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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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angeblich unmögliche Fahrt. »Ja , und nahezu alle aus ähnlichen Gründen wie ich. Außerdem kenne ich mindestens siebzig Männer in Rio , die
mit Freuden an ihre Stelle treten würden. Die letzten zehn
Plätze wurden vor vierzehn Tagen in einer deutschen Bar im Hafen
von Rio verlost.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Männer wollen nach Hause , Schwester , begreifen Sie das nicht? Und dafür würden sie, um es mit Ihren eigenen Worten auszudrücken , jedes Risiko auf sich nehmen.«
    »Während meine Mitschwestern und ich anders sind - wollten Sie das sagen? Aber auch wir haben Familie , Herr Kapitän , Menschen , die uns ebenso am Herzen liegen wie Ihnen Ihre drei Kinder. Und mehr noch: Gerade wegen dem , was uns be vorsteht , werden wir zu Hause jetzt dringender gebraucht denn
    je.«
    Berger stand einen Augenblick da und starrte sie
an; dann schüttelte er heftig den Kopf. »Nein!
Außerdem wäre es ohne hin zu spät. Sie würden
schwedische Papiere brauchen , das ist ein sehr wichtiges Detail des Plans. Unsere hat uns Herr Prager besorgt.«
    Sie stand auf , öffnete
die Kajütentür und rief: »Herr Prager!« Der
Vizekonsul kam herein. »Was ist denn?«
    »Meine Papiere. Würden Sie sie mir bitte jetzt geben?« Prager öffnete die Aktentasche. Er suchte kurz , dann holte er einen Paß heraus , den
er vor Berger auf den Schreibtisch legte. Ber ger betrachtete ihn
stirnrunzelnd. »Aber das ist ja ein schwedi scher
Paß!« Er schlug ihn auf; vom Paßfoto blickte ihm
Schwester Angela entgegen. Er hob den Kopf. »Würden Sie
bitte so freundlich sein und uns einen Augenblick allein lassen,
Schwester? Ich möchte mit meinem alten Freund hier ein
Wörtchen reden.«
    Schwester Angela zögerte , warf Prager einen flüchtigen Blick zu und ging.
    »Hören Sie zu , Erich , ich werde Ihnen alles erklären« , begann
Prager. Berger hielt den Paß hoch. »So was bekommt man
nicht von heute auf morgen. Sie müssen also schon seit einiger
Zeit davon gewußt haben. Warum , zum Teufel , haben Sie mir kein Wort gesagt?«
    »Weil ich wußte , wie Sie reagieren würden.«
    »Sie wollten die Dinge also laufen lassen , bis es zu spät für mich war , nein zu sagen , wie? Nun , da haben Sie sich ge täuscht. Ich mache nicht mit. Übrigens , was soll denn aus der Missionsstation werden? Ist die plötzlich unwichtig gewor den?«
    »Das brasilianische Innenministerium hat
seine Politik bezüg lich der Indios in jener Region revidiert; die
Leute werden aus gesiedelt und an ihre Stelle kommen weiße
Farmer. Die Station
    sollte ohnehin geschlossen werden.«
    »Diese Barmherzigen Schwestern sind doch ein Pflegeorden , nicht wahr? Also muß es da oben ja wohl noch ein anderes Betätigungsfeld für sie geben.«
    »Sie sind aber auch Deutsche , Erich. Was glauben Sie , was hier los sein wird , wenn die ersten Verlustziffern der Brasilia ner in Italien durchsickern?«
    Eine lange Pause entstand. Berger griff nach dem schwedi schen Paß , schlug ihn auf und studierte noch einmal das Foto. »Sie sieht aus , als würde sie uns Ärger machen. Sie hat zu lan ge ihren eigenen Willen durchsetzen können.«
    »Unsinn!« widersprach Prager entschieden. »Ich kenne ihre Familie von früher. Guter , alter
preußischer Schlag. Der Vater war Infanteriegeneral. Sie selbst
war 1918 Krankenschwester an der Westfront.« Man sah Berger die
Verwunderung deutlich an.
    »Verdammt sonderbare Herkunft für eine Barmherzige Schwe ster. Was ist passiert? Ein Skandal?«
    »Ganz und gar nicht. Allerdings gab es da einen jungen Mann , glaube ich. Einen Flieger.«
    »... der eines schönen Tages nicht mehr zurückkam , und
so suchte sie Zuflucht in einem Leben voll guter Werke.« Berger
schüttelte den Kopf. »Das klingt mir zu sehr nach schlechtem
Roman.«
    »Sie haben mich falsch verstanden , Erich! Nach allem , was ich hörte , ließ er sie nur in dem Glauben , daß er gefallen sei. Sie bekam einen Nervenzusammenbruch , der sie beinahe das Le ben gekostet hätte , und als es ihr gerade wieder ein bißchen besser ging , traf sie ihn eines Tages Unter den Linden mit ei nem anderen Mädchen am Arm.«
    Berger hob kapitulierend die Hände. »Hören Sie auf! Ich weiß , wann ich geschlagen bin. Holen Sie sie herein.«
    Mit raschen Schritten ging Prager zur Tür. Draußen unterhielt
    sich Schwester Angela mit dem Bootsmann.
    »Sie haben gewonnen , Schwester!« verkündete Berger. »Rich ter soll Sie sofort an Land bringen , damit Sie Ihre Freundinnen abholen können. Aber seien
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