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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge
Autoren: Georg R. Kristan
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und fetzte ihm die Hose vom Leibe. Worauf der Miesling laut wimmernd vor dem edlen Ritter auf die Knie fiel und flehte: ›Nehmt alles zurück, edler Herr, doch laßt mir das Leben. Gnade, o Herr, Erbarmen!‹ – Ich Dummkopf habe ihm Gnade gewährt, und als Dank hat er mich an den Zoll verraten wollen, um seine Missetat zu decken. Doch jetzt liegt er in Eisen, und wir bechern Champagner. Prost, Mädchen!«
    Mariannes Blick wanderte über das Glas hinweg zur Eingangstür. In der gleichen Sekunde hatte sie Werner Klatte erkannt, der seine Jacke lose über dem Arm trug und offensichtlich mal eben hereinschaute, um gleich wieder zu gehen, wenn ihm das Publikum nicht zusagte. Doch die Atmosphäre schien zu stimmen. Nach einem Bummel vom Bonner Münster über den Kaiserplatz zur Poppelsdorfer Allee mit der Aussicht auf das erleuchtete Schloß, dem Herzstück der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, schien dies endlich der richtige Ort für ihn zu sein.
    Hier im »Old-Sound« hatte Werner Klatte die Umgebung gefunden, die er suchte. Er hatte von Aachen aus an manchen dienstfreien Wochenenden in Brüssel und Lüttich der neuen Musik- und Tanzleidenschaft gefrönt. Dabei hatte er auch Marianne Richter aus der gemeinsamen Dienststelle näher kennengelernt und mit ihr schließlich den kleinen Grenzverkehr geprobt.
    Er ging zur Bar, um sich einen Cocktail zu gönnen und dabei die Besucher zu sondieren. Als er sich nach rechts wandte, traf sich sein Blick mit dem Mariannes, die überrascht aufsah. Er winkte ihr zu und machte damit den Mann auf sich aufmerksam, der neben ihr saß und laut erzählte, jetzt aber seine Stimme senkte. Marianne schien ihm zu erklären, wer der Ankömmling war. Guidos Miene hellte sich auf, blieb aber skeptisch. Das andere strohblonde Mädchen am Tisch drehte sich um und musterte Klatte von Kopf bis Fuß. Dabei glitt ein intensiver werdendes Lächeln über ihre Züge. Sie beugte sich zu ihrem Begleiter und sprach auf ihn ein. Der richtete sich auf und winkte Klatte zu sich heran. Marianne Richter nickte dazu. Es schien allerdings, als ob sie mit dieser Geste Vorsicht andeuten wollte.
    Werner Klatte hangelte sich vom Hocker, nahm seinen Drink und trat zögernd an den Tisch.
    Marianne ergriff schnell das Wort: »Darf ich bekannt machen: Herr Klatte, Zollamtmann und Leiter des Amtes in Beuel, den ich aus meiner früheren Tätigkeit in Aachen kenne.« Sie sprach sehr förmlich und schien Wert darauf zu legen, seine amtliche Funktion deutlich zu machen. »Ihnen, Herr Klatte, mochte ich Herrn Guido Siemann von der internationalen Spedition Siemann und Co. vorstellen und – last but not least – seine Schwester Barbara.« Marianne schien auch in dieser lockeren Runde größten Wert darauf zu legen, beim »Sie« zu bleiben.
    »Bitte Platz zu nehmen«, dröhnte Guido und wies einladend auf den freien Stuhl. »Ich habe es augenblicklich mit den Zöllnern und Sündern. Seien Sie beim Schampus willkommen, obwohl mich Ihre Kollegen von der Fahndung in Aachen gestern ganz schön in der Mangel gehabt haben. Und das alles, weil so ein trampender Haschbruder in meinem Sechzehn-Tonner seinen Stoff über die Grenze schmuggeln wollte. Ich Idiot habe ihn von Antwerpen mitgenommen.«
    »Danke für die Einladung. Wie ich sehe, ist alles glatt gelaufen, und Sie sitzen nicht in finsterer U-Haft«, meinte Werner Klatte leichthin.
    »Ja, die Schweinerei ist aufgeklärt. Ihre Kumpels haben den Bubi gleich an die Polizei weitergereicht, und ich durfte die Heimat wiedersehen. Das wird jetzt und hier gefeiert.«
    Werner Klatte hatte neben der blonden Barbara Platz genommen. Der Kellner reichte ein Glas nach und goß Champagner ein. Die Runde trank sich zu. Barbara sah Klatte in die Augen, senkte kurz ihr Glas und hob es wieder, so als ob sie andeuten wollte, daß sie ihn schon näher kennenlernen möchte. Marianne verhielt sich neutral.
    »Und ein Zollhund hat den Tramper gestellt, als er meinem Bruder die Brieftasche geklaut hatte«, ergänzte Barbara Guidos dramatische Schilderung.
    »Das sind ja tolle Burschen. Aber sie scheinen nicht richtig zu beißen. Wie schön wäre es gewesen, wenn der Bello den Tramper so richtig am Arsch gepackt hätte, oder so happ ins Gemächte«, ereiferte sich Guido.
    Marianne zuckte zusammen, und Barbara meinte gelassen: »Bruderherz, du bist ein ausgesprochener Menschenfreund.«
    Werner Klatte erläuterte der Runde, daß die Tiere nicht auf Beißen, sondern auf das Stellen von Tätern
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