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Feierlaune - Eine Facebook-Party

Feierlaune - Eine Facebook-Party

Titel: Feierlaune - Eine Facebook-Party
Autoren: Harald Tondern
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Goldfasan das war. Allein schon der Porsche von dem Alten. 911 Turbo, Schaltgetriebe, Spitze 312 km/h.
    Dave kannte den Wagen. Er hatte sich die Karre genau angesehen, als er vor anderthalb Wochen einen halben Vormittag lang bei den Gellers gejobbt hatte. Er hatte extra die Schule geschwänzt, um für Florians Vater Pakete zu packen. Und dann war er fristlos gefeuert worden, nur weil er sich mal kurz in den schwarzen Porsche gesetzt hatte. Aber die Karre hatte draußen vor der Garage gestanden, unverschlossen. Wenn das keine Einladung gewesen war.
    Während ihm all das durch den Kopf ging, war er auf dem Rezeptions- PC ins Netz gegangen. Kein Problem. Der Boss kaufte Pillen, E-Drinks, Massageöl und sogar Putzmittel im Internet ein. Wer Thekendienst hatte, gab die Bestellungen nebenbei auf. Ein bisschen surfen konnte man natürlich auch. Man durfte nur nicht vergessen, hinterher alle Spuren wieder zu löschen.
    Dave klickte den Party-Chat der Gegend an. Viel war nicht los diese Woche. Monatsende. Wer hatte da noch Kohle?
    Die Party von Florian Geller war natürlich nicht aufgeführt in der Liste der Veranstaltungen. Sollte er Florians Party einfach dort eingeben? Aber dann fiel ihm was noch viel Besseres ein.
    Dieser Goldjunge würde es noch bereuen, dass er seine Krallen nach der schönen Mascha ausgestreckt hatte.
    Dave holte seine Geldbörse aus der Hosentasche. Dass er daran nicht gleich gedacht hatte.
    Als er letztens als kleinen Nebenverdienst Kartons für Florians Vater aus einem Transporter ins Haus geschleppt hatte, hatte er sich nach jedem dritten oder vierten Marsch durch das Großraumbüro erschöpft auf einen der Schreibtischsessel fallen lassen. Es war ja niemand da. Alle Schreibtische waren unbesetzt gewesen und Florians Vater war nach oben verschwunden.
    Nicht dass die Kartons besonders schwer gewesen waren. Groß schon, dafür aber überraschend leicht. Doch Dave hatte Zeit schinden müssen. Florians Vater hatte ihn nach Stunden bezahlt und Dave wollte so viel wie möglich rausholen.
    Er hatte sich jedes Mal auf einen anderen Schreibtischstuhl gesetzt. Aus reiner Gewohnheit. Neugierig hatte er ein bisschen in den Papierstapeln herumgeschnüffelt. Ganz vorsichtig. Wenn Florians Vater zurückkam, musste alles noch genauso aussehen wie vorher.
    Dave hatte keine Ahnung gehabt, wonach er eigentlich suchte. Wenn er Geld gefunden hätte, hätte er das sowieso nicht abgreifen können. So was kam immer raus. Und dann war ja wohl klar, wer ganz oben auf der Verdächtigenliste stand.
    Irgendwann hatte er sich dann auf den Schreibtischsessel mit der höchsten Rückenlehne fallen lassen. Den Chefsessel. Den Platz von Florians Vater. Aber auch dort nur langweiliges Zeug auf der Schreibtischplatte und in den Ablagekörben. Rechnungen, Briefe, Kopien von irgendwelchen Zeitungsartikeln. Auch in den Schubladen nichts, was irgendwie aufregend wirkte.
    Erst als Dave einer plötzlichen Eingebung folgend unter den Schreibtischsessel gefasst hatte, war er fündig geworden. Jemand hatte dort einen Zettel hingeklebt. Ein Post-it.
    Der Zettel war rosa. Jemand, vermutlich Florians Vater, der seinem Gedächtnis nicht traute, hatte aufgeschrieben: T-Online. Dann drei Zahlenfolgen mit je acht Ziffern. In Klammern dahinter jeweils ein Vorname.
    Passwörter mussten das sein. Dave hatte selbst einen ganz ähnlichen Zettel im Portemonnaie, weil er die Geheimzahl für den Geldautomaten schon zweimal vergessen hatte. Nur dass er seine Zahl raffiniert verschlüsselt hatte. Nicht dass sich ein anderer von seinem Konto bediente.
    Dave hatte die Zahlen schnell abgeschrieben. Während er den Zettel wieder an seinen Platz unter dem Schreibtischsessel klebte, hatte er überlegt, was er eigentlich damit anfangen wollte. Ihm war nichts eingefallen. Aber irgendwann würde vielleicht ein Moment kommen, in dem diese Info richtig wertvoll sein könnte.
    Und jetzt war dieser Moment da.
    Er musste nur noch die Visitenkarte von Florians Vater in seiner Geldbörse finden. Ein ganzer Stapel davon hatte auf dem Schreibtisch herumgelegen. Es fiel garantiert nicht auf, wenn eine fehlte. Dave hatte die Zahlen auf die Rückseite geschrieben. Und da war die Karte! Ein bisschen zerknickt inzwischen, aber die Zahlen waren noch ganz gut zu lesen.
    Dave ging auf Facebook und schaute nach, ob Florian dort überhaupt registriert war.
    War er nicht.
    Dave konnte sein Glück kaum fassen.

vier
    Direkt hinter der Wohnungstür stand ein prall gefüllter roter Müllsack
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