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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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ausschließlich
Salzwasser. Und ein Sturm - ein richtiger Sturm - kann auf einem
Segelschiff ein lebensgefährliches Abenteuer sein. Bei widrigem
Wetter kommt es vor , daß wir vierzehn Tage lang keinen trockenen Fleck haben , vom Bug bis zum Heck. Haben Sie jemals , in nasse Decken gewickelt , angeschnallt
in einer Koje gelegen, während oben über Ihrem Kopf ein Orkan
die Planken aus dem Deck zu reißen droht?« Er rollte die
Seekarte auf und sagte energisch: »Tut mir leid, aber ich halte
es für sinnlos , diese Diskussion fortzusetzen.«
    Sie nickte nachdenklich. »Sagen Sie mir , Herr Kapitän - wie kommt es , daß ein deutscher Marineoffizier ein brasilianisches Handelsschiff befehligt?«
    »Ich war Kapitän eines U-Boot-Versorgungsschiff es , der Es sen, getarnt als US-Tankschiff George Grant. Auf unserer drit ten Fahrt wurden wir im Südatlantik von einem britischen UBoot torpediert , das sich von unserer Tarnung nicht täuschen ließ. Angesichts der Tatsache , daß ich beabsichtige , die Deutschland als Schiff unter schwedischer Flagge zu tarnen , könnte
man das als Herausforderung des Schicksals bezeich nen.«
»Und wie sind Sie nach Brasilien gelangt?«
    »Aufgefischt von einem portugiesischen Frachter und , als wir in Rio eintrafen , den
brasilianischen Behörden übergeben. Die Brasilianer haben so
eine Art Haftaussetzung für diejenigen von uns genehmigt , die Arbeit finden. Die Gebrüder Mayer , Eigner der Deutschland, sind Küstenhändler , brasilianische Staatsbürger deutscher Abstammung , die vielen von uns gehol fen haben. Einmal im Monat fahren wir von Rio nach Belém und wieder zurück.«
    »Und Sie vergelten ihnen das , indem Sie ihnen ihr Schiff steh len?«
    »Wie man's nimmt. Ich kann nur hoffen , daß sie mir verzeihen , wenn sie alle Fakten kennen. Aber uns bleibt im Grunde gar keine Wahl.«
    »Wieso?«
    »Weil die Brasilianer allmählich anfangen , eine aktivere Rolle im Krieg zu spielen. Im letzten Monat haben sie Truppen nach Italien geschickt. Daher glaube ich , daß
die Lage für uns hier bald weitaus schwieriger werden wird als
bisher.« »Und der andere Grund?«
    »Wie kommen Sie darauf , daß ich einen habe?«
    Sie wartete schweigend , m it gefalteten Händen. Achselzuckend öffnete Berger seine Schreibtischschublade und holte eine Brieftasche heraus , der
er ein kleines Foto entnahm. Er reichte es über die Tischplatte.
Es war ziemlich zerknittert und von Salzwasser gebleicht , das
Lächeln auf den Gesichtern der drei kleinen Mädchen war aber
noch deutlich zu erkennen. »Ihre Kinder?«
    »Ja , 1941. Heidi , links, ist jetzt zehn. Eva ist acht , und Else
wird im Oktober sechs.«
»Und die Mutter?«
    »Vor drei Monaten bei einem Bombenangriff auf Hamburg umgekommen.«
    Wie in einem Reflex bekreuzigte sie sich. »Was geschah mit den drei Kindern?«
    »Herr Prager hat über unsere Botschaft
in Argentinien Aus kunft für mich eingeholt. Sie befinden sich bei
meiner Mutter in Bayern.«
    »Danken Sie Gott für seine unendliche Gnade.«
    »Finden Sie , daß
ich Veranlassung dazu habe?« Berger war sehr bleich geworden;
seine Kinnbackenmuskeln spielten. »Deutschland geht unter , Schwester Angela; es kann sich nur noch um Monate handeln. Haben Sie eine Vorstellung davon , wie schlimm es wird , wenn alles endet? Und meine Mutter ist ziemlich alt. Wenn ihr etwas zustößt...« Ein Schauer überlief ihn , er stützte sich schwer auf die Schreibtischplatte.
    »Ich will bei ihnen sein , denn dort werde ich gebraucht - nicht
    hier , am Ende der Welt, so weit von Deutschland entfernt, daß der Krieg praktisch aufgehört hat zu existieren.«
    »Und dafür nehmen Sie jedes Risiko auf sich?«
    »Unter anderem fünftausend Meilen quer
über einen von den englischen und amerikanischen
Streitkräften beherrschten Oze an - in einem uralten Pott, der
seit zwanzig Jahren oder mehr nicht mehr außerhalb der
Küstengewässer gefahren ist. In ei nem uralten Kahn, der so
lange nicht mehr überholt worden ist, daß ich gar nicht
daran zu denken wage. Eine absolut unmögli che Fahrt. «
    »Welche Herr Richter , Ihr Bootsmann , ja offenbar bereit ist mitzumachen.«
    »Helmut ist ein Sonderfall. Der beste Seemann , den
ich kenne. Besitzt unbezahlbare Erfahrung mit Segelschiffen. Hat als
Jun ge auf finnischen Windjammern die chilenische Salpeterroute befahren . Das mag Ihnen zwar nicht viel sagen , einem See mann jedoch...«
    »Aber wie Herr Prager mir sagte , gehen noch weitere zwanzig Mann mit Ihnen auf diese
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