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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge
Autoren: Georg R. Kristan
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herumschlagen. Für uns reicht, was wir haben.«
    »Daumenschrauben würden die Aussagefreudigkeit gewiß merklich erhöhen – aber du läßt mich ja nicht!«
    Freiberg hatte sein Lächeln wiedergefunden. »Ich sagte schon mal: ›…den Sirenen der Illegalität widerstehen.‹«
    »… und sich an einem starken Mast festhalten! – Ich weiß, Chef. Aber so gehen die Kapitäne auf wilder See mit ihren Staatsgaleeren unter. Vielleicht hätte ich im Rosenfeld ein paar Zentimeter mehr nach links halten sollen. Ich hatte ihn so schön im Visier.«
    »Und?«
    »Ach laß – er wirkte so hilflos. Aber verdient hat der Totmacher meine Milde nicht. Immerhin hat er sich bei der ersten Vernehmung selbst einen Strick gedreht – und daran wird er hängen. Symbolisch meine ich, ganz penibel rechtsstaatlich. Mit der Schutzbehauptung Totschlag oder Affekthandlung läuft nichts mehr.«
    Freiberg nickte zustimmend. »Du meinst Motiv, Planung und Tatausführung? Die Trimmzeiten Klattes von der Richter so ganz nebenbei zu erfahren, war noch kein Kunststück.«
    »Richtig, Chef. Vor allem aber hätte er uns nicht auf die Nase binden dürfen, daß er seine Wandertasche auf den Weg gelegt hat, um Klattes Aufmerksamkeit zu erregen. Daß der seinen Trimmtrab stoppen würde, um sich das Ding anzusehen, war ganz schön kalt vorausberechnet. Dann hinterrücks eins über den Schädel und kopfüber in den Blauen See. – Was haben wir nur für Zeitgenossen! Mord aus Heimtücke und zur Verdeckung einer anderen Straftat – vom Doppelkorn zur Doppeltat! Wir haben alles im Protokoll! Und wenn Erlenborn seine Aussage widerrufen sollte, sind wir zwei schwurfeste Zeugen. – Vielleicht wäre etwas mehr links im Rosenfeld doch richtig gewesen.«
    Das Telefon klingelte.
    »Schreiben Sie weiter!« rief Freiberg zu Fräulein Kuhnert hinüber. »Ich nehme selbst ab.«
    Ein Anruf von der Zollfahndung, die um Mitternacht noch dabei war, den Betrieb Erlenborn auf den Kopf zu stellen: »Haben Sie eine Ahnung, wo wir eine Marianne Richter auftreiben können? Die war hier für den Einkauf zuständig«, wollte der Fahnder wissen.
    Freiberg drückte den Lautsprecherknopf und sagte: »Meine Kollegen hören mit. Die Richter hat ihr Arbeitsverhältnis gelöst und sich von Erlenborn getrennt, weil er eine andere heiraten wollte. Wir wissen nicht, wo sie steckt.«
    »So – na, die werden wir schon irgendwo auftreiben.«
    Freiberg dachte, daß der Zoll dafür schon einen sehr langen Arm und sehr viel Glück haben müsse. Laut sagte er: »Da ich Sie schon mal an der Strippe habe – wo war der geschmuggelte Alkohol versteckt? So ganz einfach dürfte das in einem laufenden Betrieb dieser Größe nicht gerade sein.«
    »Ganz raffiniert die Masche – und doch so einfach. Erlenborn hat vor den zwei letzten Zisternen des Brennlagers eine Trennwand hochmauern lassen und so getan, als ob das dahinter liegende Zoll-Lager um diese beiden Tanks erweitert werden sollte. Aber er hat die ursprüngliche Trennwand stehen lassen – und damit hatte er sein Versteck für den geschmuggelten Alkohol. Irgendwo im Labyrinth des alten Luftschutzbunkers hat er die beiden Tanks an das Leitungsnetz angeschlossen: Schieber nach rechts = legaler Alkohol von der Bundesmonopolverwaltung, Schieber nach links = Schmuggelware ohne Steuern und Abgaben. Die beiden illegalen Tanks fassen fünfzigtausend Liter Reinalkohol. Einer ist leer, in dem anderen sind noch runde zehntausend Liter.«
    »Das ist wirklich genial«, sagte Freiberg. »Da wundert es mich nicht, daß ich nur acht Zisternen gezählt habe, obwohl in den alten Plänen zehn eingezeichnet waren.«
    Lupus war beeindruckt. »Mann, zehntausend Liter, das macht dreißigtausend Püllekens. Der Stoff hat einen Schwarzmarktwert von über eine Viertelmillion Mark!«
    »Meine Leute haben das Tankfahrzeug bei der Firma Spedimpex in Beuel beschlagnahmt«, erläuterte der Zollfahnder weiter. »In dem Laden herrscht vollständige Konfusion. Den Seniorchef hat ein Herzanfall außer Gefecht gesetzt, und die Tochter ist völlig aufgelöst.«
    »Sie hat auch allen Grund dazu. Übermorgen, bei der Hundertjahr-Feier sollte ihre Verlobung mit Hartmut Erlenborn bekanntgegeben werden«, sagte Freiberg. »Aber – was wird nun mit dem Betrieb?«
    »Der kann von uns aus weiterlaufen«, erklärte der Zöllner. »Die Destille gehört ohnehin nicht dem Erlenborn, sondern Barbara Siemann. Aber die wird es schwer haben, über die Runden zu kommen. Wir werden die
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