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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge
Autoren: Georg R. Kristan
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Steuern bei der Firma nacherheben. Eine Million ist sicherlich fällig. Ich vermute, in ein paar Tagen ist der Name Erlenborn am Verwaltungsgebäude abmontiert und im Handelsregister gelöscht. Von der Verlobung und dem Betriebsjubiläum wird kein Mensch mehr reden wollen.«
    »Nur mit dem Doppelkorn in den Verkaufsregalen dürfte es länger dauern«, warf Freiberg ein.
    »Ach woher – das geht sehr schnell –, wie vor einer Preiserhöhung. So billigen Schnaps von einem Mörder, den gibt’s nicht alle Tage. Wer läßt sich solch ein Schnäppchen schon entgehen? Da gruselt’s einen richtig, wenn es durch die Kehle rinnt.«
    Freiberg lachte laut. »Sie haben eine seltsame Art von Humor. – Was hat der Zoll sonst noch zu berichten?«
    »Den Kasus-Knusus müssen wir gemeinsam mit der Kripo lösen, mit dem Dritten K. – Wirtschaftskriminalität. – Geklärt werden muß vor allem, ob bei Spedimpex Guido Siemann ›Alleinvertreter‹ in Sachen Schmuggel war. Das Tankfahrzeug wird sicherlich zugunsten der Staatskasse eingezogen, und der Siemann muß für die hinterzogenen Steuern mithaften – wenn er durchkommt. Haben Sie Nachrichten aus der Klinik?«
    »Näheres noch nicht. Die Operation hat er erst einmal überstanden«, antwortete Freiberg. »Die Ärzte sind zuversichtlich, seine Bärennatur wird es hoffentlich schaffen.«
    »Mein Gott«, sagte der Zollfahnder, »dieses arme Schwein ist ja eigentlich gestraft genug.«
    »Wie ist so ein Schmuggel denn überhaupt möglich?« wollte Freiberg wissen.
    »Manchmal läuft mit falsch deklarierter Ladung und gefälschten Papieren ein- oder zweimal alles glatt. Die Kontrollen an der Grenze beschränken sich auf Stichproben. Bald wächst der Leichtsinn oder die Großmannssucht und eine Schnüffelnase wie unser Klatte wird mißtrauisch. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der ganze Laden auffliegt.«
    »Aber der Siemann mußte doch mit Kontrollen rechnen«, wunderte sich Freiberg. »Bei der ersten Stichprobe wäre er doch aufgefallen.«
    »So dumm war er nicht! Der hat da, wo die Probeentnahmen erfolgen, einen kleinen Behälter eingebaut und mit ein paar Litern Brennwein gefüllt. Die ganze übrige Ladung bestand aus reinem Alkohol. Bei einer normalen Stichprobe war das kaum zu entdecken.
    Auch an der Eichmarke im Dom des Tankfahrzeugs läßt sich diese Manipulation nicht erkennen.«
    »Wir haben viel dazu gelernt und wissen jetzt, wie das große Geld zu machen ist«, bedankte sich Freiberg. »Aber laßt von dem Betrieb noch etwas übrig. Wenn Erlenborn getilgt ist, muß wenigstens Samsons Feindestille weiterleben – die hat schließlich Tradition in Bonn. Und der blonden Barbara wird es nicht schwerfallen, den richtigen Prinzgemahl dafür zu finden.«
    »Mit Zöllnern und Sündern könnten wir da jederzeit dienen«, verabschiedete sich der Fahnder.
    Hauptkommissar Freiberg legte den Hörer auf und strich langsam mit den mittleren drei Fingern der linken Hand über seine Stirn. Fräulein Kuhnert reichte ihm die letzten Blätter zur Unterschrift. Freiberg überflog den Text und zeichnete ab. Mit einem befreiten Aufatmen lehnte er sich zurück. »So – das war’s! Ich danke euch allen. Jetzt hätten wir wohl einen Schluck verdient.«
    Lupus verschwand aus dem Zimmer, kam zurück und hielt eine Flasche Erlenborn-Doppelkorn in der Hand. Er zeigte sie kurz herum. »Diesen Gruselfusel jedenfalls nicht«, stellte er fest und ging zum Handwaschbecken. Mit einem gluckernden Geräusch lief der Inhalt in die Kanalisation.
    »Ich habe noch etwas Feines, um dieser Stunde gerecht zu werden«, lächelte Fräulein Kuhnert und huschte nach nebenan. Eine Schranktür klappte, Gläser klirrten. Dann stellte sie ein Tablett auf den Besuchertisch. Im Kreis der Cognac-Schwenker stand eine mattschwarze Flasche mit stilisiertem Etikett. Darauf in Goldbuchstaben:
    Samson Weinbrand – Hundert Jahre Qualität.
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