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Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Titel: Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass
Autoren: Juergen Todenhoefer
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bösartige und verlogene Religion«. Bill O’Reilly, Fernsehidol der amerikanischen Konservativen, erklärt: »Wir können nicht immer wieder in der muslimischen Welt intervenieren. Was wir tun können, ist, sie in Grund und Boden zu bomben.«
    Und die amerikanische Fernsehkommentatorin Ann Coulter meint: » Wir sollten in ihre Länder einmarschieren, ihre Führer totschlagen und die Bevölkerung zum Christentum bekehren.« Oder: »Wir sollten unseren nationalen Arschkriecherwettbewerb beenden, Syrien ins Steinzeitalter zurückbomben und danach den Iran dauerhaft entwaffnen.«
    Auch in Europa ist es wieder gut bezahlte Mode geworden, Hass gegen fremde Religionen zu predigen. Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders nennt den Islam eine »faschistische Ideologie« und den Propheten Mohammed einen »Kinderschänder«, während der deutsche Publizist Thilo Sarrazin in der Zuwanderung von Muslimen die Selbstabschaffung Deutschlands sieht.
    Manche der Argumente dieser antimuslimischen Hassprediger erinnern an dunkle Zeiten der deutschen Vergangenheit. Am 28. Juni 1933 erklärte der deutsche Reichsminister des Innern Dr. Wilhelm Frick auf der ersten Sitzung des Sachverständigenrats für Bevölkerungs- und Rassenpolitik:
    »Die begabtere wertvolle Schicht […] nimmt ab und wird in wenigen Generationen nahezu vollkommen ausgestorben sein. Damit aber auch Leistung und deutsche Kultur […]. Der Staat muss an eine Verminderung der Lasten für Minderwertige und Asoziale herangehen […]. Die Ausgaben für Minderwertige, Kranke, Schwachsinnige, Geisteskranke, Krüppel und Verbrecher […] übersteigen heute das Maß dessen, was wir unserer schwer um ihre Existenz ringenden Bevölkerung zumuten dürften […]. Diese Art moderner ‚Humanität’ und sozialer Fürsorge für das kranke, schwache und minderwertige Individuum muss […] für das Volk schließlich zu seinem Untergang führen.«
    77 Jahre später schreibt Thilo Sarrazin in seinem Buch Deutschland schafft sich ab: »Wir verlieren als Volk an durchschnittlicher Intelligenz, wenn die intelligenteren Frauen weniger oder gar keine Kinder zur Welt bringen. Wenn wir den Zuzug nicht steuern, lassen wir […] eine Veränderung unseres Volkscharakters zu […], bis wir zur Minderheit im eigenen Lande geworden sind […], das von einer muslimischen Mehrheit türkischer, arabischer und afrikanischer Herkunft bewohnt wird […]. Bleiben und weiter überdurchschnittlich viele Kinder in die Welt setzen werden jene [muslimischen Einwanderer], die eine negative Auslese bilden. […] Ganze Clans haben eine lange Tradition von Inzucht. Es ist bekannt, dass der Anteil der angeborenen Behinderungen unter den türkischen und kurdischen Migranten weit überdurchschnittlich ist.«
    Als Gegenstrategie schlägt Sarrazin staatliche Prämien von 50.000 Euro für Kinder vor, die von deutschen »Frauen mit hohem Bildungsstand« vor Vollendung des 30. Lebensjahres geboren werden. »Die Prämie dürfte allerdings nur selektiv für jene Gruppen eingesetzt werden, bei denen eine höhere Fruchtbarkeit zur Verbesserung der sozioökonomischen Qualität der Geburtenstruktur erwünscht ist« (Seiten 9, 316, 325, 369, 390). Staunend habe ich mich durch Sarrazins Buch gekämpft.
    Man stelle sich nur eine Sekunde vor, Graham, O’Reilly, Coulter, Wilders oder Sarrazin hätten anstelle von »Islam« die Worte »Judentum« oder »Christentum« und anstelle von »Muslimen« die Worte »Christen« oder »Juden« verwendet. Hätte sich nicht zu Recht ein Orkan der Entrüstung erhoben? Warum darf man über Muslime und ihre Religion rassistische Dinge sagen, die in Bezug auf Juden und Christen zu Recht geächtet sind? Wir müssen diese Dämonisierung des Islam und der Muslime beenden. Sie ist nicht nur beschämend, sie schadet auch unseren Interessen.
    Sarrazin ist ein ehrenwerter Mann, der sich in vielen Berufen bewährt hat. Aber zu seinen antimuslimischen Ausfällen darf man nicht schweigen. Wer rassistisch argumentiert, muss akzeptieren, dass er mit denen verglichen wird, deren historisches Markenzeichen Rassismus war. Zu Recht hat der Zentralrat der Juden, der sich in bewundernswerter Weise immer wieder schützend vor seine muslimischen Mitbürger stellt, die Ausführungen Sarrazins scharf kritisiert. Stephan Kramer, ihr Generalsekretär, erklärte: »Sarrazins Äußerungen sind rassistisch und zielen auf niedrigste Instinkte.«
    Sarrazin beruft sich auf Meinungsfreiheit. Meinungs- und Pressefreiheit
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