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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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Jahren bei der hiesigen Staatsanwaltschaft. Er leitete ein Dezernat in der Abteilung Kapitalverbrechen, und da weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizeidirektion unübersichtlich groß waren, trafen Therese und Hendrik recht häufig bei der Bearbeitung von Fällen zusammen.
    Therese fand ihre Zuneigung zu Blum schwer einzuordnen. Es gab keine Spannung zwischen ihnen, kein Knistern, aber gleichgültig war ihr Hendrik Blum nicht. Sie fühlte sich sehr wohl in seiner Gegenwart. Außer Blum war Grewe der einzige Mann, zu dem sie ein vergleichbares Verhältnis hatte, wenn auch die Vertrautheit mit Grewe wesentlich tiefer war. Kein Wunder, sie arbeiteten seit gut zehn Jahren zusammen und teilten seit sechs Jahren ein Büro. Grewe war ihr nie, auch nicht unterbewusst oder in einer weniger kontrollierten Sekunde, als potenzieller Partner in den Sinn gekommen. Grewe sandte seinerseits auch niemals entsprechende Signale aus, an keine Frau. Es gab nur Stina.
    Blum verhielt sich ähnlich wirkungsarm, und das irritierte Therese, denn Blum war zweifelsfrei Single, wobei das Wort gar nicht zu ihm passte. Alleinlebend, das beschrieb Blum viel besser, denn der Begriff war altmodischer, und ein gewisses Bedauern schwang in ihm mit.
    Therese bezeichnete sich immer noch als Single, aber fand das, wenn sie ehrlich zu sich war, albern. Single, das klang nach Lebenseinstellung, Überzeugung. Aber Therese war nicht absichtlich allein, es war passiert und gefiel ihr nicht. Bevor Therese morgens die Wohnung verließ, warf sie immer einen letzten Blick in den großen Spiegel im Flur, und dann sah sie in der Regel eine attraktive, immer praktisch, aber schick angezogene Frau von Mitte dreißig, die selbstbewusst, klug und fröhlich wirkte.
    » Super biste!«, sagte sie dann zu ihrem Spiegelbild und fand, dass die Aussicht, diesen Anblick jeden Tag genießen zu können, einen Mann durchaus anspornen müsste, sich um sie zu bemühen. Allerdings gab Therese den freien Männern wenig Gelegenheit, sich für sie zu begeistern. Erstens arbeitete sie, wie alle Polizisten, viel und oft zu unmöglichen Zeiten. Zweitens war » Ausgehen« generell keine ihrer bevorzugten Freizeitbeschäftigungen, und drittens war die Auswahl unter ungebundenen Kerlen passenden Alters nicht wirklich groß. Nicht, wenn man es ernst meinte.
    Therese hatte lange eine Präferenz für schwierige Charaktere gehabt. Als Abiturientin und während der kurzen Zeit als Erzieherin zog es sie zu den ganz sensiblen Typen hin, die sich dann im Beziehungsalltag als weinerliche Tyrannen erwiesen. Und nach dem Wechsel zur Polizei begann sie, auf der genau entgegengesetzten Seite der Skala zu suchen. Macho, Macho. Der Sex war hier besser, und von Mitte bis Ende zwanzig war das für Therese ziemlich ausschlaggebend; doch betrunkene nächtliche Schreiereien, unter dem gemeinsamen Bett gefundene Spitzenhöschen, die nicht Therese gehörten, und aus dem Fenster geworfene Männerklamotten verloren jenseits der Dreißig schlagartig ihren Reiz. Ein paar Jahre lebte sie bewusst allein und genoss es auch. Dann begann die Sehnsucht. Beruflich war sie nach wie vor hochzufrieden, denn in der engen Zusammenarbeit mit Kurt Grewe entwickelte sie sich zu einer außerordentlich guten Polizistin, die schnell Karriere machte. Sie hatte schon mehrere Kommissionen geleitet und auch schwierige Fälle zum Abschluss gebracht, dennoch mochte sie es nach wie vor am liebsten, mit Grewe zu ermitteln. Vor allem, wenn dann auch noch Blum der zuständige Staatsanwalt war.
    Grewe und Blum hatten tatsächlich einiges gemeinsam, auch wenn sie äußerlich nicht unterschiedlicher sein konnten: Blum war ein schlanker, stets in englisch anmutende Kleidung gehüllter Mann von vornehmer Zurückhaltung, während Grewe wie ein ruheloser Bär daherkam. Wenn Grewe und Blum sich begegneten, wurde man jedes Mal Zeuge eines anachronistischen Vorgangs, der vielen Menschen lächerlich erschien, aber Therese immer einen kleinen Schauer über den Rücken schickte.
    Die beiden Männer verbeugten sich voreinander, wenn sie sich die Hand gaben, und Therese sah darin einen Ausdruck beider Männer Fähigkeit, stets den richtigen Abstand zum Gegenüber zu halten und mit einer entschiedenen Geste Respekt auszudrücken.
    Therese legte ihr Handy zurück auf den Schreibtisch des Staatsanwalts. Blum saß ihr in seinem Büro gegenüber und las das abschließende Protokoll im Fall Niggemeyer. Seine Lesehaltung eröffnete Therese ungewollt einen Blick
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