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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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stoppte. Er sah Stina vor seinem inneren Auge missbilligend den Kopf schütteln. Grewe kehrte um.
    » Ihr Name ist mir eingefallen, weil Klara immer sagt: › Herr Bröcking ist der Schatzigste ‹, und ich finde, sie hat recht.«
    Bei » sie hat recht « geriet Grewes Stimme ein wenig ins Wackeln, aber er schaute seinem Gegenüber fest in die Augen. Das Gesicht des Lehrers zeigte ganz plötzlich die Verletzlichkeit eines Menschen, der seine Freundlichkeit mühsam entgegen der eigenen Lebenserfahrung behauptete. Bröcking errötete und berührte Grewes Arm leicht mit den Fingerspitzen.
    » Jetzt aber los, Sie verspäteter Weihnachtsmann.«
    Grewe ging durch das Schneetreiben über den mit lärmenden Kindern und leidenden Jugendlichen belebten Schulhof auf die Turnhalle zu. Auf dem Gelände spürte er wieder den Ring um seine Brust, fast nichts hatte sich hier seit seiner eigenen Schulzeit verändert. Er vermied sogar den Besuch von Elternabenden, seit die Zwillinge das Friderizianum besuchten, vorher hatte das zu den wenigen familiären Verpflichtungen gehört, die er Stina zuverlässig abnahm. Nur noch in Lottas Grundschule besuchte er regelmäßig die Veranstaltungen.
    Aber so im Winter machte der klassizistische Bau sich doch gut, eine verschneite Burg, den hehren Idealen humanistischer Bildung geweiht.
    » Von wegen«, dachte Grewe.
    Er bog um die Ecke der Turnhalle – Gott sei Dank war das mittlerweile ein Neubau und nicht mehr die gammelige Einsturzhütte aus seiner Schulzeit –, und Klaras Klasse strömte schon aus den beiden Umkleiden nach draußen. Hoffentlich hatte er sie noch nicht verpasst.
    Nach zwei Minuten waren die Umkleiden definitiv leer und Grewe frustriert. In dem Moment klingelte sein Handy. » T. Svob.« stand auf dem Display, und Grewe ärgerte sich mal wieder, dass er es seit Jahren nicht schaffte, der Lieblingskollegin in seinem digitalen Telefonbuch einen persönlicheren Namen zu gönnen.
    » Ja, Therese?«
    » Grewe, der Dauerdienst will eine Leiche gerne gleich an uns durchreichen. Ich bin noch in der Besprechung mit Blum, und Estanza erreiche ich nicht. Kannst du vielleicht hin?«
    » Ich habe Klara nicht getroffen.«
    Therese schwieg einen Augenblick.
    » Tut mir leid, Grewe.« Der Satz hing so in der Winterluft.
    » Mhm. Danke. Also tschüs, und grüß Blum von mir.«
    » Halt, Grewe! Du hast mir nicht geantwortet.«
    » Oh. Ja klar, wo ist das?«
    » Sinzler Höhe Nummer, warte, ah, hier: vierzehn. Eins von den Hochhäusern. Lars Rems heißt der Tote. Sieht wohl unschön aus, eine Menge Messerstiche, versiffte Bude, Drogen. Na ja, das Übliche in der Gegend.«
    » Okay. Wer ist schon da?«
    » Zwei Grüne haben die Tür aufgemacht und sind noch vor Ort, Rechtsmedizin und Tatortbereitschaft sind wohl auch schon da.«
    » Bis dann.«
    Grewe legte auf und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Was für ein Vormittag. Der schlimme Streit mit Klara, den er nun nicht beilegen konnte, er war ohne Krawatte unterwegs und musste sich jetzt in einer der schlimmsten Gegenden der Stadt die blutverschmierten Überreste eines wahrscheinlich völlig verunglückten Lebens anschauen. Er bekam furchtbaren Hunger und wurde gleichzeitig so müde, dass er sich am liebsten auf den verschneiten Schulhof gelegt hätte.
    » Papa!«
    Grewe drehte sich um und konnte sein Glück nicht fassen: Klara!
    Er sackte auf die Knie und griff in die Manteltasche nach dem Geldschein und dem Buch.
    » Ist schon gut, Papa.«
    Grewe hielt seiner Tochter die Bußgeschenke hin.
    » Es tut mir leid. Ich liebe dich.«
    » Ich weiß Papa. Beides.«
    Der kniende Grewe und seine Tochter lagen sich in den Armen.
    » Du bist die ganze Welt, Klara.«
    » Und Mama und Robert und Lotta. Und natürlich Oskar, auch wenn sein Fell so stinkt.«
    » Ja.«
    Jetzt konnte Grewe aufstehen.

3
    Die Staatsanwaltschaft hatte ihren Sitz im genau der Polizeidirektion gegenüberliegenden Landgericht. Diese Nähe erleichterte Juristen und Polizeibeamten, » Auge in Auge« zu sprechen, weswegen die Zusammenarbeit der beiden Ermittlungsbehörden sehr entspannt war. Die Vielzahl an Kneipen und Restaurants um den Garnisonsplatz bot zudem genügend » neutrale Orte«, an denen man sich zum Essen treffen oder bei Kaffee und Kuchen alles besprechen konnte.
    Therese Svoboda hatte Grewe uneigennützig ihren Wagen angeboten, aber sich durchaus gefreut, nun die Abschlussbesprechung im Fall Niggemeyer alleine mit Hendrik Blum abzuhalten. Blum war seit sechs
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