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Feierlaune - Eine Facebook-Party

Feierlaune - Eine Facebook-Party

Titel: Feierlaune - Eine Facebook-Party
Autoren: Harald Tondern
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auf dem Boden.
    » Verdammt«, sagte Mascha, während sie ihn mit dem Fuß beiseiteschob. » Der liegt hier schon mindestens zwei Tage…«
    » Und stinkt.« Cat zog die Nase kraus.
    » Aber glaubst du, Tony nimmt ihn mal mit runter? Immer soll ich alles für ihn machen. Der Müll ist sein Job.« Mascha schnupperte angewidert. » Männer sind Schweine, oder wie war das?«
    » Nicht alle«, sagte Cat sofort.
    Mascha nahm den Müllsack und stieg die drei Treppen wieder hinunter. Als sie zurückkam, hatte Cat im Wohnzimmer schon den Fernseher angeschaltet.
    » Nee, warte«, sagte Mascha. » Wir gehen zu Tony rüber. Wenn er schon mal nicht da ist…«
    Im Zimmer ihres großen Bruders legte Mascha die Hand an den Computer. » Noch warm. Lange kann er noch nicht weg sein. Hoffentlich holt er nicht nur Zigaretten.« Neben dem Keyboard lag eine zusammengeknüllte Schachtel. Mascha schnippte sie in den Papierkorb und schaltete den PC ein. Während sich der Bildschirm aufbaute, holte sie aus dem Wohnzimmer eine Mappe.
    Cat hatte sich auf Tonys Bett gesetzt und sich in eine der aufgeschlagenen Zeitschriften vertieft, die auf dem zerwühlten Bettzeug verteilt waren.
    » He!«, rief Mascha plötzlich. » Das glaubst du nicht. Hermann Hesse hab ich eingegeben. Schätz mal, wie viele Treffer ich bekommen habe.«
    » Hundert?« Cat hob nicht mal den Kopf.
    » Falsch. Millionen sind das. Ich muss den Begriff einengen. Wie hieß noch der Roman, den wir lesen sollen?«
    » Irgendwas mit Fahrrädern war das, glaub ich.«
    Mascha prustete los. » Ach, Cat. Manchmal bist du wirklich zum Knutschen. Aber danke! Du hast mich tatsächlich draufgebracht.« Kichernd gab sie Unterm Rad ein.
    Cat las einen Artikel über die Freundinnen der Bundesligastars und blätterte weiter zu einem Bericht über die Millionengehälter von Gomez & Co. Als sie hörte, dass Mascha den Drucker einschaltete, sah sie auf: » Was machst du da eigentlich?«
    Mascha holte aus ihrer Mappe den Zettel mit den Anweisungen ihrer neuen Deutschlehrerin und hielt ihn Cat hin. » Das Lesetagebuch für Frau Dr. Röggelein.«
    » Jetzt?« Cat starrte ihre Freundin entsetzt an. » Wir haben Wochenende!«
    » Na und? Kann doch Spaß machen.« Das Verrückte war, dass Mascha das Fach Deutsch noch nie so spannend gefunden hatte wie bei Frau Dr. Röggelein. Deutsch! Bisher war sie da eher unteres Mittelmaß gewesen. Zu viele Rechtschreibfehler.
    » Und was hast du da ausgedruckt?« Cat zog die Seiten aus dem Drucker.
    Es waren Fotos, die Mascha in einer Stern -Serie zum 125. Geburtstag Hermann Hesses gefunden hatte. Eines zeigte Hesse zusammen mit seinem ersten Sohn Bruno am Strand von Gaienhofen, beide splitternackt, Hesse nur mit einem Hütchen auf dem Kopf.
    » Das isser? Hast du seinen Arsch gesehen? Ziemlich dürftig, oder?« Cat ließ das Foto sinken. Zweifelnd sah sie Mascha an. » Und der ist wirklich berühmt?«
    » Und wie!« Mascha hatte einen Zeitungsartikel über die aktuellen Verkaufszahlen gefunden. » Seine Bücher sind weltweit schon über 100 Millionen Mal verkauft worden. 100 Millionen Mal! Aber angefangen hat er als Totalversager.«
    Mascha hatte im Netz eine Kurzgeschichte gefunden, die Hesses leidvolle Schulerfahrungen beschrieb. Sie begann: Niemand hatte geahnt, dass er an diesem 7. März des Jahres 1892 fortlaufen würde, nicht einmal er selbst.
    » Der ist einfach abgehauen?« Cat nahm Mascha die Seiten aus der Hand und las weiter.
    Mascha holte noch ein paar andere Sachen aus dem Netz. Sie schaute sich noch einmal die Anweisungen von Frau Dr. Röggelein an. » Ich glaub, ich hab’s«, sagte sie. » Wir können doch erst mal den Typen vorstellen. Das steht hier unter Vor der Lektüre. Und als Illustration nehmen wir…« Sie musste kichern.
    Cat ließ genervt die Seiten mit der Kurzgeschichte sinken. » Was denn?«
    » Einen Ausschnitt aus dem Stern -Foto.« Mascha hatte das Bild auf den Schirm geholt und setzte den Rahmen für den Ausschnitt.
    Cat kreischte los. » Seinen nackten Arsch? Spinnst du? Dann geht’s uns wie Hesse. Wir fliegen von der Schule.«
    Mascha arbeitete unbeirrt weiter. » Glaub ich nicht«, sagte sie. » Wir müssen das nur richtig rüberbringen.«
    » Seinen Arsch?«
    Mascha überging die Bemerkung. » Nehmen wir einen ganz normalen Schüler. Dich zum Beispiel, Cat. Du kennst diesen Hesse nicht und er interessiert dich nicht die Bohne. Aber wenn du auf der ersten Seite unseres Lesetagebuchs seinen Arsch siehst und vielleicht noch
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