staatsinteressen) hatte die Öffentlichkeit keine weiteren Details erfahren. Alle Geheimnisträger hatten im Sinne des Paragraphen  353 b dichtgehalten. Jennerweins Team hatte die Woche über viel Büroarbeit zu erledigen gehabt, man hatte vereinbart, sich genau vor dem kleinen, unscheinbaren Volleyball-Graffito zu treffen, wo alles begonnen hatte, man wollte später natürlich beim legendären Würschtlmo am Ende der Marktstraße einen Fettspritzknackbrutzler
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