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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind
Autoren: Joachim Masannek
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bist!"
    „Oh, Mann! Ist das Trikot scharf!"
    „Und was sind das denn für Schuhe?"
    Rocce trug ein brasilianisches Nationalmannschaftstrikot und seine Schuhe waren golden lackiert. Sie blendeten fast.
    „Die hab ich von meinem Vater", sagte er stolz, und ich verdrehte die Augen. „Oh, Mann! Was für ein Angeber!", dachte ich nur.
    Aber die anderen dachten das nicht. Willi stand sogar auf, so was hatte er bisher für keinen von uns getan, und gab Rocce die Hand.
    „Du bist also Rocce!", sagte er, da traf ihn mein Ball vor die Brust. Verwundert schaute Willi zu mir. Ich blitzte ihn an.
    „Worauf warten wir noch?", forderte ich. „Ich bin hier zum Trainieren!"
    Willis Blick wanderte von mir zu Rocce zurück. Er schob seine Mütze in den Nacken und kratzte sich an der Stirn. Das tat er immer, wenn er nachdenken musste.
    „Ähem, ich verstehe. Also gut. Wir spielen vier gegen zwei. Die vier außen sind Fabi, Leon, Rocce und Felix. In der Mitte spielen Raban und ich."
    Ich ballte die Fäuste und presste die Lippen zusammen.
    Rocce und ich zusammen in einem Team. Das hatte ich mir bestimmt nicht so vorgestellt. Doch Willis Blick ließ keinen Widerspruch zu.
    „Okay. Abgemacht!", trotzte ich. „Wie viele Pässe?"
    „Sieben!", antwortete Willi. „Wenn ihr sieben Pässe spielt, ohne dass Raban oder ich an den Ball kommen, habt ihr einen Punkt. Andernfalls gehört der Punkt uns und mit drei Punkten hat man gewonnen."
    Ich schaute zu Rocce, als wär er mein Feind.
    „Sieben Pässe. Hast du gehört?"
    „Ja, sieben", nickte er, „Ich hab verstanden."
    „Gut! Dann ist alles klar!", schoss ich zurück und hob den Ball auf. „Ach ja, und noch eins, Rocce!", sagte ich dann. „Bei uns hat die Mitte noch nie gewonnen."
    Ich lief hinaus auf den Platz, ließ den Ball fallen und wartete, bis sich alle aufgestellt hatten. Leon, Fabi, Rocce und ich standen im Abstand von sechs Metern in einem Karree. Raban und Willi lauerten in der Mitte. Der erste Pass war noch leicht, doch dann hieß es, sich zu bewegen. Dann stürzten sich Willi und Raban auf uns. Dann mussten die Pässe schnell und präzis gespielt werden, um zu gewinnen. Doch das wollte ich gar nicht. Ich wollte, dass wir wegen Rocce verlieren. Deshalb spielte ich den ersten Pass sofort zu ihm. Ich spielte ihn scharf und halbhoch. Das war gegen die Regel, doch ich wollte, dass er schon beim ersten Ballkontakt das Leder an Raban verliert. „Oh, mein Gott! Ausgerechnet an Raban!", dachte ich. „Das wär der Hit!" Dann wäre Rocce blamiert, und ich würde meinen Platz in der Mannschaft behalten.

    Ja! So einfach gab ich nicht auf, das sollten sie sehen, und es lief alles nach Plan. Raban sah den Pass, den ich schlug, und rechnete mit demselben Ergebnis. So einen Ball konnte man einfach nicht stoppen. Deshalb stürzte sich Raban auf Rocce, um den Abpraller abzufangen. Doch Raban grätschte ins Leere. Rocce pflückte den Ball mit dem großen Zeh aus der Luft, als hätte ihn jemand mit Sekundenkleber beschmiert, lupfte ihn auf den Oberschenkel, spielte ihn über Raban hinweg, nahm ihn mit links und schob ihn lässig an dem ihn attackierenden Willi zu Fabi vorbei.
    Doch weder Fabi noch Leon rührten sich von der Stelle. Sie waren genauso verdattert wie ich.
    „Verflixte Hühnerkacke!", rief Raban, „Das war echt wild!"
    „Nein! Das war reine Magie!", rief Fabi, lief endlich zum Ball und passte ihn weiter zu Leon.
    „Drei!", zählte er laut.
    Leon nahm den Ball an, und ich lief mich frei.
    „Hier!", rief ich ganz laut, doch Leon passte zu Fabi zurück, und der spielte, obwohl ich wieder „Hier!" rief und frei war, zu Rocce.
    „Fünf!", riefen Fabi und Leon gleichzeitig, doch Rocce stand gar nicht frei. Er stand zwischen Willi und Raban und die griffen ihn sofort an. Der Platz, der Rocce jetzt blieb, war kleiner als eine Briefmarke. Trotzdem blieb er ganz cool. Er trat auf den Ball, schob den Hintern nach hinten, dreht sich einen Viertelkreis um sich selbst, rief „Fabi! Pass auf!", hob den Ball senkrecht in die Höhe und köpfte ihn mit dem Hinterkopf zurück zu mir.
    „Sechs!", rief er und „Felix, los mach den siebten!"
    Doch ich bewegte mich nicht. Ich staunte mit offenem Mund, und das machte mich nur noch wütender. Ich wollte und konnte nicht zugeben, dass ich mich in Rocce geirrt hatte. Ich wollte nicht, dass er so ein guter Fußballer war.
    „Verflixt! Felix! Jetzt spiel endlich ab!", rief Fabi. Ich schaute ihn verdutzt an. Dann suchte ich nach dem Ball.
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