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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Wachmann angesprochen wurde, auch wenn man als General von einem einfachen Rekruten angehalten wurde; jeden Befehl im Laufschritt erledigen. Die Strafe für Ungehorsam: Tod. Die Strafe für nicht innerhalb der dafür gesetzten Zeit oder nicht auf die gewünschte Weise erledigte Aufgaben: Tod. Mindere Bestrafungen: Schläge, Einzelhaft, Hungertod.
    In den Kriegsgefangenenlagern der Tahn überlebten nur die Härtesten.
    Sten und Alex waren nun schon seit drei Jahren in Gefangenschaft.
    Auch ihre Regeln waren einfach:
    Niemals vergessen, dass der Krieg nicht ewig dauern kann.
    Niemals vergessen, dass du Soldat bist.
    Hilf immer deinen Mitgefangenen.
    Iß immer alles auf, was dir angeboten wird.
    Beide hatten sich schon des Öfteren gewünscht, eine religiöse Erziehung genossen zu haben – der Glaube an einen oder alle möglichen Götter hielt viele Gefangene aufrecht. Sie hatten gesehen, was anderen Gefangenen widerfahren war, denjenigen, die alle Hoffnung aufgegeben hatten, denjenigen, die sich nicht dazu imstande sahen, Tierexkremente nach Getreidekörnern zu durchsuchen, denjenigen, die rebellierten, und denjenigen, die dachten, sie würden es nur allein schaffen.
    Nach drei Jahren waren sie alle tot.
    Sten und Alex hatten überlebt.
    Daran dürfte auch ihre Ausbildung in der supergeheimen Sektion Mantis des Mercury-Corps mit ihrem ausgeklügelten Überlebenstraining einen nicht geringen Anteil gehabt haben.
    Außerdem wusste Sten sehr genau, dass er es nur mit Alex’ Unterstützung geschafft hatte. Insgeheim dachte Kilgour genauso.
    Und es gab noch einen dritten Punkt: Sten war bewaffnet.
    Vor vielen Jahren, noch bevor er in den Geheimdienst des Imperiums eingetreten war, hatte sich Sten eigenhändig eine Waffe angefertigt – ein winziges Messer. Es verfügte über eine zweischneidige, rasiermesserscharfe Klinge, war aus einem exotischen Kristall gefertigt und konnte jedes bekannte Metall oder Mineral zerschneiden. Das Messer ruhte in einer Scheide in Stens Unterarm und glitt bei Bedarf durch Muskelkontraktion in seine Handfläche. Es handelte sich um eine tödliche Waffe, doch während ihrer Gefangenschaft hatten sie es meistens als Werkzeug benutzt.
    In dieser Nacht sollte es ihnen zur Flucht verhelfen.
    Es gab nur sehr wenige Fluchtversuche aus den Gefangenenlagern der Tahn. Zuerst hatte man diejenigen, die wieder eingefangen wurden, hingerichtet; die meisten Entflohenen wurden wieder eingefangen. Der erste Schritt – aus dem Lager herauszukommen oder von einem Arbeitstrupp wegzulaufen – war nicht so schwierig. Das Problem, vom Planeten selbst wegzukommen, war hingegen beinahe unüberwindlich. Einige hatten es als blinde Passagiere geschafft; jedenfalls hofften das die verbliebenen Gefangenen. Andere konnten entkommen und lebten in der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges und ihre Errettung irgendwo dort draußen unter Bedingungen, die sich nicht sehr vom Leben im Lager unterschieden.
    Im letzten Jahr war eine Verfahrensänderung eingetreten. Gefangene, die zu fliehen versuchten, wurden nicht sofort umgebracht. Statt dessen wurden sie auf einen Bergbauplaneten verfrachtet, eine Welt, auf der, wie ihnen die Wachen mit unverhohlener Genugtuung mitteilten, die Lebenserwartung der Gefangenen nach Stunden bemessen wurde.
    Während der drei Jahre ihrer Gefangenschaft hatten Sten und Alex vier Fluchtversuche unternommen. Zwei Tunnel waren zu früh entdeckt worden, ein dritter Versuch, bei dem sie über den Zaun entkommen wollten, wurde abgeblasen, nachdem ihre Leiter entdeckt worden war, und der letzte wurde fallengelassen, nachdem keiner wusste, was sie tun sollten, sobald sie auf der anderen Seite des Zaunes angekommen waren.
    Doch jetzt musste es klappen.
    Im nahe gelegenen Schilf bewegte sich etwas. Alex stürzte darauf zu und kam mit einem schlammigen, sich windenden und kreischenden Nagetier zurück. Sofort hielt Sten die kleine Kiste auf, das Wassertier wurde hineingeworfen und die Kiste wieder verschlossen. Sehr gut.
    »Ihr zwei da! Steht auf«, brüllte die Stimme eines Aufsehers.
    Sten und Alex standen stramm.
    »Seid ihr scharf aufeinander?«
    »Nein, Sir. Wir jagen, Sir.«
    »Jagen? Stinker?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wir hätten euch alle gleich umlegen sollen«, meinte der Aufseher und spuckte Sten automatisch und treffsicher ins Gesicht. »Aufstellen!«
    Sten kümmerte sich nicht um die Spucke. Er und Alex wateten aus dem Tümpel zum Deich hinüber, wo bereits zehn andere Gefangene in einer
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