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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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Koch aus.«
»Das ist richtig.«
    Mendoza trank nachdenklich einen Schluck.
»Meinen Informa tionen zufolge hat Berger auf dieser Fahrt aber
eine Besatzung von etwa zwanzig Mann an Bord.«
    Er lächelte gutmütig , doch
seine Augen in dem feisten Gesicht blickten messerscharf. Prager
entgegnete behutsam: »Es gibt viele deutsche Seeleute in
Rio.«
    »Und es werden täglich mehr. Der Krieg , mein Freund , läuft nicht gerade zu euren Gunsten.«
    »Berger will wahrscheinlich möglichst viele beschäftigen.« Mendoza lächelte freundlich.
    »Gewiß. Der Gedanke ist mir auch
gekommen. Aber ich möch te Sie nicht aufhalten. Vielleicht haben
wir morgen noch ein bißchen Zeit für einen Drink , nicht wahr?« »Das hoffe ich.«
    Prager ging mit raschen Schritten hinaus. Auf der Veranda
    wartete Richter. Hinter ihm trommelte der Regen auf den Bo den. »Alles in Ordnung?« fragte er.
    »Nein , nicht ganz« , antwortete Prager. »Er weiß , daß was im Busch ist. Aber er kann unmöglich die Wahrheit ahnen. Denn die würde niemand glauben , der
seine fünf Sinne beisammen hat.« Er schlug Richter auf die
Schulter. »Gehen wir.« Doch der Bootsmann hielt ihn
höflich zurück: »Ich hatte drin nen keine Gelegenheit , es Ihnen zu sagen , aber es hat doch je mand nach Ihnen gefragt.«
    Prager hörte hinter sich ein Geräusch , und als er sich umdrehte , trat eine Nonne in weißem Tropenhabit ins Licht. Sie war klein , kaum über einen Meter fünfzig groß , m it klaren , ruhigen Augen und gelassenem , faltenlosem Gesicht. »Schwester Angela« , erklärte Richter.
    ».. .von der Missionsstation der Barmherzigen Schwestern am Rio Negro. Sie brauchen uns nicht vorzustellen , Helmut. Schwester Angela und ich sind alte Bekannte.«
    Er nahm den Panamahut ab und gab ihr die Hand , die sie mit überraschend kräftigem Druck ergriff. »Ich freue mich . Sie wiederzusehen , Schwester.«
    »Ich freue mich auch , Herr Prager. Und ich glaube . Sie wissen , warum ich hier bin.«
    »Aber sicher , Schwester Angela.« Otto Prager lächelte herz lich. »Selbstverständlich weiß ich , warum.«

    Am Fockstag der Deutschland hing , der internationalen See straßenordnung entsprechend , ein Ankerlicht , und dieser Licht punkt war das erste , was sie von der Deutschland sahen , als Richter das Beiboot durch den Hafen ruderte. Wenig später lag das Schiff direkt vor ihnen , Masten und Rahen tief schwarz vor dem dunklen Nachthimmel. Prager genoß dieses Bild ganz bewußt , als er die Jakobsleiter hinaufkletterte. Die Deutschland war eine Dreimast-Schonerbark , 1881 von Hamish Campbell auf dem Clyde konstruiert - mit Liebe und viel Sinn für Schön heit gebaut , m it elegantem Klipperbug und weit hinausreichen dem Klüverbaum.
    Sie war ein Leben lang in der Handelsmarine
gefahren: von Newcastle-on-Tyne mit Kohle nach Valparaiso; mit chileni
schem Salpeter nach Amerikas Westküste; mit Bauholz nach
Australien; mit Wolle nach Großbritannien - ein endloser Kreislauf , während die Segel im Konkurrenzkampf mit dem Dampf allmählich unterlagen , ein Eigner den anderen ablöste und die Bark dreimal ihren Namen änderte , bis sie zuletzt bei der brasilianischen Firma Gebrüder Mayer landete , einer Fami lie deutscher Herkunft , von der sie Deutschland getauft
und im Küstenhandel eingesetzt wurde. Immer von Rio nach
Belém an der Amazonasmündung und zurück: mit ihrem
Tiefgang von nur acht Fuß bei voller Ladung genau das richtige
Fahrzeug für diese seichten Gewässer. Prager stieg über
das Schanzkleid und reichte Schwester Angela die Hand. Richter folgte
ihr auf der Leiter. Drei Matrosen , die am Großmast standen , rissen er staunt die Augen auf , als sie die Nonne erblickten; einer von ihnen eilte herzu , um hilfsbereit ihre andere Hand zu ergreifen. Sie bedankte sich bei ihm , und Prager meinte: »Ich halte es für sehr viel besser , wenn ich erst mal allein mit dem Kapitän spreche.«
    »Wie Sie meinen , Herr Prager« , antwortete
die Schwester ru hig. Er wandte sich an Helmut Richter.
»Führen Sie Schwester Angela in den Salon hinunter und
warten Sie auf mich vor der Kapitänskajüte.« Richter
half Schwester Angela den Nieder gang hinab , während
Prager nach hinten zum Achterdeck ging. Bergers Kajüte lag direkt
darunter. Prager zögerte; dann gab er sich einen Ruck , klopfte
entschlossen an und trat ein. Die Kajüte war klein und ziemlich
spartanisch eingerichtet: eine sehr schmale Koje und drei Schränke , davon abgesehen praktisch nur noch der
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