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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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Antreten seiner beiden Regimenter, eines mit Grenadieren, eines mit Dragonern, betrachten. Allerdings war er diese Regimenter und auch seinen schönen Thron bald los, weil er im ausgehenden Dreißigjährigen Krieg auf die falsche Koalition gesetzt hatte.
    » Grewe, du isst alles. So sieht’s aus.«
    » Na, dann kann ich ja wohl auch Fischbrötchen frühstücken.«
    Grewe versuchte, einen plötzlich sich vom Brötchen lösenden Klecks Remoulade aufzufangen, sorgte aber mit der schnellen Handbewegung nur dafür, dass der Klecks sich größtmöglich ausbreitete, und zwar mitten auf seiner Krawatte.
    » Ach, Scheiße! Und das war schon die Ersatzkrawatte! Stina musste heute ganz früh los, und ich hab die Kinder gerade mal so pünktlich zum Schulbus gekriegt. Hab ich gedacht, ich spar Zeit und nehm die Krawatte aus dem Schreibtisch …«
    » Du wirst ja wohl mal einen Tag ohne Krawatte Dienst machen können, du Rentner.«
    Therese schnaubte, aber sie kannte Grewe schon lange. Er war zwanghaft in solchen Dingen.
    » Ich könnte in der Frühstückspause schnell zu Bunsen & Haider rüber, eh nicht schlecht, lass ich eine Mahlzeit aus.«
    Bei diesem Satz schaute er Therese an und ließ ihn auch ein bisschen wie eine Frage klingen, aber Therese antwortete nicht. Sie wusste, er hatte mit seinem inneren Verfassungsrichter verhandelt, wie sie die Quelle seiner Zwänge nannte. Natürlich würde Grewe Punkt neun Uhr fünfundfünfzig die Polizeidirektion verlassen, den Garnisonsplatz überqueren, bei Bunsen & Haider eine Viertelstunde brauchen, um die Krawatte auszusuchen und von der Entscheidung sowie deren Bedauern unmittelbar nach Verlassen des Herrenausstatters so erschöpft sein, dass er essen musste. Rund um den Garnisonsplatz zog sich eine Kette aus glühbirnenglitzernden Imbissen, und Grewe war überall Stammkunde. Dass er dabei nicht völlig aus dem Leim ging, verdankte er regelmäßigem Sport, ohne übertriebenen Ehrgeiz, und Stinas Konsequenz bei der häuslichen Ernährung. Grewe war ein kräftiger Mann mit Bauch, aber er konnte nicht fett genannt werden.
    Als Akutmaßnahme nahm er die Krawatte ab und entfernte oberflächlich den Fleck am Bürowaschbecken.
    Er setzte sich Therese gegenüber, sagte sehr warm: » Danke fürs Frühstück«, und biss seufzend in das Croissant. Dann verrührte er die geschäumte Milch übergründlich mit dem Kaffee und schlürfte das Getränk in schnellen kleinen Schlucken.
    » Siehste. Einfach alles, Grewe.« Therese grinste.
    » Das ist ja jetzt eine Notsituation. Ich bin in emotionalem Stress, so ohne Krawatte. Außerdem habe ich dich angelogen.« Grewe schaute Therese fest an. Sie hob eine Augenbraue.
    » Dass die Kinder den Bus nur knapp erreicht haben.«
    Der Satz blieb eine Weile hängen.
    Therese lehnte sich vor und verschränkte die Arme auf dem Schreibtisch. Grewe blinzelte nicht.
    » Okay, ich verzeihe dir welche Lüge auch immer, aber: Was ist passiert?«
    Grewe holte Luft. » Die Kinder haben den Bus verpasst. Ich hab getrödelt. Und Stina brauchte das Auto heute, also konnte ich sie nicht fahren. Dann sollten sie sich ein Taxi nehmen, ist ja ein Sauwetter.«
    » Und?«
    » Ich hatte nur noch drei Euro einstecken. Da habe ich Klara gebeten, das Taxi auszulegen. Sie ist die Einzige in der Familie, die immer Geld hat.« Grewe schaute irgendwohin und schwieg.
    » Ach Mann, jetzt erzähl fertig!«
    Therese klackte mal wieder mit dem Locher. Grewes stockendes Erzählen machte sie immer ganz nervös, und sie musste dann gegen den überwältigenden Drang ankämpfen, über die beiden Schreibtische zu greifen, um den Kerl zu schütteln. Manchmal tagträumte sie sogar, dass sie einfach ihren Colt Detective Special . 38 aus der Schublade zog, mit gestrecktem Arm auf Grewe zielte und mit dem Ausruf » Rede!« den Hahn spannte.
    » Sie hat vor zwei Tagen ihre persönliche Traumsparmarke von fünfhundert Euro erreicht und eine kleine Plastiktüte voller Scheine und Münzen bei der Sparkasse gegen einen funkelnagelneuen Schein getauscht.«
    Grewe zerdrückte den Rest des Croissants in der Hand, ohne es recht zu bemerken. Therese hielt den Atem an und den Blick starr auf Grewes Stirn gerichtet. Der schaute mit feuchtem Blick auf das Familienfoto, das direkt neben dem Computerbildschirm stand.
    » Ich hab sie angeblafft. Sie hat geweint, dann hab ich gebrüllt.«
    Therese merkte, dass etwas in ihrem Hals nach oben stieg. Grewe schnaufte, streckte die Hand nach dem Fotorahmen aus und zog die Luft
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