Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feierlaune - Eine Facebook-Party

Feierlaune - Eine Facebook-Party

Titel: Feierlaune - Eine Facebook-Party
Autoren: Harald Tondern
Vom Netzwerk:
Rundgang, für den großen Überblick, und dann reden wir.« Sie sah Florians Vater an. » Was ist mit der Polizei?«
    » Noch nicht verständigt, wie abgesprochen. Die ruf ich an, wenn ihr alles im Kasten habt. Sonst sickert bloß was durch. Ihr habt alles exklusiv. TV und Print.«
    Ach, deshalb war sein Vater so cool geblieben. Er hatte die Story längst an die Medien verkauft. Florian war nicht sicher, ob er empört sein oder seinen Vater bewundern sollte.
    Aber sie ließen ihm keine Zeit, darüber nachzudenken. Bevor er sichs versah, stand er in der demolierten Vorhalle zwischen den Spiegelscherben und blinzelte in den Scheinwerfer des Lichtmannes. Die Kamera war auf ein Foto der Vorhalle gerichtet, das sein Vater aus dem ganzen Durcheinander herbeigezaubert hatte.
    » Stellen Sie sich vor, dies ist der Eingang Ihrer Villa im Holsteinischen, im Nordosten von Hamburg«, sagte Jill in die Kamera hinein. » Sie fahren übers Wochenende nach Berlin. Und als Sie zurückkommen, sieht es bei Ihnen so aus.« Die Kamera schwenkte über die rohen Wände, die Scherbenhaufen und die mit Fliegen bedeckte Kotze. » Unglaublich. Als sei hier eine Bombe…« Sie brach ab. » Aus!«
    Aus dem verwüsteten Wohnbereich kam Jozi angejagt. Freudig kläffend sprang sie an Florian hoch. Er nahm sie auf den Arm. Jozi leckte ihm begeistert das Gesicht.
    Die Reporterin bedeutete dem Kameramann, die Szene zu filmen. Dann setzte sie ihr Interview fort.
    » Florian, du bist der Sohn des Hausherrn. Du hast hier heute Nacht eine kleine Party gefeiert. Zumindest hattest du das vor, oder? Aber dann hast du deine Pa rt y bei Facebook angekündigt und dabei ist dir ein kleiner Fehler passiert. Du hast deine Party versehentlich als öffentlich…«
    Die ganze Zeit hatte sie Florians immer heftigeres Kopfschütteln nicht beachtet. Jetzt konnte sie es nicht länger ignorieren. » Bin ich da falsch informiert worden?« Man sah ihr an, wie schwer es ihr fiel, weiterhin Florian anzuschauen und nicht den Blick von Florians Vater zu suchen, während sie in die Kamera sprach.
    » Ich bin gar nicht bei Facebook«, sagte Florian. » Äh, ich meine, ich war nicht bei Facebook.«
    Zwischen den Augenbrauen der Reporterin grub sich eine steile Falte ein, die immer tiefer wurde. Jill war so sauer, dass sie drauf und dran war, das Interview endgültig abzubrechen. Aber noch gab sie nicht auf. » Wie soll ich das verstehen?«
    » Irgendjemand anders hat mich bei Facebook angemeldet.«
    » Und der hat deine Party, die dann so schrecklich aus dem Ruder gelaufen ist, dort angekündigt?«
    » Ja«, sagte Florian. » Ich hab das zuerst gar nicht gemerkt. Konnte ich ja auch gar nicht. Und als ich dann kapierte, was da los war, war es zu spät.«
    Die Falte auf der Stirn der Reporterin war längst verschwunden. Dafür hatten ihre Augen zu leuchten begonnen. Sie witterte eine sogar noch heißere Story, als sie erwartet hatte. » Erzähl doch mal. Wie ist das passiert…?«

Nachbemerkung
    Anna Pochnow wurde bei dem Zusammenprall mit dem Porsche glücklicherweise nur leicht verletzt. Ihr linker Oberarm war gebrochen. Anna brachte, noch im Krankenwagen auf der Kreuzung, ein gesundes Mädchen zur Welt: Paula, 3,7 Kilogramm schwer, 51 Zentimeter groß.
    Florians Horrorparty ging monatelang durch die Presse. Es ist davon auszugehen, dass mehrere Hundert junge Leute an der Party beteiligt waren. Die Polizei ermittelte 78 von ihnen. Die meisten Verfahren wurden eingestellt. Letztlich, so ein Polizeisprecher, sei es nicht möglich gewesen, alle Taten dieser Nacht einzelnen Personen zuzuordnen. Viele der Beteiligten hätten Angst gehabt, überhaupt Aussagen zu machen. Sie seien von anderen Partyteilnehmern bedroht worden. Die meisten beteuerten, sie könnten sich selbst nicht erklären, wie es überhaupt zu den Zerstörungen gekommen sei.
    Gegen 18 Jugendliche wurden Verfahren wegen Sachbeschädigung, Diebstahl und Körperverletzung eingeleitet. Die Verhandlungen vor dem Amtsgericht fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. 14 Jugendliche wurden zu Arbeitseinsätzen in sozialen Einrichtungen verpflichtet. Gesonderte Verfahren wurden gegen Mehmed und Zoran wegen Drogenhandels eingeleitet. Beide kamen als Ersttäter mit Bewährungsstrafen davon. Dave Dunn wurde wegen Fahrens ohne Führerschein, Fahrerflucht, Körperverletzung und Sachbeschädigung zu einer Jugendstrafe von 6 Monaten verurteilt. Wer das Facebook-Profil in Florians Namen eröffnet und die Party dort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher