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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge
Autoren: Georg R. Kristan
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für Hundekuchen.«
    »Nein, das dürfen Sie nicht, aber Sie dürfen unserem Basko ein Dankeschön sagen.«
    »Ja, gern. Dank dir, Basko.«
    Der Hundeführer rief das Tier zu sich heran und strich ihm mit der Hand über Kopf und Widerrist. »Das war brav, Basko. Sehr brav. Ein tapferer Kerl bist du.« Die in der Erregung wie eine Bürste aufstehenden kurzen Nackenhaare glätteten sich. Basko wußte, daß er seine Pflicht getan hatte.
    Die Beamten vergewisserten sich, daß der Tramper, von ein paar schmerzhaften Quetschungen am Bein abgesehen, keine ernsthaften Verletzungen erlitten hatte. Die Hose allerdings war vollkommen zerfetzt. »Sie hätten besser nicht nach dem Hund treten sollen. Wir werden Ihre Personalien aufnehmen und Sie der Polizei übergeben. – Was ist in der Tasche? Bitte aufmachen.«
    »Hier, das steht alles zu Ihrer Verfügung«, stammelte der Tramper. »Ein zweites Hemd, Unterwäsche, Socken. Alles schmutzig. Ein Rest Schokolade und Maronen. Ich habe Freunde besucht und bin in Köln zu Hause. – Das Geld… Ich hatte nichts mehr…«
    »Nun, darum kann sich die Polizei kümmern. Wir werden die Kollegen über Funk herbeirufen.«
    Der Schäferhund kratzte leicht mit den Vorderpfoten und ruckte an der Leine.
    »Na, was ist Remus? Duft in der Nase?« fragte sein Herr. »Die Tasche bitte. Alles ausleeren! – Such Remus, such!«
    Remus bohrte seine Nase in die Schultertasche, gab Laut und begann wieder zu kratzen.
    Trotz gründlicher Kontrolle ließ sich kein Haschisch oder anderer Stoff finden. Doch die Hundenase hatte Rückstände gewittert.
    »Da war etwas in der Tasche. Der Kerl hat mir unterwegs einen Joint angeboten. Ich habe ihm gesagt, er soll das Zeug aus dem Fenster werfen. Das hat er auch getan«, erklärte Guido.
    »Bedroht hat er mich – massiv bedroht«, erwiderte der Tramper, dem langsam der Schock aus den Gliedern wich.
    »Ja, hätte ich den nur rausgeworfen. Dann wäre mir mancher Ärger erspart geblieben.«
    »Na, da wollen wir mal sicherheitshalber im Fahrerhaus nachsehen, wo der Herr Mitreisende gesessen hat. Sein Ausstieg ist ja etwas beschleunigt erfolgt«, meinte der Führer des Spürhundes. Er leinte das Tier ab und ließ es suchen. »Die Beifahrertür ist ziemlich hoch. Die muß ich dir wohl aufmachen, alter Bursche.«
    Wie er es hundertmal geübt hatte, kletterte Spürhund Remus über die für Pfoten so unangenehmen Trittroste in das Fahrerhaus und gab sofort Laut. Der Zöllner stieg ihm nach und wandte sich kurz darauf mit einer Aktentasche aus Segeltuch in der Hand den Kollegen zu. »Na, was haben wir denn hier?«
    »Wie kommt die da hinein?« fragte Guido Siemann. »Die gehört mir nicht.«
    Der Beamte wandte sich an den Tramper. »Reisegepäck, wie? Wohl zu eilig ausgestiegen?«
    »Die Tasche kenne ich nicht. Ihr könnt mir doch nicht alles in die Schuhe schieben«, erregte sich der ungeliebte Fahrgast.
    Remus ließ sich durch das Gespräch nicht ablenken. Er gab erneut Laut und versuchte mit der rechten Pfote zu kratzen.
    Der Griff der Leinentasche war mit einer Hanfkordel umwickelt. Statt metallener Schlösser hielten Knebel und Laschen die Klappe fest. Alles wirkte sehr schlicht, eher billig. Der Inhalt machte keinen verdächtigen Eindruck. Eine Thermosflasche, ein Paket Wurst-Sandwich in Papier mit dem Aufdruck eines Kiosks in Antwerpen und eine Tafel Milchschokolade. Das war schon alles.
    »Na, Remus, wolltest du Hungerleider fremd fressen gehen?« fragte sein Herr und hielt dem Hund das Verpflegungspaket vor die Nase. Remus verzog angewidert die Lefzen und schnaubte mißbilligend. Seine Nase stupste gegen die Thermosflasche.
    Der Zöllner nahm ein Papiertaschentuch und schraubte vorsichtig den Becher ab. Dann drehte er den inneren Verschluß auf. Der Inhalt: zubereiteter Kaffee. Aber trotz der noch vollständigen Füllung war kein Dampfwölkchen zu sehen. »Nanu, kalter Kaffee in einer Thermosflasche? Hat jemand etwas dagegen, wenn ich das ausleere?« Damit drehte er die Kanne auf den Kopf. Etwa ein Becher voll Kaffee floß auf die Erde. Der Blick in den Isolierglasbehälter ließ ganz eindeutig eine Wachsschicht erkennen. Der Beamte steckte vorsichtig die Spitze seines Kugelschreibers hindurch und hielt sie dann Remus unter die Nase. Der gab freudig Laut und trommelte mit der rechten Pfote. Wenn ein Rauschgift-Spürhund als »Haschhund« Erfolg hat, ist er besonders lebhaft.
    »So ist der Remus brav. Guter Hund! – Ja, meine Herren, jetzt wird es wohl ernst«,
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