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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
Autoren: Der Silberfalke
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krachte in Tals Tier, und die Stute wäre beinahe gestürzt. Sie
stolperte zur Seite.
Tal riss sie fest herum, und sein Schwert raste auf die Stelle zu, wo er hoffte, Ravens Kopf zu finden. Er erkannte seinen
Fehler und versuchte innezuhalten, aber es war zu spät –
Schmerz zuckte durch seine linke Schulter, als Ravens
Schwertspitze in die Haut eindrang und über den Schulterknochen kratzte.
Tal verzog das Gesicht, aber sein Kopf blieb klar. Er
drängte sein Pferd weiter, widerstand der Versuchung, mit der
rechten Hand an die Schulter zu fassen, und hob stattdessen
das Schwert, um einen weiteren Schlag Ravens abzuwehren.
Tal blinzelte die Tränen weg und zwang sich, die Schmerzen in der Schulter zu ignorieren, denn es war klar, dass Raven zu Pferd der erfahrenere Kämpfer war. Dennoch,
Schwertkampf war Schwertkampf, und Tal wusste, dass er
noch nie ein wichtigeres Duell ausgefochten hatte.
Rondar hatte ihm beigebracht, wie man ein Pferd mit einer
Hand oder ganz ohne Hände beherrschte und sich auf die Beine verließ, um dem Tier zu zeigen, was man wollte. Er hatte
ihn gelehrt, so zu denken, als wären die Pferdebeine seine
eigenen.
Er vergaß die Schmerzen in der linken Schulter, aber er
wusste, wenn Ravens Schlag ein paar Zoll tiefer gegangen
wäre, wäre er jetzt tot. Die Wunde hätte Sehnen zerschnitten
oder vielleicht sogar den Arm vollkommen abgetrennt, und
der Blutverlust hätte ihn umgebracht. Er hatte Glück gehabt,
dass es nur ein oberflächlicher Schnitt war, der jetzt sein
Hemd mit Blut durchtränkte, aber er würde überleben, wenn
er diesen Kampf schnell zu Ende bringen konnte.
Tal zog sein Pferd herum, damit Raven rechts von ihm
blieb und sein verwundeter Arm nicht noch schwerer verletzt
wurde. Raven versuchte, mit seinem Pferd Tals Tier und vielleicht auch den Reiter zu bedrängen. Er kam ganz nah, und
Tal sah seinen Feind zum ersten Mal, seit er Kulaam überfallen hatte, wirklich von Angesicht zu Angesicht.
Der einstmals ordentlich geschnittene Bart war nun zottig
und verfilzt, das schmale Gesicht des Mannes hager und abgehärmt. Ravens Haut hatte eine gräuliche Färbung angenommen, und seine dunklen, tief liegenden Augen waren rot
gerändert und umschattet.
Aber in seinem Gesicht stand auch ein eiserner Wille, der
Tal deutlich machte, dass er es hier mit einem äußerst gefährlichen Mann zu tun hatte. Man führte eine so gnadenlose
Söldnertruppe nicht ohne eisernen Willen. Tal wusste, er
würde ebenso große Willenskraft aufbringen müssen wie sein
Gegner. Es war ohne Bedeutung, ob er selbst am Leben blieb;
Raven musste sterben. Er musste für das, was er Tals Volk
angetan hatte, büßen.
Sie umkreisten einander und schlugen beide zu, Stahl klirrte auf Stahl, aber keiner konnte einen Vorteil erlangen. Raven
war geschickter, was den Umgang mit dem Pferd anging, aber
wenn er nahe genug kam, erwies sich Tal als der bessere
Schwertkämpfer.
Lange Minuten kreisten sie umeinander, tauschten Schläge
aus, und keiner gewann die Oberhand. Raven versuchte dreimal, Tal anzugreifen, aber beide Pferde waren vollkommen
erschöpft, und beim dritten Mal musste sich Raven mit einer
Schnittwunde an der Wange zurückziehen. Blut floss über die
rechte Seite seines Gesichts, und nun erkannte Tal noch etwas
anderes: Die Entschlossenheit in Ravens Miene war verschwunden! Er schien plötzlich Angst vor dem Tod zu haben.
Tal griff an. Er schrie so laut er konnte, stellte sich in die
Steigbügel und schlug mit aller Kraft zu. Aber Raven überraschte Tal. Sein Feind hob seinerseits das Schwert und beugte sich vor, mit der linken Hand an den Sattel geklammert, um
Tals rechtes Bein zu treffen.
Tal spürte, wie sich Ravens Klinge tief in seine Wadenmuskeln grub und sein Bein nachgab. Sein eigener Schwung
von dem Abwärtsschlag ließ ihn kopfüber vom Pferd stürzen.
Tal zog die Schulter ein und versuchte sich abzurollen,
aber der Aufprall betäubte ihn beinahe. Sein müdes und verängstigtes Pferd trabte davon, und Tal blieb ungeschützt am
Boden liegen. Raven wendete sein Tier und drängte es zu einem weiteren Angriff; er wollte Tal niederreiten. Tal rollte
sich weg und schaffte es kaum, den Hufen des Tiers aus dem
Weg zu gehen. Er spürte Ravens Schwert über sich hinwegzischen; es verfehlte ihn um ein paar Zoll, denn der Söldnerhauptmann hatte sich nicht weit genug vorgebeugt, um ihm
einen tödlichen Schlag versetzen zu können.
Tal stützte sich auf, verlagerte das Gewicht auf das
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