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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Autoren: Konklave der Schatten
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man die Schale abschnitt. Es war mehlig und zäh, und der Geschmack war nichts für einen verwöhnten Gaumen, aber Kaspar war verzweifelt. Er aß zunächst nur ein paar Bissen, obwohl er schrecklichen Hunger hatte, und wartete.
    Die Früchte schienen nicht giftig zu sein. Er aß mehrere, bevor die Krämpfe begannen. Sie waren vielleicht nicht giftig, aber schwer zu verdauen. Oder vielleicht veranlassten auch drei Tage ohne Essen seinen Magen zu dieser Reaktion.
    Kaspar hatte immer einen gesunden Appetit gehabt und nie Hunger gelitten; das Schlimmste war schon gewesen, wegen einer Jagd oder dem Segeln vor der Küste eine Mahlzeit ausfallen zu lassen. Andere im Haushalt seines Vaters hatten sich bitterlich beschwert, wenn er darauf bestanden hatte, ohne Pause weiterzumachen, und er lachte leise, als er sich vorstellte, wie sie mit seiner derzeitigen Situation zurechtkommen würden. Dann verging ihm das Lachen, denn ihm wurde klar, dass sie inzwischen wahrscheinlich alle tot waren.
    Der Vogel kam näher.
    Kaspar hatte die Samenkörner so ausgelegt, dass sie zu einer Schlinge führten, die er aus dem wenigen hergestellt hatte, was zur Hand war. Mühsam hatte er zähe Fasern aus der Knolle eines seltsam aussehenden Kaktus verflochten; das hatte er von dem Führer aus Kesh gelernt. Er hatte das Ende der Knospe abgerissen und fest gezogen, was zu einer Spitze geführt hatte, an der eine lange Faser hing. »Nadel und Faden von Mutter Natur«, hatte der Führer gesagt.
    Nach längerer Anstrengung war es Kaspar gelungen, eine Schnur herzustellen, die doppelt so lang war wie sein Arm. Seine Hände und Arme waren mit Schnitt-und Stichwunden übersät – Zeugnisse seiner Entschlossenheit, eine Falle aus den dornigen Zweigen der hiesigen Pflanzen zu basteln.
    Kaspar brauchte seine ganze Willenskraft, um reglos sitzen zu bleiben, als der Vogel sich seiner Schlinge näherte. Er hatte bereits ein kleines Feuer entzündet, das nun abgedeckt war und darauf wartete, wieder angefacht zu werden, und bei dem Gedanken an gebratenes Wildgeflügel lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    Der Vogel ignorierte ihn und kümmerte sich weiter um das Samenkorn, versuchte, die feste Hülse zu brechen und an den weicheren Kern zu gelangen.

    Nun war er fertig mit dem Korn und trippelte zum nächsten. Einen Augenblick lang zögerte Kaspar, und Zweifel überfielen ihn. Er wurde von beinahe überwältigender Angst erfasst, dass der Vogel irgendwie entkommen und er selbst an diesem einsamen Ort verhungern würde.
    Diese Zweifel lähmten ihn so sehr, dass er den Vogel fast verlor. Der Vogel warf das Korn in die Luft, und es landete weit genug von der Stelle entfernt, an der Kaspar die Schlinge ausgelegt hatte, dass er so gut wie sicher war, seine Beute würde entkommen. Dennoch, als er an der Schnur zog, fiel die Falle genau dort, wo er es gewollt hatte.
    Der Vogel flatterte und krächzte und versuchte, aus dem dornigen Käfig zu entkommen. Kaspar wurde mehrmals von den spitzen Dornen gestochen, als er den kleinen Käfig hob, um den Vogel darunter hervorzuholen.
    Er drehte dem Tier schnell den Hals um, und schon auf dem Weg zum Feuer begann er, es zu rupfen. Die Schwertspitze zu benutzen, um den Vogel auszunehmen, war eine knifflige Angelegenheit. Nun wünschte er sich, er hätte den Dolch behalten, statt ihn zu verwenden, um dem Nomadenanführer eine Warnung zu hinterlassen.
    Schließlich war der Vogel bratfertig und steckte auf einem Spieß, den Kaspar über dem Feuer drehte.
    Er konnte es kaum erwarten, dass das Fleisch gebraten war. Während die Minuten vergingen, zog sich sein Magen vor Hunger immer wieder zusammen.

    Kaspar hatte sich sein Leben lang um Selbstdisziplin bemüht, aber diesen Vogel nicht halb roh hinunterzuschlingen war die schwerste Prüfung dieser Disziplin, der er sich je unterzogen hatte. Allzu schnell war er fertig, hatte jede Fleischfaser und das bisschen Fett, das an dem mageren Ding gewesen war, verschlungen. Es war die beste Mahlzeit, an die er sich erinnern konnte, aber sie hatte seinen Appetit nur noch größer werden lassen. Er stand auf und sah sich um, als könnte er einen weiteren Vogel entdecken, der nur darauf wartete, gefangen und gegessen zu werden.
    Und da sah er den Jungen.
    Das Kind schien nicht älter als sieben oder acht Jahre zu sein. Es trug Kleidung aus grob gewebtem Stoff und Sandalen, beides mit Staub bedeckt. Es war ein ausgesprochen hübscher Junge mit sehr ernster Miene. Er war dunkelblond und betrachtete
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