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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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zwischen den Tischbeinen, und als der Hinterkopf am Rand der Sitzfläche angekommen war, schlug plötzlich das Kinn auf der Brust auf. Bomber biss sich auf die Zunge, und dann schlitterte der Rollstuhl nach hinten weg. Sein Schädel explodierte schier beim Auftreffen auf dem Boden; einen Moment lag Bomber benommen da. Der Schlag hatte alle Luft aus ihm gepresst, die Zunge schien auf Badeschwammgröße anzuschwellen. Als er nach Luft schnappte, brannten seine Lungen lichterloh, und der Traum von Kevin war weg, Gott sei Dank auch die Panik am Ende; dafür war da wieder die staubige Straße in Scheißafghanistan und der heulende Junge und sein toter Vater daneben und die Zünder in den schweißnassen Kinderhänden. Die Reste seiner Beine begannen unkontrolliert zu zucken, seine Brust wollte sich zum Einatmen weiten, doch die Lungen brannten noch, und er fürchtete sich vor dem Einströmen der Luft. Aber er musste atmen!
    Also schlug er sich mit den Händen flach ins Gesicht, formte Fäuste, trommelte sich auf die Brust, und dann brach der Damm, und Bomber hyperventilierte fast, so schnell atmete er ein und aus. Er wimmerte. Mit einem langen Kreischen fand er den Weg zurück aus dem Krieg in seine Wohnung; seine Brust hob und senkte sich, nicht mehr wie ein Motorkolben unter Volllast, puckerte langsamer, der Hub verkleinerte sich und seine Beine kamen wieder zur Ruhe.
    Er blieb einen Moment liegen, der ganze Körper schmerzte, sein Kopf war leer, das Gesicht von eiskaltem Schweiß überströmt, die Augen zu. Er wollte erst sicher sein, dass auch bei geschlossenen Augen der Krieg weg war.
    Jetzt. Ging. Es.
    Als er die Augen öffnete, platzte die Haut auf seiner linken Brust unter einem Schlag. Im selben Augenblick breitete sich ein rot glühender Schmerz in seinem Herzen aus, so entsetzlich, dass das Grauen ihm den Atem in den Mund zurückstopfte und seine Augen weit auftrieb. Er sah einen Mann mit einer Sturmhaube über sich, Schweiß tropfte aus dem Oval, das die Maske im Gesicht des Mannes freiließ. Bevor er Luft holen konnte, presste der Angreifer eine Hand auf Bombers Mund und fixierte so seinen Kopf, schwang sich auf Bombers Bauch und klemmte mit seinen Knien Bombers Arme an dessen Rumpf. Er war stark, und seit dem Schlag auf die Brust und dem Herzschmerz, der gar nicht mehr aufhörte, schwand Bombers Kraft in rasender Geschwindigkeit. Er versuchte, sich aufzubäumen, den Mann abzuwerfen, sich unter ihm herauszuwinden, dabei war ihm völlig klar, dass er keine Chance hatte. Bomber war lange Soldat gewesen, er konnte kämpfen, selbst ohne Beine war er noch ein hartes Schwein, aber wenn er im Krieg eines gelernt hatte, dann war es das, zu wissen, wann es vorbei ist.
    Er sah dem Mann, der ihn tötete, in die Augen. Er wollte sehen, was der dabei empfand, auch wenn das am Ergebnis nichts ändern würde. Aber sein Blick konnte nichts mehr festhalten, alles entglitt ihm, verschwamm. Bomber schloss die Lider. Das war ein guter Entschluss, denn sofort kam Kevin und sah ihn an. Und auch seine Frau. Sie waren wieder zusammen.
    Alles war gut.
    Bomber weinte.
    Alles war gut.
    Er war schon tot, als der Angreifer das Messer ganz aus seiner Brust zog.
    Der Mann mit der Sturmhaube atmete schwer. Bombers Kopf war plötzlich zur Seite gerutscht, die Lider hatten sich geöffnet.
    Vorsichtig lockerte er den Druck seiner Beine auf Bombers Arme. Nichts. Er atmete ein paarmal langsam und tief, um die Pulsfrequenz zu senken. Das Aufstehen fiel ihm schwer, er strauchelte, als er den rechten Fuß über die Leiche hob. Mit zwei schnellen Schritten fing er sich ab und lehnte sich dann erschöpft gegen den Türrahmen. Einen Moment lang stand er so da. Ließ die Arme hängen, den Kopf, lockerte die Verkrampfungen des Nackens und seiner Armmuskulatur.
    Er ärgerte sich. Über zwei Stunden hatte er in dem muffigen Einbauschrank gekauert. Den Qualm eingeatmet, erst von Zigaretten, dann von dem Joint, ohne zu husten. Den Pornosound und Bombers Stöhnen beim Wichsen ertragen. Nachdem eine Weile außer der PC-Kühlung nichts mehr zu hören gewesen war, hatte er sehr vorsichtig die Schranktür einen winzigen Spalt geöffnet. Bombers Kopf hatte nach hinten über die Lehne des Rollstuhls gehangen, die Augen geschlossen. Die Scharniere der Schranktür würden kein Geräusch machen – das hatte er ausprobiert, bevor Bomber nach Hause gekommen war –, also hatte er die Türen ganz geöffnet, war aber zunächst im Schrank geblieben, um den Schlafenden zu
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