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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Autoren: Konklave der Schatten
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keine Rolle.
    Dann hörte er den Schrei einer Frau und folgte ihm einen langen Flur entlang, der dieses Gebäude mit dem Haupthaus verband. Er sah eine blau gewandete Gestalt um die Ecke verschwinden, und ein paar Fuß weiter fand er die Leiche einer Frau.
    Kaspar rannte zu ihr und kniete sich neben sie. Er hatte sie sofort erkannt: Es war Alysandra, die dort reglos in einer Lache ihres eigenen Blutes lag. Er war zutiefst erschüttert. Einen Augenblick lang fragte er sich, wieso er so heftig reagierte; sie hatten miteinander geschlafen, aber es war ein Verhältnis gewesen, das auf Anziehung, nicht auf Liebe beruhte. Sie war Pugs Agentin gewesen und hätte ihn ohne Reue umgebracht, wenn der Magier es befohlen hätte.
    Dennoch, er verspürte Trauer, als er nun ihre Leiche sah, ihr Gesicht eine Maske der Überraschung und Verwirrung. Er streckte die Hand aus, schloss sanft ihre Augen und stand wieder auf.
    Dann rannte er hinter dem Mann in Blau her.
    Kaspar war schweißgebadet – das Ergebnis der Begegnung mit zwei Schwarzen Kämpfern, die offensichtlich entweder vor Tomas oder dem Talnoy geflohen waren.
    Beide waren schwer verwundet gewesen, was es Kaspar gestattet hatte, schnell mit ihnen fertig zu werden, aber es hatte ihn dennoch angestrengt. Der Rauch hatte seine Lunge verbrannt, und er konnte kaum atmen. Er wusste, dass Männer in Schlachten mitunter an zu viel Rauch starben, und er fragte sich nun, ob das wohl auch seine Todesursache sein würde.
    Er hustete Blut und starrte auf die beiden toten Gestalten in Schwarz hinab. Die Kämpfer sahen Furcht erregend aus und waren gute Krieger, aber Kaspar hatte im Lauf der Jahre schon bessere gesehen. Es war ihr Eifer, im Dienst an ihrem Herrn zu sterben, der sie so gefährlich machte. Selbstverständlich zeigte die Tatsache, dass sie vor einem Gegner geflohen waren, dass sie zumindest über ein gewisses Maß an Vernunft verfügten.
    Der Talnoy kam in Sicht, und Kaspar rief: »Komm her!« Das Geschöpf reagierte auf seine Stimme, obwohl er keinen Kontakt mit ihm hatte. Kaspar erkannte erst jetzt, dass er ihn bloß einmal berühren musste – wenn er den Ring anlegte –, um ihn unter seine Herrschaft zu bringen. Das war nur sinnvoll; es wäre unmöglich für einen Kommandanten, auf dem Schlachtfeld herumzurennen und jeden einzelnen Talnoy unter seinem Befehl zu berühren.
    »Folge mir!«, sagte Kaspar, und sie machten sich auf die Suche nach weiteren Eindringlingen.
    Kaspar versuchte, seinen Weg durch die lange Halle der Villa zu finden. Der Rauch bewirkte, dass er nur ein paar Fuß weit sehen konnte. Er besann sich und sagte zu dem Talnoy: »Wenn ich falle, heb mich auf, und bring mich in Sicherheit.«
    Im Rauch vor sich konnte Kaspar einen Ausgang sehen, und er eilte darauf zu. Aber sobald er draußen war, erkannte er, dass er vollkommen desorientiert war. Er hatte geglaubt, sich außerhalb der Villa wieder zu finden, auf dem Hang, der zur Wiese hinunterführte, aber stattdessen hatte er den Hauptgarten vor sich.

    Dieser Garten bildete einen seltsamen Kontrast zu den verkohlten Gebäuden ringsumher. Irgendwie hatten die Flammen die Pflanzen und Teiche nicht berührt, aber überall hing dichter Rauch.
    Kaspar blieb einen Moment stehen und versuchte herauszufinden, welche Richtung am vielversprechendsten war, was einen sicheren Weg aus dem brennenden Gebäude anging. Einen Augenblick war er frei von den Wellen von Hitze, die ihn drinnen überrollt hatten. Er dachte daran, hier mitten im Garten zu bleiben, sich in einen der Teiche zu hocken und darauf zu warten, dass das Feuer niederbrannte, aber dann spürte er, wie Panik in ihm aufstieg, und erkannte, dass das die Auswirkung des Ringes war.
    Er wollte ihn gerade abnehmen, als der Wind sich drehte und eine dichte Rauchwolke auf ihn zublies.
    Während er noch darüber nachdachte, wohin er gehen sollte, trat eine Gestalt aus dem Rauch.
    Einen Moment lang glaubte Kaspar, es sei Tomas, denn der Mann war sehr groß, aber als er näher kam, konnte Kaspar sehen, dass er nicht so breitschultrig war wie Pugs Freund. Das Haar des Mannes war blond und fiel ihm offen auf die Schultern. Seine Augen leuchteten in einem lebhaften Grün und glitzerten von den Tränen, die der Rauch verursachte. Er hatte ein kantiges, schmales Kinn und sah nicht älter aus als fünfundzwanzig. Er trug ein hellblaues Gewand. Kaspar erkannte, dass er den Mann vor sich hatte, der Augenblicke bevor er Alysandras Leiche gefunden hatte, um eine Ecke
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