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Feenland

Feenland

Titel: Feenland
Autoren: Paul J. McAuley
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hinterläßt tiefe Rillen im Polymer,
schlittert ans Ufer und jagt mit vollem Rohr den Hang hinauf.
    Todd geht zu Fuß zurück. Die Puppe und die Fee sind
immer noch ineinander verkeilt; sie scheinen tiefer in die
Polymer-Masse eingesunken zu sein. Getrocknetes Blut bedeckt die
Beine der blinden Fee. Sie hat die Zähne in die Kehle ihrer
einarmigen Gegnerin geschlagen, ist aber offensichtlich zu schwach,
den tödlichen Biß zu vollenden.
    Todd hebt mechanisch einen Fuß nach dem anderen, wirft einen
Blick auf seine Badeschlappen, runzelt die Stirn und entfernt sich
dann mit schnellen Schritten, gefolgt von der kleinen Kamera-Drohne.
Er passiert den Graben mit dem verbrannten Kerosin und wandert durch
die geschwärzten Ruinen des Städtchens. Unter seinen
Schritten knirscht und bröckelt das fembotzerfressene
Pflaster.
    Spike, Katrina und die meisten der überlebenden Feen, etwa
fünfzig an der Zahl, haben sich ans andere Ende der Stadt
zurückgezogen, bis an den Rand der unkrautüberwucherten
Felder. Sie sitzen im Kreis um den Einschlagkrater einer Bombe, die
es weit über ihr Ziel hinausgetragen hat. Vom Grund des Kraters
steigt immer noch Qualm auf, und der beißende Gestank löst
bei Todd einen Hustenreiz aus, als er Kemmels Botschaft
wiederholt.
    »Dann sterben wir alle«, erklärt Fresser der Sonne.
Der Elf scheint nicht allzu bekümmert.
    Katrina wendet sich an Todd und meint, daß er jederzeit
gehen könne. »Keiner hier wird Sie aufhalten.«
    »Was meinst du, Spike?« will Todd wissen.
    »Du bleibst doch, oder? Dann bleibe ich auch. Einer muß
schließlich aufpassen, daß du keinen Blödsinn
machst.«
    Ein klarer blauer Himmel zeigt sich über der gezackten Linie
des Waldes. »Ist dieses Polymer-Zeug hitzebeständig?«
erkundigt sich Todd.
    Katrina zuckt die Achseln.
    »Kemmels Geländemaschine schrammte tiefe Furchen in die
Oberfläche. Und ich hinterließ Fußspuren, die sich
allmählich wieder füllten.«
    Weder Katrina noch Spike hören, was er sagt. Sie blicken
angespannt nach Westen, die überwachsene Straße entlang,
die aus der Stadt führt. Auch die Feen starren in diese
Richtung; ihre großen, spitzen Ohren zucken.
    Die Kamera-Drohne steigt auf. Ihre blitzenden Objektive schwenken
herum. Spike reicht Todd einen kleinen Flach-Monitor und sagt:
»Wir bekommen Besuch. Eine ganze Menge Besuch.«
    Jetzt hört auch Todd etwas, schwach, aber unverkennbar. Es
ist der Klang vieler Menschenstimmen, die einen Choral singen. Es ist
der Kinder-Kreuzzug.

 
17    Der Gehörnte Mann
     
     
    Eine Stimme sagt: »Es ist der Kinder-Kreuzzug.« Und eine
andere: »Seht euch die Stadt an! Sie machen Feenland
kaputt!«
    Alex schwankt in der Holzsänfte auf dem Rücken des
Zwerg-Mammuts. Er glüht vor Fieber. Wenn er sich nicht
zusammennimmt, beginnen die Dinge am Rande seines Sichtfelds zu
verschwimmen. Sein Computerdeck hat eine Antenne durch das Zottelfell
an Hannibals Flanken geflochten, und das hauchdünne
Spinnengewebe scheint zu glitzern und sich zu drehen. Apathisch
beobachtet er, wie die Feen davonrennen und sich im Wald verteilen.
Der gehörnte Mann trabt hinter ihnen her, obwohl die Zwillinge
ihn wütend zurückrufen. Der gehörnte Mann ist nicht
vollständig kuriert -Alex muß seine Hardware noch
mitbenutzen – aber die Zwillinge können ihn nicht mehr nach
Belieben steuern.
    Ray, der Hannibal führt, sagt wieder: »Der
Kinder-Kreuzzug. Hört ihr? Sie singen.«
    Mistress Powell ist neben Ray getreten. Sie weint, aber ihr
derbes, sonnengerötetes Gesicht verrät ehrfürchtiges
Staunen. »Wie fühlen Sie sich, Mister Sharkey?«
    »Beschissen. Ich glaube, ich habe zuviel von diesem Blut
getrunken.«
    Vom Hügelkamm steigt etwas in hohem Bogen über die
Baumwipfel auf, zieht eine dicke weiße Rauchspur hinter sich
her und senkt sich auf die Stadt zu. Ein Teil der filigranen
Türme zersplittert. Feiner Staub wirbelt auf. Der Staub
verdichtet sich zu einem Pilz, als der Knall der Detonation Alex wie
ein fernes Türenschlagen erreicht.
    Mistress Powell sagt: »Sie zerstören alles. Wir
müssen etwas unternehmen, Mister Sharkey.«
    Alex sammelt mühsam seine Gedanken. Er hat das Gefühl,
daß in seinem Kopf nur Watte ist. Mund und
Nasenschleimhäute sind ausgetrocknet und fiebrig heiß.
Nach einer Weile sagt er: »Die Stadt ist nicht
wichtig.«
    Aber Mistress Powell will sich nicht beruhigen. Sie hat so lange
nach Feenland gesucht, und nun, da sie sich dicht vor Leskoviku
befindet, dem Fembot-Märchenschloß mit
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