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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Autoren: Konklave der Schatten
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Kaspar mit großen, hellblauen Augen.
    Kaspar regte sich nicht, und nach einem Augenblick, der ihm minutenlang vorkam, drehte der Junge sich um und lief davon.
    Kaspar folgte ihm beinahe sofort, aber er war schwach vor Hunger und Anstrengung. Das Einzige, was ihn noch antrieb, war die Angst, dass der Junge seinen Vater oder die Männer aus seinem Dorf alarmieren würde, und obwohl Kaspar niemanden fürchtete, wusste er auch, dass er zu schwach war, um sich gegen mehr als einen Mann wehren zu können.
    Er strengte sich an, den Jungen wenigstens im Au-ge zu behalten, aber schon bald war das Kind in einer Rinne hinter ein paar Felsen verschwunden. Kaspar folgte, so gut er konnte, aber nach ein paar Minuten Klettern in der Rinne, in der der Junge verschwunden war, musste er stehen bleiben, denn ihm wurde schwindlig. Sein Magen knurrte, und er rülpste, als er sich hinsetzte. Er tätschelte seinen Bauch, und in einem Augenblick der Heiterkeit lachte er bei dem Gedanken daran, was für einen Anblick er bot. Es war nur sechs oder sieben Tage her, seit man ihn in seiner Zitadelle in Olasko gefangen genommen hatte, aber er konnte bereits seine Rippen spüren. Der Hunger hatte seinen Preis gefordert.
    Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und dann stand er auf und sah sich um. Er war für einen Adligen aus den östlichen Königreichen ein sehr guter Spurensucher. Kaspar mochte sich auf dies oder jenes zu viel einbilden, aber seine Fähigkeiten als Jäger und Spurenleser gehörten nicht in diese Kategorie. Er war tatsächlich so gut, wie er glaubte, dass er war. Er sah Kratzspuren an den Steinen, und als er an dieser Stelle nach oben kletterte, fand er den Weg.
    Wie die verlassene Straße war auch dies ein alter Weg, der vor langer Zeit für Karren oder Wagen gebaut worden war, aber nun nur von Tieren und ein paar Menschen benutzt wurde. Er sah die Spuren des Jungen, die von ihm wegführten, und folgte ihnen.
    Kaspar fand den Gedanken amüsant, dass nur ein einziger Adliger, den er kannte, es mit ihm als Jäger aufnehmen konnte: Talwin Hawkins, der Mann, der ihn besiegt und ihm alles genommen hatte, was ihm wichtig gewesen war. Kaspar blieb stehen und hielt den Atem an. Etwas stimmte nicht: Ihm war schwindlig, und er konnte sich nicht konzentrieren.
    Diese paar Bissen Obst und der kleine Vogel hatten gerade eben genügt, um ihn am Leben zu halten.
    Seine Gedanken schweiften ab, und das störte ihn ebenso wie der andauernde Hunger und der Dreck.
    Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, dann ging er weiter. Er versuchte, sich zu konzentrieren, versuchte, aufmerksam zu sein, und musste wieder an Talwin Hawkins denken. Natürlich hatte Tal das Recht gehabt, Kaspar anzugreifen, denn Kaspar hatte ihn verraten. Kaspar hatte bemerkt, dass seine Schwester sich immer mehr zu dem jungen Adligen aus dem Königreich der Inseln hingezogen fühlte. Er selbst hatte Hawkins durchaus gemocht und seine Fähigkeiten mit dem Schwert und als Jäger bewundert. Kaspar hielt abermals inne. Nun konnte er sich kaum mehr erinnern, wieso er sich entschlossen hatte, Hawkins bei seinem Plan, Herzog Rodoski von Roldem zu töten, zum Köder zu machen. Er hatte es damals für eine gute Idee gehalten, aber nun fragte er sich, wie er zu diesem Schluss gekommen war. Hawkins war ein fähiger Diener gewesen und hatte außerdem auch noch diesen schlauen alten Attentäter Amafi mitgebracht. Zusammen waren sie Furcht erregend gewesen und hatten häufig ihren Wert bewiesen. Und dennoch hatte er sich entschieden, Hawkins die Schuld für den Mordversuch an Rodoski tragen zu lassen.
    Kaspar schüttelte den Kopf. Seit er Olasko verlassen hatte, hatte er mehrmals das Gefühl gehabt, dass sich etwas in ihm veränderte, etwas, das nicht nur mit seiner verzweifelten Situation in diesem trostlosen Land zusammenhing. Nach einer Weile fiel ihm ein, dass es sein Freund Leso Varen gewesen war, der ihm nahe gelegt hatte, Tal Hawkins könne gefährlich werden.
    Kaspar blinzelte und erkannte, dass seine Gedanken erneut abschweiften. Er versuchte, sich wieder darauf zu konzentrieren, den Jungen zu finden, bevor dieser Alarm schlagen konnte. In der Nähe gab es keine Spur von Ansiedlungen, also nahm Kaspar an, dass der Junge recht weit von zu Hause entfernt gewesen war. Er konzentrierte sich auf die Spuren, folgte ihnen und wurde schneller, als ihm deutlich wurde, wie wichtig es war.
    Die Zeit verging, und die Sonne zog weiter über den Himmel, und nachdem Kaspars
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