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Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass

Titel: Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass
Autoren: Juergen Todenhoefer
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Ebadi gegen militärische Aktionen der USA. Diese würden »nahezu alle Anstrengungen gefährden, die demokratisch gesinnte Iraner in den letzten Jahren unternommen haben«.
    Die komplexen Probleme des Mittleren Ostens lassen sich nur politisch lösen – multilateral am besten durch eine KSZE-ähnliche Sicherheits-, Gewaltverzichts- und Menschenrechtskonferenz für die gesamte Region. An ihr müssen neben dem UN-Sicherheitsrat alle wichtigen Akteure der Region beteiligt werden – einschließlich Syriens, des Iran und der demokratisch gewählten Repräsentanten Palästinas. Auch bilateral werden die USA mit dem Iran verhandeln müssen, genauso wie mit dem afghanischen und dem irakischen Widerstand.
    Die Alternative zu verantwortungslosen Kriegen besteht wie im Ost-West-Konflikt der 70er- und 80er-Jahre in harter, aber fairer Diplomatie. Sie wird wie der damalige KSZE-Prozess letztlich nur Sieger kennen. Der KSZE-Prozess und die zahlreichen parallel geführten bilateralen Verhandlungen brachten Osteuropa Freiheit, Menschenrechte, Demokratie und wachsenden Wohlstand. Gesamteuropa schenkte er stabilen Frieden und Abrüstung. »Aus Todfeinden wurden Freunde – ohne dass ein einziger Schuss fiel« (Hans-Dietrich Genscher).
    Genau das muss das Ziel einer »Middle-East-KSZE« sein. Vielleicht entsteht auch im Mittleren Osten eines Tages ein gemeinsamer Wirtschaftsraum oder sogar noch mehr. Israel könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wer hätte vor sechzig Jahren ein Vereintes Europa für möglich gehalten? Politik braucht Visionen, auch im Mittleren Osten.
    Wie man diesen politischen Ansatz angesichts der gigantischen militärischen Überlegenheit der USA und der NATO mit der »Beschwichtigungspolitik« vor dem Zweiten Weltkrieg vergleichen kann, bleibt ein neokonservatives Tea-Party-Geheimnis. Die Hauptgefahr unserer Zeit besteht nicht im Appeasement. Sie besteht darin, dass abendländisch-patriotische Sofa-Strategen, die sich ihren klammheimlichen antimuslimischen Rassismus von niemandem nehmen lassen wollen, die Welt in einen ähnlich törichten Automatismus von Gewalt und Gegengewalt hineinschlittern lassen wie jenen, der zum Ersten Weltkrieg führte.
    Staatskunst statt Kriegskunst, wachsames, geduldiges und zähes Verhandeln – das ist wie im Ost-West-Konflikt die richtige Strategie gegenüber der muslimischen Welt. Nur in einer gerechten Weltordnung finden Terroristen aller Richtungen keinen Nährboden. Nur in einer gerechten Weltordnung kann auch der Westen dauerhaft in Frieden leben. Im Kampf gegen den angeblich muslimischen Terrorismus muss daher unser Motto lauten: Härte und Gerechtigkeit – Härte gegenüber den Terroristen, Gerechtigkeit gegenüber der muslimischen Welt.
    Ziel muss eine Welt sein, in der wir anderen Staaten nur das zumuten, was wir selbst auch akzeptieren würden. Eine Welt, in der Schluss ist mit der Diskriminierung von Muslimen im Westen und Schluss mit der Diskriminierung von Juden und Christen in der muslimischen Welt. Eine Welt, in der die USA und Europa bewunderte Symbole des Friedens und der Freiheit und nicht mehr des Krieges und der Unterdrückung sind. Eine Welt, in der jeder den Balken im eigenen Auge sieht und nicht nur den Splitter im Auge des anderen.
    Nähere Einzelheiten, vor allem Fotomaterial, bei:
    www.juergentodenhoefer.de
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