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Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Titel: Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass
Autoren: Juergen Todenhoefer
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aller Professoren weiblich, in Deutschland nur rund 20 Prozent. Im Iran sind weit über 60 Prozent aller Studierenden weiblich, sodass eine Männerquote von 30 Prozent beschlossen wurde. In den Vereinigten Arabischen Emiraten waren schon im Jahr 2007 77 Prozent aller Studierenden weiblich. Auch Regierungschefinnen haben in muslimischen Ländern eine längere Tradition als im Westen.
    Trotzdem ist noch viel zu tun, um in allen muslimischen Ländern, vor allem in unseren Partnerländern Saudi-Arabien und Afghanistan, aber auch im Iran, die volle Gleichberechtigung der Frau zu erreichen. Aber das ist kein Problem des Islam, sondern ein Problem der Politik und antiquierter patriarchalischer – vorislamischer – Gesellschaftsstrukturen. Dass im Westen die »Frauenhäuser« aus den Nähten platzen, zeigt, dass auch bei uns Gewalt gegen Frauen ein unbewältigter gesellschaftlicher Missstand ist.
    Wir sollten überhaupt mehr vor unserer eigenen Tür kehren: Bis 1957 konnte ein deutscher Mann kraft seines gesetzlich garantierten »Direktionsrechts« entscheiden, ob seine Ehefrau einen Beruf ausüben durfte. Die Schweizer Männer lehnten das Wahlrecht der Frauen bis 1970 ab – schließlich fordern das Alte wie das Neue Testament die Unterwerfung der Frau unter den Willen des Mannes.
    Im Alten Testament (Genesis 3,16) spricht Gott zur Frau: »Du hast Verlangen nach deinem Mann. Er aber wird über dich herrschen.« Und der große Apostel Paulus schreibt im ersten Korintherbrief 14,34: »Lasset eure Weiber schweigen in der Gemeinde. Sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt.«
    Wer Hass und Intoleranz überwinden will, sollte vor allem die eigene Ignoranz besiegen. Jeder hat ein Recht auf eigene Meinung, aber keiner auf eigene Fakten. Wer hindert uns daran, nach Algerien, Marokko, Tunesien oder in den Iran zu reisen, um uns eine eigene Meinung über diese fremde, angeblich so gefährliche Welt zu bilden? Die Straßen Nordafrikas und des Iran sind – wenn nicht gerade Revolution herrscht – viel sicherer als die Straßen von New York oder Detroit. Nach einer UN-Statistik für den Zeitraum 2003 bis 2008 kamen in den USA auf 100 000 Einwohner 5,2 Morde pro Jahr – 2010 gab es laut FBI eine leichte Verbesserung auf 5,0 Morde. Im Iran lag diese Quote bei 2,9 und in Marokko bei 0,4. Die meisten muslimischen Staaten sind erheblich sicherer als die USA.
    Warum beginnen wir mit dem Dialog der Kulturen nicht in unserem persönlichen Umfeld? Warum bauen wir nicht einen Schüleraustausch zwischen muslimischen und christlichen Ländern auf – vielleicht sogar mit Israel? Warum machen sich Publizisten wie Sarrazin nicht die Mühe, einmal gleichzeitig den Koran und das Alte Testament zu lesen? Ihre Vorurteile würden wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
    Warum stöbern wir nicht in der wunderbaren arabischen oder – wie Goethe – in der persischen Literatur. Oder bei dem großen deutschen Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing, der in Nathan der Weise die berühmte Ringparabel erzählt? Darin vererbt ein Vater (Gott) seinen drei geliebten Söhnen – Judentum, Christentum und Islam – je einen Ring. Das Original hat die Eigenschaft, seinen Besitzer »vor Gott und den Menschen angenehm zu machen«. Die beiden anderen Ringe sind Duplikate.
    Die Brüder wollen durch einen Richter klären lassen, wer den echten Ring besitzt. Der weise Richter entscheidet salomonisch, Träger des echten Rings sei, wer es schaffe, sich die Liebe seiner Mitmenschen zu verdienen.
    Für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die »schönste Stelle des Stücks« jene, an welcher der Muslim Saladin den Juden Nathan bittet: »Sei mein Freund.« Könnten wir nicht alle von dieser alten sephardisch-jüdischen Parabel und ihrem Traum vom friedlichen Wettstreit der Religionen lernen? Vom Miteinander in unserer kleinen, zerbrechlichen Welt?
8. Der Westen muss die muslimische Welt genauso fair und großzügig behandeln, wie er Israel behandelt. Muslime sind genauso viel wert wie Juden und Christen.
    In einer Mischung aus Selbstgerechtigkeit, Ignoranz und Hass halten viele Menschen im Westen – die den Koran nie gelesen und die muslimische Welt nur selten bereist haben – den Islam für eine blutrünstige Religion. Muslime gelten ihnen als potenzielle Terroristen, als demokratie-, frauen-, juden- und christenfeindlich.
    Der Freund und geistliche Berater des amerikanischen Ex-Präsidenten George W. Bush, Frank Graham, nennt den Islam »eine richtig
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