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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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langen Reihe standen. Die Kolonne setzte sich in Richtung Lager in Bewegung. Von den drei Wachen trug nur einer eine Projektilwaffe; sie wussten genau, dass keiner der Marschierenden eine ernsthafte Bedrohung für sie darstellte. Sten hielt die Kiste so ruhig wie möglich und gab beruhigende Laute von sich. Er wollte nicht, dass sein neues Kuscheltier vorzeitig entwischte.
    Der Stinker – ein übel riechendes Wassertier mit nicht verwertbarem Fell, ranzigem Fleisch und sehr leistungsfähigen Moschusdrüsen unter dem Schwanz – war das letzte Werkzeug, das ihnen noch für die Flucht fehlte.

 
Kapitel 3
     
    Die Kriegsgefangenenlager funktionierten mittels einer doppelten Kommandostruktur. Die Aufseher waren die äußerlich sichtbaren. Tatsächlich wurde das Lager jedoch von den Gefangenen selbst geführt. In einigen Lagern übernahmen sehr rasch die Starken und Brutalen die Führungsrolle. Diese anarchistischen Lager waren Todeslager, in denen man als Gefangener ebenso gut seinen Mitgefangenen wie den Aufsehern zum Opfer fallen konnte.
    Stens Lager war nach wie vor militärisch organisiert, woran er und Alex einen gewissen Anteil hatten.
    Nach langen Monaten des Deliriums waren die beiden allmählich wieder genesen. Eines Tages ging es Sten wieder so gut, dass er eine wichtige Entdeckung machte: nicht nur, dass er hier unter dem ziemlich blöden Namen Horatio lief, nein, der Technische Offizier Kilgour war auch noch ranghöher als er. Eine dunkle Ahnung beschlich ihn, dass Alex sich das damals im Nachrichtenraum auf der Swampscott wohl überlegt hatte.
    Wie auch immer, die Rangordnung musste eingehalten werden. Diejenigen, die meinten »der Krieg ist jetzt vorbei« oder glaubten »wir müssen jetzt nicht mehr auf die verdammten Typen hören, die uns erst in diese Scheiße hineingeritten haben«, wurden rasch eines Besseren belehrt. Wenn das nicht funktionierte, wurden andere Methoden angewandt. Auch wenn Sten kaum mehr als ein Skelett war, so kannte er verdammt viele Tricks, die weit über den dritten Grad hinausgingen. Und Kilgour von der 3G-Welt Edinburgh war noch immer das stärkste Lebewesen im Lager, einschließlich des Lagerältesten Battery Commander (Lieutenant Colonel) Virunga.
    Die N’Ranya waren nicht besonders zivilisiert aussehende Primaten, die sich aus fleischfressenden Baumbewohnern entwickelt hatten. Da ihnen ihre Abstammung ein instinktives Verständnis für Geometrie und Trigonometrie mitgegeben hatte, waren sie vor nicht allzu langer Zeit als die überlegenen Artillerieexperten des Imperiums bekannt geworden. Ihr Körpergewicht von über 300 Kilogramm erwies sich beim Hantieren mit schweren Granaten auch nicht gerade als Nachteil.
    Colonel Virunga war vor seiner Gefangennahme schwer verwundet worden und bewegte sich noch immer an einer Krücke humpelnd durch das Lager. Nur sehr wenige, die wie Sten und Alex überlebt hatten, hielten es für klug, sich den Befehlen des Colonels zu widersetzen. Der ranghöchste Offizier der Imperialen Gefangenen war General Bridger, eine dünne, schmächtige Frau, die sich aus dem Ruhestand reaktiviert und bis zuletzt Widerstand geleistet hatte, nachdem ihr Planet angegriffen worden war. Ihr einziges Ziel bestand darin, noch lange genug am Leben zu bleiben, um die Flagge des Imperiums über dem Lager wehen zu sehen. Erst dann würde sie sich erlauben zu sterben.
    Nachdem Sten und Alex in der Abenddämmerung ihre ekelhaften Rationen verspeist hatten, kamen General Bridger und Colonel Virunga vorbei, um sich zu verabschieden.
    »Mr. Kilgour und Horatio«, sagte sie. »Ich hoffe, dass ich Sie beide niemals wieder sehe.«
    »Genau das wünsche ich mir auch«, grinste Kilgour.
    Virunga trat auf sie zu. Es dauerte eine Weile, bis man sich an die Sprechweise der N’Ranya gewöhnte, da sie Reden prinzipiell für Zeitverschwendung hielten und nur soviel verlautbaren ließen, dass man sich die Bedeutung zusammenreimen konnte.
    »Hoffe … Glück … wenn wieder frei … nicht vergessen.«
    Nein, das würden sie nicht. Sten und Alex salutierten und machten sich daran, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
    Wie verabredet und ohne weitere Erklärung hatten die anderen Gefangenen mit dem begonnen, was Sten »zwei rein, einer raus, einer rein, drei raus« nannte. In kleinen Gruppen bewegten sie sich auf eine der wenigen Latrinen des Lagers zu, eine, die zufällig kaum drei Meter vom inneren Zaun entfernt lag. Sten und Alex schlossen sich ihnen an. Die kleine Kiste mit dem
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