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Feierlaune - Eine Facebook-Party

Feierlaune - Eine Facebook-Party

Titel: Feierlaune - Eine Facebook-Party
Autoren: Harald Tondern
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das ganze Haus an. Dann entscheiden wir.«
    In der Eingangshalle vor der Spiegelwand schob Kevin das eine Bein vor und stellte sich hin, als sollte er fotografiert werden. » Das ist gar nicht übel so. Wenn die beiden reinkommen und sich plötzlich selbst sehen, schüchtert sie das ein. Dann sind sie wie Wachs in unseren Händen.«
    » Wie sind sie dann?« Florian musste grinsen. » Wo hast du das denn her? Von deiner Französin aus Biarritz?«
    » Nee, Mann! Aber … bei der hab ich das ausprobiert.«
    » Mit einem Spiegel? Du hast dich mit einem Spiegel vor sie hingestellt und dann war sie wie…?«
    » Quatsch!«
    » Wie dann?«
    » Mann, das hab ich doch nicht wörtlich gemeint. Es geht um Planung. Dass man sich vorher alles genau überlegt. Damit du nicht erst lange rumsuchen musst, wenn du eine Kerze anzünden willst. Sondern dass da schon eine steht, mit einem Feuerzeug daneben. Nee, Streichhölzer müssen das sein.«
    » Warum das denn?«
    » Streichhölzer sind romantischer. Ein Feuerzeug geht auch. Aber dann muss es ein besonderes sein. Angenommen, Mascha sammelt Pinguine. Dann musst du ein Feuerzeug in Pinguinform neben den Leuchter stellen. Mädchen mögen so was. Wenn sie merken, dass der Mann sich Gedanken gemacht hat, werden sie…«
    » Wie Wachs in seinen Händen?«
    Kevin grinste verlegen. » So steht das jedenfalls in dem Buch.«
    » Buch?«, fragte Florian.
    Es stellte sich heraus, dass Kevin sich im letzten Sommer auf dem Straßenfest auf der Eppendorfer Landstraße einen Ratgeber gekauft hatte: Wie man Frauen verführt. 999 umwerfende Tricks.
    Ein Buch! Florian hatte so etwas auch schon überlegt. Er hatte sich bei Amazon sogar schon einen ähnlichen Titel ausgesucht, aber ihn dann doch nicht bestellt, weil er ganz plötzlich kein Geld mehr gehabt hatte.
    Durch puren Zufall war er eines Abends beim Surfen im Netz auf einer Seite gelandet, auf der man extra anklicken musste, dass man über achtzehn war. Danach war er auf das Angebot einer Modelagentur gekommen. Hektisch hatte er sich von Foto zu Foto weitergeklickt. Am besten hatte ihm eine Frau gefallen, die im Bikini auf ihrem Bett lag und ihn anlächelte. Unter dem Bild stand: Du suchst ein unvergessliches Erotikabenteuer mit einem heißen Teenie? Ich bin die süße Jana. Meinen schlanken und durchtrainierten Körper wirst du so schnell nicht wieder vergessen. Hauch mir doch bei der nächsten Gelegenheit deine geheimen Vorlieben ins Ohr … Ich warte bereits auf dich.
    Unter Wichtige Daten waren neben der Adresse auch die genauen Zeiten angegeben, zu denen Jana wartete: jeden Tag, außer Dienstag, von 12 bis 22 Uhr. Es war nach 23 Uhr gewesen, also kein Risiko. Florian hatte die Nummer angerufen, die unter Direkt/Infoband angegeben war. Er wollte nur mal die Stimme von Jana hören.
    Erschrocken hatte er schnell wieder aufgelegt, als sich kein Band meldete, sondern eine ganz normale, freundliche Mädchenstimme: » Ja, hallo?«
    Von da ab hatte er sich lieber aufs Internet beschränkt. Da war alles ganz einfach. Da brauchte er nur auf irgendwelche Buttons zu klicken, schon konnte er hindurchschlüpfen in jene verbotenen Bereiche, die seinen Kopf heiß werden ließen, ihn gleichzeitig aber auch anekelten. Was war nur los mit ihm? Bilder, die er im ersten Impuls wegklicken wollte, sah er sich dann doch genau an.
    Eine ganze Weile war das so gegangen. Immer weiter war er in diese erregenden Abgründe vorgedrungen. Seine Mutter hatte ihn schon besorgt beobachtet. Ob er Probleme in der Schule habe, er sehe so blass aus?
    Eines Tages beim Abendessen hatte sein Vater dann einen hellblauen Brief auf den Tisch gelegt. Wie viel Geld er denn auf seinem Sparkonto habe, hatte er Florian beiläufig gefragt, während er sich Bratkartoffeln auf den Teller schaufelte. Der Brief bekam ein paar Fettflecke ab.
    » Fast 650 Euro.« Florian hatte gerade am Abend zuvor im Internet seinen Kontostand abgerufen, bevor er in die nächtlichen Abgründe abgetaucht war.
    » Na, Gott sei Dank, das reicht ja wenigstens.« Der Vater hatte sich an die Mutter gewandt. » Dein Sohn sieht nachts heimlich Pornos.« Er hatte Florian den Brief hingehalten. » Und jetzt ist die Rechnung gekommen. 531 Euro. Hat’s denn wenigstens Spaß gemacht?«
    531 Euro! Florian hatte das Geld für ein Mountainbike gespart und jetzt nahm sein Vater es ihm weg. Wütend stieß er seinen Stuhl zurück. Während er aus dem Zimmer stürzte, hörte er seine Mutter sagen: » Du hast es gerade nötig.«
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