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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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suchte , war
augenblicklich hellwach und rannte Hals über Kopf zum Niedergang.
Als er an Deck kam, hastete gera de die Geschützbedienung zu ihrer
22-mm-Zwillingsflak, doch Jago war noch vor ihnen auf Gefechtsstation,
beide Hände um die Abzugsgriffe gekrampft. Plötzlich , als die Junkers zum nächsten Anflug ansetzte , quoll träge schwarzer Rauch über das Deck. Jago eröffnete das Feuer , während
Geschosse die Decksplanken dicht neben ihm durchsiebten. Die Ju flog
ihren Angriff mit etwa knapp vierhundert Meilen pro Stunde. Jago folgte
ihr mit dem Geschützrohr und registrierte gleichzeitig, daß
Jansen über ihm auf der Brücke das Browning-MG bedien te.
Aber es war alles vergebens: Die Ju jagte an Backbord zwi schen
schwarzen Rauchwölkchen hindurch und floh in den grauen Morgen
hinein. Einen Augenblick blieb Jago, die Hän de noch an den
Griffen, regungslos an seinem Platz. Dann stieg er langsam vom
Geschütz und wandte sich an den Matrosen Harvey Gould, dem die
Geschützbedienung unterstand. »Sie sind um fünf
Sekunden zu spät gekommen, Sie und Ihre Jungens«, sagte er.
    Die Männer der Geschützbedienung
scharrten verlegen mit den Füßen. »Wird nicht wieder
vorkommen, Lieutenant«, versi cherte Gould. »Möchte
ich mir auch ausgebeten haben.« Jago zog ein zerdrücktes
Zigarettenpäckchen aus der Hemdtasche und schob sich einen
Glimmstengel in den Mund. »Nachdem wir die Salomonen, die
Invasion und die Schnellboot-Flottillen im Kanal überlebt haben,
wäre es wohl ziemlich albern , wenn wir jetzt bei den Hebriden dran glauben müßten.«

    Hauptmann Horst Necker , Flugzeugführer der Ju 88 S , trug
die Zeit seines Angriffs mit Punkt 09.35 Uhr ins Bordbuch ein. Für
ihn war der Zwischenfall praktisch nebensächlich, ohne die
geringste Bedeutung, lediglich Auflockerung eines ansonsten
stinklangweiligen Patrouillenflugs; nicht der Rede wert für einen
Flugzeugführer , der im Frühling dieses Jahres , während der wiederaufgenommenen Nachtangriffe auf London , als An gehöriger der Pfadfinder-Gruppe I des Kampfgeschwaders 66 so erfolgreiche Einsätze geflogen hatte , daß sie ihm zwei Mo nate zuvor das Ritterkreuz verliehen.
    Die Versetzung zum KG 40 nach Trondheim, einer
auf Kon voi- und Wetteraufklärung spezialisierten Einheit, kam ihm
wie ein Abstieg vor, obwohl die JU 88 S, die man ihm gegeben hatte,
weiß Gott eine fabelhafte Maschine war: ein Allwetter flugzeug
mit einer Spitzengeschwindigkeit von gut vierhundert Meilen oder
sechshundertvierzig Kilometern pro Stunde. Sein Routineflug an jenem
Morgen diente einem bestimmten Zweck: Er sollte Ausschau halten nach
einem Konvoi , von dem man wußte,
daß er in dieser Woche von Liverpool nach Ruß land
auslaufen würde, dessen genaues Auslaufdatum aber bis her
unbekannt war. Er hatte Schottland in dreißigtausend Fuß
Höhe überflogen und dann zwei völlig unergiebige Stunden
westlich der Äußeren Hebriden patrouilliert.
    Daß sie dieses Schnellboot sichteten, war
reiner Zufall gewe sen; er hatte nur sehen wollen, wie tief die
Wolkendecke ei gentlich hing. Einmal entdeckt, war das Objekt jedoch
viel zu verlockend gewesen , um es ungeschoren davonkommen zu lassen.
    Während er die Maschine nach dem letzten
Angriff steil hoch zog, lachte sein Beobachter Rudi Hübner vor
lauter Aufregung nervös auf. »Ich glaub', den haben wir,
Herr Hauptmann. Dik ker Qualm.«
    »Was meinen Sie dazu, Kranz?« rief
Necker seinem Heck schützen zu. »Sieht eher aus, als
hätten die das selbst gemacht , Herr Hauptmann«, erwiderte Kranz.
    »Der da unten ist anscheinend mit allen
Wassern gewaschen, und außerdem, Tommys waren das bestimmt nicht.
Beim zwei ten Anflug hab' ich die amerikanische Flagge gesehen. Wahr
scheinlich mein Bruder Ernst«, ergänzte er düster.
»Der ist in der amerikanischen Kriegsmarine. Hab' ich Ihnen das
schon
    erzählt?«
    Schmidt, der Bordfunker, lachte. »Zum erstenmal über Lon don, als die Backbordmotoren brannten , und
seitdem minde stens noch siebenundfünfzigmal. Daß der bei
der anderen Feldpostnummer ist, dürfte eindeutig ein Beweis
dafür sein, daß wenigstens einer in eurer Familie
Köpfchen hat.« Hübner ignorierte den Spott. »Ein
wahrscheinlicher Treffer also, Herr Hauptmann?« fragte er eifrig.
    Necker wollte erst nein sagen, dann aber sah er
die Hoffnung im Blick des Jungen und revidierte seinen Entschluß.
»Warum nicht? Und jetzt machen wir endlich, daß wir hier
rauskom men.«

    Als Jago auf die Brücke kam, war Jansen
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