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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind
Autoren: Joachim Masannek
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Rat wusste, wenn es eng und aussichtslos wurde, hatte er auch dieses Mal einen Plan.
    Am ersten Tag nach den Osterferien gingen wir alle zehn sofort nach der Schule in die piekfeine Alte Allee Nr. 1.
    Zu zehnt marschierten wir an Maxis sprachloser Mutter vorbei. Die hatte selten so viele Kinder und erst recht noch nie so viele Wilde Kerle auf einen Haufen gesehen. Zu zehnt grüßten wir nett, schauten in ihr versteinertes Gesicht, hofften, dass sie bald wieder Luft holen konnte, stapften die blank gebohnerte Treppe hinauf, die danach leider nicht mehr ganz so blank war, und verschwanden im Kinderzimmer.
    Dort stand immer noch das Barbiepuppenhaus von Maxis kleiner Schwester, doch das störte uns nicht. Fabi steckte die Barbies in den Papierkorb und Julia, Maxis heulender Schwester, steckte er zwei Kopfkissen in die Hände. Dann erklärte er ihr, was ein Cheerleader ist. In der Zwischenzeit bauten wir das Puppenhaus in ein Fußballstadion um, rollten das Tippkick-Fußballfeld aus und begannen unser Turnier. Das heißt, eigentlich war das kein richtiges Turnier. Eigentlich ging es nur darum, so viele Tore wie möglich zu schießen. Denn das hatte Fabi geplant: bei jedem Tor musste Julia tanzen.
    Am Anfang fand sie das überhaupt nicht so lustig. Sie heulte und schniefte und benutzte die Kopfkissen in ihrer Hand nur, um sich den Rotz von der Nase zu wischen. Doch Fabi war ein sehr geduldiger Lehrer. Immer wieder erklärte er ihr, was sie tun müsste, um ein richtiger Cheerleader zu sein. Und schließlich machte es Julia Spaß. Sie wirbelte die Kopfkissen durch die Luft, drehte sich im Kreis und hüpfte und sprang.
    Sie hüpfte und sprang immer höher und wilder und schließlich sprang sie nicht mehr nur in die Luft. Sie sprang auf das Bett, nutzte den Schwung der Matratze und donnerte auf den Boden zurück, dass dieser erbebte.,Bumm!’ Julia lachte und jauchzte dabei, doch unter uns erbebte die Wohnzimmerdecke:,Bumm!’ Und genau das hatte Fabi geplant ...

    ,Bumm!’, erbebte die Wohnzimmerdecke und,Klirr!’ erzitterte der große Kristallleuchter über dem Wohnzimmertisch. An dem saß aber niemand anderes als Maxis Vaters und versuchte, seine Zeitung zu lesen.,Bumm!’, störte es ihn, und,Klirr!’, zerrte es immer wieder an seinen Nerven. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm der Kragen platzte, und genau das hatte Fabi geplant.
    Maxis Vater sprang auf, stürmte die Treppe hinauf und stand dann mit dem düsteren Vorsatz, den Hausarrest seines Sohnes einmal mehr zu verlängern, vor uns in der Kinderzimmertür.
    „Ich denke, meine Herren, das ist ...!", wollte er uns die Köpfe abreißen, als es ihm die Sprache verschlug. Wir saßen alle mucksmäuschenstill auf dem Boden und schauten ihn an. Nur Julia sprang zwischen uns wild auf und ab und jauchzte und schrie: „Wilde Kerle vor, schießt doch noch ein Tor!"
    Maxis Vater stand vor uns wie ein Henker, der sein eigenes Beil verschluckt hat, nur um seine herzallerliebste Tochter nicht zu erschrecken. Ihr konnte er einfach nicht böse sein und genau das hatte Fabi geplant.
    „Ist sie nicht süß?", grinste er Maxis Vater an. „Herr Maximilian, wir haben es einfach nicht übers Herz gebracht, es ihr zu verbieten."
    Die Augen von Maxis Vater verengten sich unheilvoll, als sie seine Tochter verließen und Fabi fixierten. Doch der blieb ganz cool.
    „Aber vielleicht schaffen Sie das ja, Herr Maximilian!", sagte er mit zuversichtlicher Miene. „Wissen Sie, dieses Gehüpfe geht uns nämlich schon seit endloser Zeit auf die Nerven!"
    Julia erstarrte und fing an zu heulen.

    „Oh, nein! Das ist gemein! Papilein! Die sind gemein!", schluchzte sie und schlang ihre Ärmchen um die Beine ihres Vaters herum. Der war jetzt zu allem bereit, der wollte Fabi jetzt töten, doch seine Waffe, sein Henkersbeil, steckte ihm leider noch immer im Hals.
    Fabi holte tief Luft.
    „Sehen Sie, Herr Maximilian!", seufzte er. „Genau dieses Gejammer und Geheule wollten wir ihrer reizenden Tochter ersparen."
    Für einen Moment war es totenstill. Selbst das Gejammer und Geheule von Maxis Schwester wurde von dieser Stille verschluckt. Dann würgte sich die Stimme von Maxis Vater an dem Henkersbeil, das in seinem Hals steckte, vorbei und wir vernahmen ein gurgelndes: „Raus!"
    „Wie bitte?", fragte Fabi höflich, aber sehr verblüfft nach.
    „Raus!", erklang es jetzt schon viel deutlicher.
    „Aber wir haben doch Hausarrest!", widersetzte sich Fabi. Doch Maxis Vater wollte von Hausarrest
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