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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
Autoren: Der Silberfalke
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unverletzte Bein und wappnete sich gegen den nächsten Angriff. Aber stattdessen sah er, wie Raven sich nach Süden
wandte.
Der Mörder hatte genug und flüchtete, obwohl sein erschöpftes Pferd beinahe nicht einmal mehr im Stande war zu
traben. Tal schrie nach seiner Stute, aber sie beachtete ihn
nicht. Sie war zu weit entfernt, als dass er sie mit dem verletzten Bein hätte erreichen können. Er musste sich um seine
Wunden kümmern, oder er würde von dem Blutverlust das
Bewusstsein verlieren. Von dem Schlag auf den Kopf, den er
sich beim Sturz zugezogen hatte, war ihm schon schwindlig
genug.
Finsterste Frustration stieg in ihm auf und hätte ihn beinahe überwältigt, aber dann sah er seinen Bogen und den Köcher, die nur ein paar Schritte entfernt lagen. So schnell er
konnte, hinkte er darauf zu und griff nach dem Bogen. Er zog
einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn an die Sehne und
spannte den Bogen. Er schätzte Windrichtung und -stärke ab
und schoss. Er wusste, er würde nur diese eine Gelegenheit
haben.
Raven hörte den Pfeil nicht einmal kommen. Er ritt weiter,
ein wenig über den Hals des Tieres gebeugt.
Dann traf der Pfeil. Er bohrte sich in Ravens Rücken, zwischen die Schulterblätter, und drang glatt durch die Lederrüstung, die er trug.
Tal sah, wie der Söldnerhauptmann schlaff wurde und vom
Pferd fiel. Es war ein solch knochenloser Sturz, dass Tal sich
den leblosen Körper nicht einmal ansehen musste, um sich zu
überzeugen, dass Raven endlich tot war.
Tals Beine gaben unter ihm nach. Er fühlte sich, als wäre
alle Willenskraft, alle Stärke aus ihm gewichen. Sein Pferd
weidete etwa hundert Schritte entfernt von ihm. In einer Minute würde er versuchen, es zu erreichen. Aber erst musste er
sich ein wenig ausruhen. Einfach nur hinsetzen und wieder zu
Atem kommen. Dann würde er sich um das Bein und die
Schulter kümmern.
Sein letzter Gedanke, bevor er das Bewusstsein verlor, war,
dass dies sein bisher bester Schuss gewesen war.
    Er wachte auf und roch Essen und Kaffee. Er lag unter Decken neben einem Wagen. Jemand hatte die Wunden an
Schulter und Bein verbunden. Es war Nacht.
»Kaffee?«
    Tal drehte sich um und sah John Creed neben dem Feuer
sitzen, während ein halbes Dutzend Männer aus seiner Truppe
sich um ein größeres Lagerfeuer ein paar Schritte entfernt
versammelt hatte.
    Tal nutzte den unverletzten Arm, um sich aufzustützen. Er
lehnte sich mit dem Rücken gegen das Wagenrad. »Danke«,
sagte er.
    Creed reichte ihm einen Becher, und während Tal das bittere Gebräu trank, sagte er: »Gut, dass wir vorbeigekommen
sind. Du wärst beinahe verblutet.«
»Wie habt ihr mich gefunden?«
    Creed lachte. »Das war nicht schwer.« Er reichte Tal ein
immer noch warmes Stück Fleisch, das in Fladenbrot gewickelt war, und Tal bemerkte, dass er einen Bärenhunger hatte.
Er schlang das Essen herunter, während Creed weitersprach.
»Du hast eine Spur aus Leichen hinterlassen.« Er zeigte nach
Norden. »Wir haben das Dorf bei Tagesanbruch verlassen,
vielleicht sieben Stunden, nachdem du hinter Raven her geritten bist.« Er kratzte sich am Kinn. »Tatsächlich habe ich
schon geglaubt, du wärst ebenfalls tot, aber du hast es gut
gemacht, Tal Hawkins. Als ich die erste Leiche sah, bin ich
mit ein paar Jungs weitergeritten, um zu sehen, ob du Hilfe
brauchst. Aber das war offensichtlich nicht der Fall.« Wieder
lachte er leise. »Ganz offensichtlich nicht. Schade, dass du
Ravens Miene nicht sehen konntest. Ich habe sie mir angesehen. Er ist sehr überrascht gestorben.« Creed kicherte. »Dein
Pfeil ist direkt durch ihn hindurchgegangen, und er hatte den
Kopf gesenkt, als wollte er nachsehen, was da gerade aus seiner
Brust gewachsen war. Der Mistkerl hatte einfach keinen Humor.« Er stand auf und zeigte über die Wiese. »Wir haben dich
da drüben gefunden, so gut wie tot. Ich habe dich zusammengeflickt, und der Wagen und der Rest der Jungs sind vor zwei
Stunden hier angekommen. Du kannst im Wagen sitzen, bis wir
nach Küstenwacht kommen. Dein Bein sieht ziemlich übel aus,
aber wenn es sich nicht entzündet, wird es schon wieder.«
    Tal kaute den letzten Bissen und fragte: »Wo ist der andere
Wagen?«
»Den habe ich im Dorf gelassen. Wir haben keine zwei gebraucht, und ich dachte, du hättest nichts dagegen, wenn die
Orodon ihn behalten.«
»Nein, habe ich auch nicht.«
»Sie werden an den Feuern Lieder über dich singen, Tal.
Für diese Leute bist du ein Held.«
Tal
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