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Feenland

Feenland

Titel: Feenland
Autoren: Paul J. McAuley
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den schimmernden
Türmen und spitzenzarten Minaretten, wird es von Spiromilos und
seinen Söldnern bombardiert.
    Als sich eine Staubwolke über den tiefen Polymer-See
ausbreitet, der einst ein Komplex von Drogen-Feldern war, knattern
die Handfeuerwaffen der Söldner los.
    »Die Feen können die Stadt wieder aufbauen, wenn sie
wollen«, sagt Alex zu Mistress Powell. »Lassen Sie
Spiromilos ruhig seine Zeit und Munition verschwenden!«
    Die Zwillinge kommen zurück. Sie treiben den gehörnten
Mann durch die dichten Farngewächse am Waldrand. Der
Gehörnte preßt beide Hände gegen die Schläfen.
Als er stolpert und der Länge nach hinschlägt, werden die
Zwillinge wütend und versuchen ihn durch Tritte zum Aufstehen zu
bewegen.
    Mistress Powell vertreibt sie mit ihrem Sonnenschirm.
    »Ihr bösen, bösen Kinder!«
    Die Zwillinge flüchten vor ihrem Zorn, drehen sich aus
sicherer Entfernung um und höhnen:
    »Du bist ein dummes altes Weib…«
    »… ein total bescheuertes altes Weib…«
    »… du solltest da unten mitmarschieren…«
    »… du solltest brav in den Tod
marschieren…«
    »… mit einem Lied im Herzen und leerem
Kopf…«
    »… ganz und gar leerem Kopf!«
    Mistress Powell stützt den gehörnten Mann, damit er sich
aufsetzen kann. »Diese Frau hat auch Sie verwandelt«, sagt
sie und hält seinen Kopf, während er eine dünne
Flüssigkeit erbricht.
    Der gehörnte Mann heißt Thodhorakis, aber an sehr viel
mehr kann er sich nicht erinnern. Die Modifikationen sitzen tief und
scheinen ganze Blöcke aus seinem Gedächtnis
gelöscht zu haben. Vielleicht wurde er beim Eindringen in die
neutrale Zone gefangen genommen. Vielleicht war er Soldat oder Bandit
oder irgendein harmloser Schafhirte. Er weiß es nicht. Die
Eindrücke von seinen Exkursionen in die Bibliothek der
Träume sind lebhafter als die Bilder von seinem Leben aus der
Zeit vor der Veränderung.
    Der gehörnte Mann, der sich Thodhorakis nennt, hebt den Kopf
und sagt: »Ich kann kaum etwas sehen.«
    Mistress Powell streicht behutsam über die
Kohlefaser-Antennen, die in einem starren Fächer durch die
verkrustete Haut in seinem Nacken wachsen. Sie sieht Alex an.
»Wenn Sie diese Dinger entfernen können, Mister Sharkey,
sollten Sie das auf der Stelle tun.«
    »Wir brauchen seine Hardware noch«, erklärt Alex.
»Aber er kann mit mir auf dem Mammut reiten.«
    »Ich gehe lieber«, sagt Thodhorakis.
    »Das wird Ihnen guttun«, pflichtet ihm Mistress Powell
bei. Dann wendet sie sich an Alex: »Sie, Mister Sharkey,
bedürfen selbst der Schonung.«
    »Sie werden bald wieder Blut zapfen müssen«, sagt
Alex.
    Er hat bereits jedem der Zwillinge und dem gehörnten Mann
etwas Blut abgenommen und getrunken. Nachdem sein modifiziertes
Immunsystem die exotischen Fembots unschädlich gemacht hatte,
zapfte Mistress Powell einen Liter von seinem Blut ab und verteilte
es unter den Feen der Zwillinge. Es war eine von ihnen, die mit einem
Kuß die Heilung des Gehörnten auf den Weg brachte. Die
überlebenden Zornigen werden nun ebenfalls das Blut von Alex
brauchen, um die T-Lymphozyten an die Codes der gereinigten
Kreuzzug-Fembots anzugleichen und damit Fembot-Vektoren aufzubauen,
die sich in das Nervensystem der Kreuzfahrer schleusen lassen.
    Die Zwillinge kommen unsicher auf Mistress Powell zu und sehen sie
forschend an. Sie schwanken, ob sie ihr vertrauen oder es mit einem
Trick versuchen sollen.
    »Gib ihn uns…«
    »… wir können ihm helfen…«
    »… wir wissen, wie man ihm helfen kann.«
    Alex empfindet Mitleid für die Zwillinge. Milena hat sie
brutal ausgenutzt. Obwohl sie ihre Intelligenz besitzen, waren sie
immer von ihr abhängig. Sie fand sogar einen Weg, aus ihrer
Rebellion Profit zu schlagen. Sie geben nicht zu, daß sie
verloren haben, aber sie wissen, daß das Spiel, an dem sie
teilnahmen, nach ganz anderen Regeln ablief, als sie
ursprünglich gedacht hatten. Das hat ihnen den Mut geraubt.
    »Die Sache hier ist bald vorbei, so oder so«, sagt Alex.
»Ihr könnt uns helfen, oder ihr könnt von hier
verschwinden.«
    Die Zwillinge wechseln einen Blick und kauern dann eng umschlungen
am Waldrand nieder, mitten in den Farngewächsen. Mehr und mehr
ähneln sie zwei ganz normalen, verängstigten kleinen
Mädchen.
    Das Gewehrfeuer der Söldner ist verstummt. In der Stille, die
folgt, beginnt etwas im Unterholz zu singen, schmettert eine Kaskade
von kehligen Lauten. Alex schaut in die Tiefe und entdeckt eine
kleine Echse auf einem moosüberwachsenen
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